Genauso wie Ferrari hat auch die FIA ein turbulentes Jahr hinter sich. Ob Track-Limit-Chaos in Österreich, diverse Vergehen gegen die maximale Delta Rundenzeit im Qualifying oder die späten Anschuldigungen gegen Susie Wolff, die in einer Farce endeten. Das FIA-Jahr positiv bewerten würden wohl nur weniger. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur zählt nicht dazu.

Vasseur: Delta-Regel ist ein Witz

Besonders eine neue Regel der FIA ist Vasseur ein Dorn im Auge. Die Regel der maximalen Delta-Zeit im Qualifying. Diese besagt, dass die Piloten eine Runde in einer gewissen Zeit absolviert haben müssen.

Langsamer als diese bestimmte Zeit dürfen sie nicht sein, sonst leitet die Rennleitung eine Untersuchung gegen sie ein und kann eine Strafe aussprechen, zumindest theoretisch. Praktisch sieht das jedoch meist anders aus.

"Ich glaube, Russell war 14-mal bei den Stewards und hat kein einziges Mal eine Strafe erhalten. Das heißt entweder, dass die Regel schlecht ist, oder, dass die Stewards die Regel nicht anwenden", so Vasseur über die Regel. "Die maximale Delta Rundenzeit in den Qualifyings war ein Witz." Theoretisch möglich, praktisch nie angewendet wurde die Regel laut Vasseur. "Es macht keinen Sinn eine Regel zu haben, wenn diese nicht befolgt wird."

Vasseur fordet verständliche FIA-Entscheidungen

Für Vasseur steht ein Aspekt im Vordergrund: Die Zuschauer sollen jederzeit verstehen können, was weshalb auf der Strecke geschieht. "Ich denke, das Problem dieses Jahr war die Kohärenz zwischen den einzelnen Entscheidungen", so Vasseur.

Ein prominentes Beispiel für ein Strafenchaos lieferte die Königsklasse dieses Jahr in Österreich. Schon während des Rennens sprach die Rennleitung mehrere Zeitstrafen gegen die Piloten aufgrund eines Verstoßes gegen die Track Limits aus.

Doch damit nicht genug: Spät nach dem Rennen untersuchte die FIA aufgrund eines Protests von Aston Martin weitere potenzielle Vergehen – und vergab zahlreiche weitere Strafen im Anschluss. Das ursprüngliche Ergebnis war komplett hinfällig.

"Wir brauchen Stimmigkeit für die Fans, die Sponsoren, für die Hersteller und alle Anteilhaber des Sports. Jetzt haben wir große Themen vor uns, das ist hoffentlich nur ein temporäres Problem", sagte Vasseur im Rahmen eines Weihnachtsessens mit Journalisten.

Gegen Ende des Jahres geriet die FIA einmal noch ins Kreuzfeuer. Sie kündigte öffentlich eine Untersuchung gegen Susie und Toto Wolff an. Die F1-Acadamy-Chefin sollte vertrauliche Informationen an ihren Ehemann weitergegeben haben. Doch alle Teams stellten sich auf die Seite der Wolffs. Die FIA stellte die Untersuchungen kurz darauf ein. Vasseur war genauso deutlich: "Ich denke, diese ganze Geschichte ist ziemlich peinlich für unseren Sport. In dieser Situation, wenn du über eine Person sprichst, musst du aufpassen, was du sagst."

Vasseur hofft 2026 auf Besserung

"Das große Thema für mich ist 2026, wir brauchen starke Regularien und müssen zusammen hart daran arbeiten", erklärte Vasseur. 2026 findet der nächste große Regelumbruch der Königsklasse statt. Die Autos sollen wieder kleiner werden, der Elektroanteil des Antriebs wird erhöht.

Ohne eine stabile Regelbasis befürchtet Vasseur jedoch Chaos. "Das ist die Herausforderung. Von der technischen Seite der FIA aus, machen wir glaube ich einen guten Job."