Carlos Sainz war beim Fiasko im 1. Freien Training der Formel 1 in Las Vegas am Freitag der Leidtragende. Der Spanier überfuhr eine nicht korrekt montierte Abdeckung auf dem Asphaltband des Las Vegas Strip Circuit, was zu einem frühen Ende der erste Session auf dem neuen Stadtkurs in den USA sorgte. Sein Ferrari wurde dabei schwer beschädigt. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch Alpine-Fahrer Esteban Ocon. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur ist nach dem Zwischenfall außer sich. Der Franzose prangert die Formel 1 für das Versagen in aller Öffentlichkeit an.

"Wir hatten ein sehr hartes FP1. Das wird uns ein Vermögen kosten! Für Carlos ist die Session im Arsch, wir werden am zweiten Training sicher nicht teilnehmen!", schimpft Vasseur in der Teamchef-Pressekonferenz, welche am Freitag traditionell zwischen den beiden Trainingssitzungen abgehalten wird. Das erste Training startete um 20:30 Uhr Ortszeit und war nach nur acht Minuten schon wieder vorbei.

Sainz hatte nach Kurve 13 auf dem Strip bei voller Geschwindigkeit den losen Deckel einer Versorgungsleitung überfahren, welcher dabei von unten durch das Chassis schlug. "Er sagte uns "Ich habe etwas auf der Strecke getroffen", aber er wusste nicht genau, was es war", erklärt Vasseur. Der 29-Jährige stellte das Auto sofort ab und die Offiziellen reagierten mit der roten Flagge schnell auf die Situation. Nur wenige Minuten später wurde verlautbart, dass das erste Training nicht wiederaufgenommen wird.

Vasseur tadelt Formel 1: Wer Show will, muss auch Sport können

Unmittelbar zuvor hatte Ocon die Stelle überfahren und war ebenfalls von der Abdeckung am Unterboden getroffen worden. Beim Alpine-Fahrer war durch den dabei entstandenen Schaden aber lediglich der Tausch des Chassis notwendig, welchen das Team bereits erfolgreich durchgeführt hat. Bei Ferrari gestaltet sich die Lage deutlich dramatischer. "Die Situation ist, dass wir ein komplett zerstörtes Monocoque haben, dazu der Motor und die Batterie. Ich finde das einfach inakzeptabel", klagt Vasseur.

Die FIA bestätigte kurz darauf von offizieller Seite den Tausch von Chassis, Verbrennungsmotor, Batterie und Steuereinheit bei Sainz. Besonders bitter ist für den Sieger des diesjährigen Singapur GP der Umstand, dass er für den Tausch der Batterie eine Startplatzstrafe kassiert. Ferrari fragte an, die Strafe aufgrund höherer Gewalt auszusetzen. Nach Überprüfung des Antrags entschied die FIA, dass kein solcher Anspruch geltend gemacht werden kann.

Auf die obligatorischen Fragen zum Event in Las Vegas reagierte Vasseur wenig überraschend gereizt. "Leute, ich bin mir nicht sicher, ob das heute das richtige Thema für mich ist!", so der 55-Jährige. "Die Show ist die Show und das läuft ja gut, aber ich denke, was hier heute passiert ist, ist für die Formel 1 inakzeptabel!"

Heftige Kritik an Las Vegas GP: Formel 1 wie eine Clown-Show! (10:00 Min.)

Das Ungleichgewicht zwischen Show und Sport stieß schon im Vorfeld einigen der Hauptprotagonisten sauer auf. Durch den Vorfall im ersten Training sieht Vasseur diese Kritik bestätigt: "Die Eröffnungsfeier war für die F1 mega, aber nur weil du das hinbekommst, heißt das nicht, dass du beim Sport nicht mehr deine Arbeit zu erledigen brauchst. Du kannst auch die Show und einen guten Job für den Sport machen."

Der Formel 1 gelang es nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten, das 2. Freie Training um 2:30 Uhr Ortszeit mit zweieinhalb Stunden Verspätung zu starten. Teams und Fahrern standen 90 statt 60 Minuten zur Verfügung, um einen Ausgleich für die im FP1 ausgefallene Streckenzeit zu schaffen. Für Ferrari waren die mehrfachen Verschiebungen des FP2 eine Segen, denn das Team schaffte es entgegen der ursprünglichen Erwartung doch, das Auto von Sainz für die Session zu reparieren. Alle News und Infos zum aktuellen Geschehen aus Las Vegas gibt es im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com.