Seitdem McLaren in Österreich mit frischen Updates seine Formel-1-Saison einmal um 180 Grad drehen konnte, jagte das Team aus Woking einen Erfolg nach dem anderen. Lediglich auf der Highspeed-Strecke in Monza erlebte die McLaren-Euphorie einen kleinen Dämpfer, der nach starken Leistungen in den darauffolgenden Rennen allerdings als Ausrutscher abgetan wurde. Doch nach Wochen des nicht enden wollenden Erfolgs setzte es im Qualifying von Las Vegas die größte Niederlage seit dem Spielberg-Turnaround.

Beide Fahrer verabschiedeten sich bereits im Q1 von der Zeitenjagd. Lando Norris musste aus der Garage dabei zusehen, wie er Stück für Stück auf Platz 16 durchgereicht wurde, Oscar Piastri schaffte es trotz vorteilhafter Position auf der Strecke mit alten Reifen ebenfalls nicht aus Q1 heraus. Der Rookie wird das Rennen von Platz 19 starten. Bei der Bewertung der Qualifying-Pleite zogen die beiden Fahrer ein unterschiedliches Fazit.

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"Es ist nicht das Ergebnis, das wir wollten, aber das, was wir erwartet haben", gab Lando Norris zu. "Es ist bisher ein hartes Wochenende, das Auto war nicht so schnell wie in den letzten Rennen. Das ist enttäuschend, aber seit den ersten Runden wussten wir, dass wir nicht besonders schnell sein werden." Dennoch zog der McLaren-Pilot etwas positives aus dem zweifellos enttäuschenden Qualifying. "Aber auf eine gewisse Art und Weise ist es auch gut, das holt uns wieder zurück auf den Boden der Tatsachen", sprach Norris. "Sowas habe ich lieber dieses als nächstes Jahr."

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Oscar Piastri hingegen zeigte sich angesichts der Pace seines MCL60 optimistischer. Immerhin beendete der Australier die Qualifying-Generalprobe im 3. Freien Training auf dem zweiten Platz. Er sieht die Ursache für das Doppel-Aus im Q1 an einer anderen Stelle. "Im Nachhinein muss man sagen, nur einen Reifensatz zu benutzen war nicht die richtige Entscheidung. Die Reifen sind an diesem Wochenende der wichtigste Faktor", erklärte der Rookie. "Es war nicht wirklich ein Problem bei der Pace, sondern eher das Programm, das wir gefahren sind. Ich denke, wenn wir es aus Q1 geschafft hätten, wären wir auch ins Q3 gekommen. Das Auto ist kein komplettes Desaster."

Teamkollege Norris widersprach ihm teilweise: "Ob wir bis ins Q3 gekommen wären, weiß ich nicht, aber im Nachhinein kann man sagen, dass wir mit einem zweiten frischen Satz zumindest ins Q2 gekommen wären."

McLaren-Duo Oscar Piastri vor Lando Norris
Unterschiedliche Bewertungen der Fahrer nach dem Qualifying, Foto: LAT Images

McLaren war zwar nicht das einzige Team, das im Q1 lediglich einen Pirelli-Satz verfeuerte, allerdings waren sie von diesen Teams das einzige, bei dem die Fahrer ausschieden. Leclerc, Sainz, Russell, Verstappen Hamilton, Alonso und Albon konnten allesamt auf einem Satz in den nächsten Abschnitt einziehen. McLaren hingegen schickte Piastri bei seinem zweiten Versuch auf einem gebrauchten Satz zurück auf die Strecke, um im weiteren Verlauf einen zusätzlichen frischen Satz zur Verfügung zu haben. Lando Norris blieb sogar komplett in der Garage. Doch mit zunehmend schnellerer Strecke und frischen Reifen konnte selbst die vermeintlich langsamere Konkurrenz vorbeiziehen. Das Aus für McLaren war damit besiegelt.

Stella: MCL60 noch gar nicht für Highspeed entwickelt

McLaren ging ohnehin mit vorsichtigen Erwartungen in das bisher unbekannte Las-Vegas-Terrain. Bereits vor dem Wochenende war klar, dass das Streckenlayout des Las Vegas Strip Circuit dem MCL60 nicht gerade schmeicheln würde. "Es kam nicht komplett unerwartet", gab McLaren-Teamchef Andrea Stella zu. "Es gibt hier viele langsamen Kurven, in denen das Auto nicht besonders gut funktioniert. Es ist ein Streckenlayout mit vielen Geraden, deswegen mussten wir ein Setup mit wenig Abtrieb wählen. Für solch ein Setup haben wir das Auto aber noch nicht entwickelt. Außerdem waren wir sehr überrascht darüber, wie wenig Grip der Asphalt hat", sprach der Italiener.

Für das Rennen zeigten sich die Fahrer dementsprechend wenig optimistisch. "Ich erhoffe mir nicht viel. Wir sind langsam mit wenig und mit viel Benzin", gab Norris zu. "Es ist an der Zeit gewesen, dass wir auch mal in einem Abwärtstrend sind, damit wir realisieren, dass wir noch viele Schwächen haben", so der McLaren-Fahrer.

Oscar Piastri hofft indes, dass seine Casino-Enthaltsamkeit seinem Rennen zugutekommen wird. "Ich werde heute Nacht nicht ins Casino gehen, vielleicht habe ich dann im Rennen das ganze Glück", sagte der Rookie grinsend. "Wir werden es sehen, die Reifen sind sehr schwer in ein Fenster zu bekommen, das könnte einige Teams überraschen. Da müssen wir sicher gehen, dass wir nicht eines dieser Teams sind. Wir werden unser Bestes geben, die Pace des Autos ist in Ordnung."