Zehn Rennen in der Königsklasse durfte Nyck de Vries bestreiten. Danach war Schluss. AlphaTauri ersetzte den ehemaligen Formel-E-Piloten durch Daniel Ricciardo. Genau wie der Niederländer haben auch viele Formel-E-Fahrer bereits mehrere Formel-1-Einsätze hinter sich.

Pascal Wehrlein fuhr 2016 an der Seite von Esteban Ocon für das Manor-Team, Sebastien Buemi hatte genau wie de Vries ein Cockpit bei AlphaTauri (damals Toro Rosso) inne. Auch Mahindra-Pilot Lucas di Grassi fuhr 2010 in der Königsklasse - und kritisiert den Anstellungsprozess der Fahrer bei Teams.

Lucas Di Grassi kritisiert Anstellungsprozess in der Formel 1

Zusammen mit dem Virgin Racing-Team absolvierte di Grassi 19 Grands Prix, Punkte waren dem Brasilianer in dieser Zeit allerdings keine vergönnt - die Abläufe in der Formel 1 kennt er dadurch allerdings gut.

"Ich hatte natürlich nicht die Daten und weiß daher nicht, ob Nyck [De Vries, Anm. d. Rd.] langsam war oder nicht und wie das Auto war", sagt Mahindra-Pilot Lucas Di Grassi am Rande des Formel-E-Rennwochenendes in Rom auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Für den Brasilianer ist der generelle Anstellungsprozess im Motorsport anstatt der Fahrer das Problem.

Lucas di Grassi fuhr 2010 selbst in der Königsklasse, Foto: Sutton
Lucas di Grassi fuhr 2010 selbst in der Königsklasse, Foto: Sutton

"Ich denke, der Anstellungsprozess im Motorsport ist falsch. Jemanden nach einem Rennen oder einem Test anzustellen, basiert auf zu wenig Daten", erklärt Di Grassi.

De Vries bekam nach einem Einsatz für Williams 2022 die Chance auf das AlphaTauri-Cockpit. Für Di Grassi nicht genug, um eine Anstellung zu rechtfertigen. Auch die neueste Verpflichtung des Teams aus Faenza, Daniel Ricciardo, basierte auf den Daten eines einzelnen Reifentests in Silverstone, sowie Einsätzen im Simulator bei Red Bull.

"Das, was ich weiß, ist, dass der Anstellungsprozess, wie sie die Fahrer bewerten, mehr auf Intuition basiert. Schon fast mehr auf Glauben, als auf Daten, aber ich denke, dass es mehr auf Daten basieren sollte."

Wehrlein fühlt mit de Vries mit

Im Gegensatz zu seinen ehemaligen Formel-E-Kollegen bestritt de Vries den umgekehrten Weg. Bis 2022 fuhr der Niederländer selbst in der Formel E. Mit Mercedes gewann der Niederländer die Formel-E-Weltmeisterschaft 2021 und krönte sich so zum ersten niederländischen Weltmeister aller Zeiten - noch vor Max Verstappen.

2022 folgte der erste Formel-1-Einsatz mit Williams. Der damalige Mercedes-Reservefahrer überzeugte mit einem neunten Platz beim Königsklassen-Debüt. Grund genug für AlphaTauri dem 28-jährigen ein Vollzeit-Cockpit für diese Saison zu geben. Dieses durfte er allerdings nur für zehn Rennen besetzen. Zu viele Unfälle und eine zu schlechte Pace im Vergleich zu Teamkollege Yuki Tsunoda waren die Gründe.

"Ich verfolge die Formel 1 nicht mehr so sehr. Deswegen weiß ich nicht, wie stark seine Performance war", erzählte Pascal Wehrlein gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Deutsche geht mittlerweile für Porsche als Werkspilot an den Start, vor dem letzten Rennwochenende der Formel E in London hat er noch immer Außenseiterchancen auf den ersten Platz in der Meisterschaft. "Es ist immer schade, wenn man mitten in der Saison gehen muss. Da kann ich mir vorstellen, dass es für ihn definitiv hart ist."