Der Wettergott meint es in der Saison 2023 nicht gut mit der Formel 1. Selten gab es so viele verregnete Sessions wie in diesem Jahr. Auch in Zandvoort ist der Regen inzwischen angekommen - und damit die Angst vor einem Chaos im Rennen. Deshalb hat man kurzfristig die Regeln geändert und beim Start oder Restart hinter dem Safety Car auch die Intermediate-Reifen erlaubt. Grund dafür ist die besonders enge Boxengasse von Zandvoort.
Wird ein Rennen aufgrund regnerischer Bedingungen hinter dem Safety Car gestartet, sind die Piloten dazu verpflichtet, auf Regenreifen zu fahren. Selbst wenn die Teams meinen, Intermediate-Reifen wären bereits möglich, muss der Start laut Reglement auf Regenreifen durchgeführt werden. Die gleichen Regeln gelten bei einem Restart nach Rennunterbrechung.
In Zandvoort macht die FIA eine Ausnahme. In Version drei der Rennleiter-Notizen fügte FIA-Rennleiter Niels Wittich Artikel 26 gänzlich neu hinzu. Darin heißt es, dass der Rennleiter unter Umständen die Teilnehmer dazu verpflichten kann, den Start auf Intermediate-Reifen aufzunehmen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Strecke schon etwas abgetrocknet ist und kein stehendes Wasser mehr auf dem Kurs ist.
Sollte der Rennleiter auf Intermediate-Reifen entscheiden, bekommen die Teams diese Information über das offizielle Mitteilungssystem. Ausreichend Zeit wird eingeräumt, um die Reifen noch vor dem Start oder Restart zu wechseln.
Der Hintergrund der Regelanpassung ist klar: Weil der Performance-Unterschied zwischen Regen- und Intermediate-Reifen extrem groß ist, wechseln die Teams so schnell wie möglich auf Intermediates. Wenn die Bedingungen so schlecht sind, dass Regenreifen notwendig sind, ist die Sicht meist so schlecht, dass gar nicht gefahren werden kann. Sprich: In der aktuellen Konstellation sind die Regenreifen praktisch überflüssig.
Beim Sprint in Spa, der bei regnerischen Bedingungen hinter dem Safety Car gestartet wurde, kam das halbe Feld direkt beim Start in die Box und wechselte von Regen- auf Intermediate-Reifen. Eine Runde später kam die zweite Hälfte zum Reifenwechsel.
Schon in Spa kam es durch den Hochbetrieb zu einem kleinen Chaos in der Boxengasse. In Zandvoort ist Boxenanlage aber erheblich enger. Deshalb gilt beim Großen Preis der Niederlande auch ein Geschwindigkeitslimit von 60 Stundenkilometern in der Boxengasse. Aus Angst vor einer Reifenwechsel-Orgie direkt am Start in der engen Boxengasse hat man nun kurzfristig die Regeln geändert. Die Regeländerung betrifft deshalb vorerst nur Zandvoort.
Nach einem trockenen Trainingstag kam Samstagmorgen teils starker Regen in den Dünen an. Auch für den Rennsonntag rechnen die Meteorologen mit einer hohen Regenwahrscheinlichkeit.
Langfristig soll die Problematik aber besser gelöst werden. Die FIA entwickelt an sogenannten Spray Guards. Die Kotflügel sollen bei starkem Regen an die Autos montiert werden, um weniger Gischt entstehen zu lassen. Dann hätte auch der Regenreifen wieder seine Daseinsberechtigung. Erst kürzlich wurden erste Testfahrten mit Prototypen absolviert. Die eigentlich Ende 2023 geplante Einführung ist aber nicht mehr realistisch. Auch bei Pirelli gibt es Überlegungen, die Regenreifen anders auszulegen. Hier im Formel-1-Liveticker aus Zandvoort gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.
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