Max Verstappen hat 2022 und 2023 mit dominanten Saisons geradewegs Kurs auf den Formel-1-Olymp genommen. Der Niederländer gewann allein dieses Jahr bereits 15 Rennen und kann bei noch vier ausstehenden Grands Prix auf unglaubliche 19 Siege erhöhen. Für Rekordweltmeister Lewis Hamilton zeigt dieser beispiellose Lauf vor allem eines. Sein Herausforderer hat mit dem Red Bull in der Königsklasse derzeit viel zu leichtes Spiel.

"Sie haben die stabilste Basis und dadurch ist es für Max viel einfacher zu fahren. Deshalb siehst du ihn auch nie schwitzen, wenn er aus dem Auto steigt. Er schwitz echt einfach nicht", so Hamilton mit einem Schmunzeln. Der siebenfache Champion wartet seit dem Grand Prix von Saudi-Arabien 2021 auf seinen 104. Sieg. In Austin war er zuletzt nah dran, doch am Ende verzettelte sich Mercedes mit der Strategie.

Die spätere Disqualifikation außen vor gelassen, musste sich Hamilton seinem Erzrivalen beim USA GP um nur zwei Sekunden geschlagen geben. Ein Sonntag in Schlagdistanz zu Verstappen war für ihn eine willkommene Gelegenheit, den Gegner zu studieren. "Es ist immer eine gute Erfahrung, direkt hinter ihnen herzufahren. Dann siehst du aus erster Hand, wo ihr Auto stärker ist", sagt er.

Aus diesem Erkenntnisgewinn entstand letztendlich seine Schlussfolgerung, dass Verstappen im Red Bull ein leichtes Leben hat: "Sie können früher ans Gas als wir, ihr Auto bewegt sich viel weniger, wodurch der Reifenverschleiß deutlich einfacher zu managen ist. Ich war auch schon in dieser Position, ein viel stabileres Heck zu haben. Es ist dann so viel einfacher, die Temperaturen im Reifen zu regulieren und länger zu fahren."

Hamilton konnte Sieg in den USA fast schon riechen

In der Seuchensaison 2022 gewann Mercedes in Interlagos mit George Russell immerhin ein Rennen. Ob es dieses Jahr klappt, vermag Hamilton nicht einzuschätzen. In Austin so nah dran zu sein, war für ihn nach zwei Jahren ohne Sieg ein gutes Feeling. "Wir waren so nah dran, dass ich es fast schon riechen konnte. Ehrlich gesagt, hätten wir die Strategie hinbekommen, wären wir noch näher an diesem Sieg gewesen oder hätten ihn sogar geholt", so der Brite.

Zwischen 2007 und 2021 durfte er sich der Statistik rühmen, in jedem Jahr seiner Formel-1-Karriere mindestens ein Mal auf der obersten Stufe des Treppchens gestanden zu haben. Die Durststrecke plagt ihn allerdings nicht so sehr, wie manch einer denkt. "Ich kann eigentlich gar nicht sagen, wie sehr ich es vermisse. Es ist ein paar Jahre her aber ich genieße die Fortschritte und den Weg, auf dem ich mit meinem Team bin, um das Auto wieder dorthin zu bringen, wo es sein soll."

Dass die Siegchancen gegen Red Bull mit dem Ende der Saison steigen, ist für ihn der Dominanz des Gegners geschuldet: "Bei ihnen herrscht Stillstand. Sie entwickeln nicht mehr, denn sie haben schon Ewigkeiten entwickelt. Da ist es unvermeidbar, dass wir an irgendeinem Punkt aufholen. Aber der Schlüssel ist natürlich, dass wir sicherstellen, beim ersten Rennen nächstes Jahr nicht wieder anderthalb Sekunden hinten dran zu sein."

Um Max Verstappen ins Schwitzen zu bringen, muss Mercedes vor allem Downforce nachlegen. "Ich denke, der einzige Bereich, wo wir vielleicht ihr Level haben, sind die langsamen Kurven. In langsamen Passagen war unser Auto die letzten Jahre generell ganz gut, aber je schneller es wird, desto größer ist der Unterschied zu ihnen. Deshalb sind sie auf Strecken wie Suzuka auch so viel schneller", so Hamilton.