Nach monatelangem Warten durfte die Formel 2 beim Saisonfinale in Abu Dhabi am vergangenen Sonntag ihren neuen Champion küren. Im dritten Anlauf in der Nachwuchsserie konnte sich Theo Pourchaire durchsetzen und die Formel-2-Meisterschaft für sich entscheiden. Der 16-Punkte-Vorsprung vor Kontrahent Frederik Vesti erwies sich am Ende als zu große Hürde für den Dänen.

"Es waren stressige letzte Runden in einem stressigen letzten Jahr in der Formel 2", sprach Pourchaire zu Motorsport-Magazin.com . "Ich wusste, dass ich in einer guten Position war, die Meisterschaft zu gewinnen, aber bis ich die Ziellinie überquert habe, war ich mir nicht zu 100% sicher. Als ich meinen Renningenieur am Radio habe schreien hören wusste ich, dass wir es geschafft haben. Dann habe ich nur noch geweint."

Pourchaire ist Formel-2-Champion: Erfolg im dritten Anlauf

Nach einer fulminanten Rookie-Saison in der Formel 3 im Jahr 2020, bei der sich Pourchaire am Ende nur hauchdünn Oscar Piastri geschlagen geben musste, folgte für den damals erst 18-jährigen der Schritt in die Formel 2. Auch in der höchsten FIA-Junior-Klasse konnte Pourchaire zunächst beeindrucken, ging nach dem fünften Platz in der Gesamtwertung mit Supertalent-Stempel als Favorit in seine zweite Formel-2-Saison.

Doch in dieser erlebte die Aktie Pourchaire einen heftigen Dämpfer. Mit über 100 Punkten Abstand wurde der Franzose vom aktuellen Aston-Martin-Ersatzfahrer Felipe Drugovich deutlich geschlagen. Zu inkonstant waren Pourchaires Ergebnisse, vor allem im letzten Drittel der Saison.

"Es braucht Konstanz, um eine Meisterschaft zu gewinnen. Ja, wir hören das sehr oft, aber es ist wirklich enorm wichtig", erklärte Pourchaire, der sich seiner Schwächen in der Vergangeheit durchaus bewusst zu sein scheint. "Ich habe in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass ich auf eine Runde schnell sein kann. Aber es ist wichtig einem Formel-1-Team Konstanz zu zeigen und dass mein Fahren erwachsener geworden ist. Ich habe nicht viele Fehler gemacht in dieser Saison. Darauf bin ich stolz."

Alfa Romeo-Sportdirektor Beat Zehnder und Ersatzfahrer Theo Pourchaire im Paddock
Theo Pourchaire und Beat Zahnder, Foto: LAT Images

F2-Champions auf dem Abstellgleis: Formel 1 für Pourchaire zu teuer

Doch die Freude wird nicht von allzu langer Dauer sein. Denn für die Gewinner der Formel 2 herrscht in den letzten Jahren alles andere als Hochkonjunktur. Von den letzten fünf Champions hat aktuell lediglich Oscar Piastri ein Stammcockpit in der Formel 1. McLaren kaufte für die Chance an dem Supertalent sogar Daniel Ricciardo ein Jahr früher aus seinem hochdotierten Vertrag raus. Zuvor förderte Alpine den Australier mit zahlreichen Tests vergangener Formel-1-Boliden. Beides äußerst kostenintensive Maßnahmen.

Für seinen Juniorenfahrer wird Sauber allerdings nicht so tief in die Tasche greifen. Pourchaire wird in der nächsten Saison erneut lediglich die Rolle als Test- und Ersatzfahrer ausführen. Erfahrung will der Franzose daher zusätzlich in einer anderen Rennserie sammeln.

Im Moment ist es nicht geplant, dass ich nächstes Jahr mit einem Formel-1-Auto teste", sprach Pourchaire. "Das kostet das Team viel Geld. Das ist warum ich in anderen Rennserien fahren muss, wie zum Beispiel der SuperFormula. Die Autos sind nah an den F1-Autos dran und schneller als die F2-Autos. Ich hoffe sehr, dass ich da fahren kann, es ist eine starke Meisterschaft. Ich würde liebend gerne in einem F1-Auto testen, aber wie gesagt, es ist sehr teuer. Ich kann das verstehen."

Doch der Sauber-Junior hegt deswegen keinen Groll gegen sein Team. "So ist das nun mal. Ich bin natürlich enttäuscht - es ist mein Traum Formel-1-Faher zu werden", gestand Pourchaire. "Aber es ist kein Platz da in der nächsten Saison, aber das ist ok. Ich bin noch immer erst 20 Jahre alt. Das Team hilft mir sehr, deswegen bin ich zuversichtlich, dass ich einen Platz in der Zukunft haben werde. Am Ende der Saison 2024 wird es viele Fahrer geben, deren Vertrag ausläuft. Ich werde versuchen, mich im nächsten Jahr so beschäftigt wie möglich zu halten."

"Auf der Ersatzbank zu sein, ist natürlich hart. Ich werde viel im Simulator fahren und hoffe, dass ich in einer anderen Rennserie in der nächsten Saison fahren kann. Man hat bei Oscar [Piastri] gesehen, dass es funktionieren kann. Er fährt jetzt in der Formel 1 und ist da sehr gut. Hoffentlich kann ich es ihm nachmachen."