Keine Pole, kein Problem für Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot gewinnt auch den Ungarn-GP mit riesigem Vorsprung. Zur Sache ging es dahinter in einem Podium-Fight. Lando Norris überlebte eine späte Attacke von Sergio Perez, während Lewis Hamilton nach der Pole ein enttäuschendes Rennen erlebte. Ferrari und Aston Martin führen enttäuschende Serien fort.

Der Sieger: Von Verstappen war im Rennen nicht viel zu sehen. Nachdem er Hamilton am Start abfertigte, kontrollierte er das Rennen bis ins Ziel. Nie konnte ihn die Konkurrenz unter Druck setzen. Mitten im Schluss-Stint markierte er mit einer 1:20,504 auch noch eine dominante schnellste Rennrunde. 33,731 Sekunden betrug der Vorsprung am Ende.

Das Podium: Norris und Perez kämpften den zweiten Platz in der Schlussphase unter sich aus. Perez hatte sich von P9 aus mit starker Pace, Strategie und Boxenstopps vorgearbeitet, aber den McLaren konnte er nicht mehr einholen. Lewis Hamilton und Oscar Piastri waren lange weitere Protagonisten in diesem Fight, doch Hamiltons schlechter Start und Piastris schlechte Pace in der zweiten Rennhälfte warfen sie schließlich hinter Perez zurück.

Das restliche Ergebnis: Hamilton musste Piastri auf der Strecke niederkämpfen, brauchte dafür bis in den letzten Stint. Er rettete den vierten Platz, Piastri holte sein zweites Top-5-Ergebnis der Karriere. George Russell lieferte eine starke Aufholjagd mit Alternativ-Strategie ab und landete vor beiden Ferrari. Charles Leclerc wurde Opfer von einem schlechten Stopp und einer Zeitstrafe, für ihn und für Carlos Sainz blieben nur 7 und 8.

Fernando Alonso und Lance Stroll fuhren in zahnlosen Aston Martins die Plätze 9 und 10 ein. Alex Albon und Valtteri Bottas scheiterten dahinter deutlich an den Punkten. Für Alfa Romeo wurde schon der Start ein Desaster. Erst recht für Guanyu Zhou, der eine Kettenreaktion auslöste, die beide Alpine aus dem Rennen riss. Esteban Ocon und Pierre Gasly waren die einzigen Ausfälle. Daniel Ricciardo holte bei seinem Comeback den 13. Platz.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Ungarn

  • Verstappen & Red Bull im Renn-Trimm so gut wie eh und je
  • Norris beweist McLaren-Durchbruch
  • Hamilton & Mercedes verlieren Podiums-Chance am Start
  • Ferrari vergeudet starken Start mit Stopp & Strafe
  • Start-Chaos sorgt für Total-Ausfall bei Alpine & Alfa-Sauber

Formel 1 - WM-Stand 2023: McLaren eröffnet die Jagd

Die WM-Tabelle: Max Verstappens Vorsprung wächst und wächst, nun steht es 281 zu 171 zwischen ihm und Sergio Perez. Fernando Alonsos dritter Platz wird immer wärmer, Hamilton liegt nun nur mehr sechs Punkte hinter ihm. Lando Norris schließt wiederum zu Ferrari auf, es fehlen nur mehr 20 Punkte auf Leclerc.

In der Team-Wertung bleiben die Positionen eingefroren, aber McLaren macht mit 28 weiteren Punkten den nächsten großen Schritt und löst sich von Alpine (McLaren 87, Alpine 47 nach einem Nuller). Allerdings sind es noch viele Punkte bis zu Ferrari (167).

Vor dem Start: Die Sommerhitze erreichte am frühen Nachmittag in Ungarn mit 28 Grad Luft- und 50 Grad Streckentemperatur den Höhepunkt, Regen war bei strahlendem Sonnenschein ausgeschlossen. Die Mehrheit setzte zum Start auf Medium. Perez und Russell setzten auf Hard. Sainz, Stroll, Gasly und Tsunoda auf Soft.

Start in Ungarn: McLaren profitiert von Verstappen vs. Hamilton

Verstappen brauchte nur eine Kurve, um in Führung zu gehen. Gerade gut genug war sein Start, um sich neben Hamilton zu zwängen. Allerdings rutschte er dabei etwas weit, wodurch der Mercedes sehr weit raus musste. Damit war Hamiltons Linie kompromittiert. Auch Norris musste sich kurz anstellen. Die Tür für Piastri war sperrangelweit offen, er sprang von P4 auf P2. Norris schnappte sich den langsamen Hamilton durch die Kurven 2 und 3 ebenfalls und warf ihn auf den vierten Platz zurück.

Dahinter ging es drunter und drüber. Leclerc und ein auf dem Soft sensationell gestarteter Sainz waren die großen Profiteure und kamen vor Alonso, Perez, Hülkenberg und Stroll aus der ersten Runde zurück. Denn Alpine und Alfa Romeo erlebten einen Horror-Start. Zhou kam beim Losfahren in Anti-Stall, wurde durchgereicht und zwang Bottas zum Ausweichen.

Zhous Start wurde zum völligen Desaster, als er sich beim Anbremsen in Kurve 1 verschätzte und Ricciardo ins Heck fuhr. Der rutschte ohne Kontrolle in Esteban Ocon, der seinem Teamkollegen Pierre Gasly einen massiven Treffer verpasste. Beide Alpine schleppten sich schwer beschädigt an die Box und mussten aufgeben. Zhou, nur mehr auf P16, kam zwar ohne Schaden davon, dafür gab es aber fünf Strafsekunden.

Hamilton-Stopp wird unverhofftes Geschenk für Norris

Verstappen fuhr vorne gleich einmal davon. Hamilton konnte den Anschluss an das McLaren-Duo nicht halten, aber sein erster Stopp sollte zum Schlüssel-Moment für den teaminternen Fight werden. Da Mercedes ihn in Runde 17 als erster der Spitzengruppe zum Hard-Wechsel rief, musste McLaren zuerst mit Norris reagieren. Dadurch bekam der aber einen Undercut gegen Piastri geschenkt.

Mit einer sensationellen In- und Outlap blieb Norris daher nicht bloß vor Hamilton. Trotz eines Zwei-Sekunden-Stopps bei Piastri kam er neben seinem Teamkollegen in der ersten Kurve an, setzte sich außen durch und übernahm den zweiten Platz. Hamilton war trotz früherem Stopp ebenfalls Verlierer. Auf dem Hard kam er nicht auf Touren. In den ersten Runden nach dem Stopp verlor er kontinuierlich, lag bald schon 11 Sekunden hinter Piastri. Sogar fragte er die Box: "Dreht ihr mir den Motor runter?" Die verneinte, hob aber Temperatur-Sorgen hervor.

Ferrari patzt & beschenkt Perez

Hinter Hamilton tauchte nach den ersten Stopps Sergio Perez auf. Denn für Ferrari lief es nicht. Sainz brach auf seinen Soft schnell ein und stoppte bereits in Runde 15. Leclerc folgte in Runde 18, und verlor massiv Zeit mit einem langsamen Wechsel hinten links. Dadurch fiel er nicht nur hinter Sainz zurück, sondern musste sich auf der Strecke auch noch an Stroll und Bottas wieder vorbeikämpfen.

Perez profitierte, lag nach seinem Stopp in Runde 25 schon vor Leclerc und nahm Sainz kurz darauf auf der Strecke P5 weg. Die Ferrari begannen in Richtung Fernando Alonso zurückzufallen, Perez drängte nach vorne. Überhaupt schob sich der Kampf um den dritten Platz zwischen Piastri, Hamilton und Perez zur Rennmitte zusammen, denn Piastri konnte die anfangs starke Pace bald nicht mehr gehen.

Perez holt sich Podium, Hamilton pokert

Piastri und Perez kamen als erste Fahrer der Spitze in Runde 43 zum zweiten Stopp. Mit einem 1,9-Sekunden-Stopp brachte Red Bull ihren Fahrer direkt an das Heck des McLaren. In Runde 47 legte sich Perez Piastri zurecht und ging vorbei. Piastris Gegenwehr am Ausgang von Kurve 2 wurde durch einen aggressiven Perez beendet, der ihn aufs Gras drückte.

Hamilton gingen durch den Undercut der Gegner die Optionen aus. Er verlängerte bis Runde 50, ehe er zum zweiten Stopp kam. Mit neueren Medium-Reifen kam er fünf Sekunden hinter Piastri raus, um wenigstens noch mit frischeren Medium Druck auszuüben. Das machte sich bezahlt. In Runde 57 war er dran, bremste sich innen in Kurve 1 vorbei und holte sich P4 zurück.

Während Verstappen unangefochten gewann, versuchte Perez in den letzten Runden noch Norris einzuholen, überforderte dabei aber wohl seine Reifen. Stattdessen ermöglichte es das Hamilton, noch einmal zu Perez aufzuschließen, aber es reichte nicht für eine letzte Attacke. Es blieb bei Verstappen-Norris-Perez-Hamilton-Piastri.

Russell fängt strauchelnde Ferrari & Alonso noch ab

Ferrari war da schon lange raus aus dem Kampf um die Top-5. Leclerc bekam beim zweiten Boxenstopp in Runde 45 einen Undercut, um seine durch den langsamen ersten Stopp an Sainz verlorene Position zurückzuholen, aber diesmal war er zu schnell in der Box und bekam fünf Strafsekunden. Dass er zu Piastri wieder aufschloss, half ihm nicht.

George Russell, von P18 gestartet, hatte seinen ersten Stint bis Runde 29 hinausgezögert und damit in den letzten beiden Stints immer frischere Reifen. So jagte er im Mittelstint Alonso schon den achten Platz ab, und begann zu den Ferraris aufzuschließen. Sainz überholte er in Runde 65 ohne Gegenwehr, und Leclercs sechsten Platz bekam er dank dessen Strafe. Für Ferrari blieben nur sieben und acht, Leclerc vor Sainz.

Alonso trug den neunten Platz ins Ziel, während Lance Stroll mit frühen Boxenstopps sich aus DRS-Zügen rausgehalten hatte. Er konnte klar vor Alex Albon und Valtteri Bottas bleiben. Daniel Ricciardo beendete fünf Sekunden dahinter seinen ersten Comeback-GP vor Nico Hülkenberg, der wie üblich mit der Haas-Rennpace zu kämpfen hatte. Knapp blieb er vor Yuki Tsunoda. Guanyu Zhou und Kevin Magnussen komplettierten das Klassement. Logan Sargeant stellte kurz vor Schluss an der Box ab, nachdem er sich in der Schikane im hinteren Streckenteil noch gedreht hatte.