Als Person der Öffentlichkeit durchlief Valtteri Bottas nach seinem Abschied von Mercedes einen verblüffenden Wandel. Aus dem nach außen hin scheinbar zugeknöpften Finnen wurde mit dem Wechsel zu Alfa Romeo Sauber eine regelrechte Rampensau. Mit Schnauzbart und Vokuhila haut Bottas in den Sozialen Medien auf den Putz, gönnt sich Radrennen und Bier im Duffman-Kostüm. Diese Möglichkeiten zur Entfaltung seiner Persönlichkeit könnte allerdings schon bald der Vergangenheit angehören. Wenn Audi ab 2026 bei Sauber das Ruder übernimmt, rechnet Bottas mit strengeren Regeln.

"Es wird ohne Zweifel mehr Corporate sein, wenn eine große Marke dabei ist", so der 34-Jährige, der zwischen 2017 und 2021 bereits Mercedes an der Weltspitze des Motorsport repräsentierte. Wie viele seiner Landsleute aus dem hohen Norden, war auch Bottas in der Formel 1 zunächst eher ein Leisetreter. Um bloß keinen falschen Eindruck zu erwecken, passte er sich zu Anfang seiner Laufbahn an. An einen Auftritt wie in den letzten zwei Jahren war nicht zu denken.

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"Das war eine Kombination von Dingen. Ich hätte zum Beispiel in meiner Rookiesaison niemals solche Dinge gemacht, aber wenn du eine Weile dabei bist, fühlst du dich bei manchen Sachen einfach wohler", erklärt der zehnfache Formel-1-Sieger. Am vergangenen Wochenende nahm er im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado an einem Mountainbike-Wettbewerb teil und trat dabei im Kostüm des beliebten Simpson-Charakters 'Duffman' auf.

Bottas würde sich für Erfolg mit Audi anpassen

"Ich nehme Social Media nicht mehr ernst. Ich habe große Freude daran, Spaß über mich selbst zu machen und so. Und die Leute lieben das. Sie können dazu irgendwie eine Beziehung herstellen: okay, er ist einfach ein normaler Typ mit einem Sinn für Humor", so Bottas weiter. "Deshalb macht es mir Spaß, diese Sachen zu teilen."

Sein Vertrag mit Sauber läuft noch bis einschließlich 2024 und verfügt über eine Option für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Der Formel-1-Einstieg von Audi ist für 2026 vorgesehen. Mit der Übernahme durch den deutschen Automobilhersteller dürfte es nach Bottas Einschätzung für ihn vermutlich wieder ernster zugehen, vorausgesetzt er ist dann immer noch Teil des Projekts.

Mit den kommerziellen Gepflogenheiten eines Konzerns hätte Bottas in dem Fall aber kein Problem. "Wenn das zu Resultaten verhilft, soll es mir recht sein", sagt er. "Ich sehe nicht die Notwendigkeit, mich zu ändern. Ich bin, wer ich bin und ich will immer sein, wer ich bin. Hauptsache, ich kann immer noch meinen Spaß haben. Ich denke, das tut mir gut, und das ist das Wichtigste."

Duffman-Bottas gewinnt Biervorrat

Bei der Duffman-Aktion hatte er definitiv seinen Spaß, denn seine kreative Auswahl der Verkleidung wurde ganz nach seinem Geschmack gewürdigt. "Der Preis für das beste Kostüm war dein Eigengewicht in Bier und den Preis wollte ich echt gewinnen", erzählt der 212-malige Grand-Prix-Teilnehmer. "Ich habe mir meine Gedanken gemacht. Weil das Publikum hauptsächlich aus Amerikanern bestand, habe ich mich für die Simpsons und Duffman entschieden - und gewonnen!"

Als Lieblingscharakter der Kultserie nannte er zwar Homer, aber mit dessen Proportionen wäre der Hillclimb mit dem Mountainbike schwierig geworden. "Ich musste mir ein Kostüm einfallen lassen, mit dem ich auch noch den Hügel hinaufkomme, und Homer wäre da ein bisschen zu viel gewesen", so Bottas, der den Biervorrat als großzügiger Vorzeigeathlet selbstverständlich nicht für sich vereinnahmte: "Ich habe nur ein Sixpack genommen und den Rest den Zuschauern und anderen Fahrern gegeben. Das war ein schöner Nachmittag."