Nur elf Piloten im gesamten Feld blieben während des Strafen-Chaos im Nachgang des Österreich GPs straffrei. Die andere Hälfte der Fahrer erhielt entweder schon im Rennverlauf eine Zeitstrafe aufgrund zu häufiger Überschreitungen der Streckenbegrenzung oder erhielt diese rund fünf Stunden nach dem Grand Prix. Ein Umstand, der für Fragen im Umgang mit den Track Limits nicht nur in Österreich, sondern im gesamten Kalender sorgt. Motorsport-Magazin.com -Experte Christian Danner hat eine klare Idee, um den Streitpunkt Track-Limits zu beseitigen.

Danner: Formel-1-Strafen-Chaos eine Farce!

Vor allem Kurve neun und zehn waren in Österreich die Problemzonen. In der Vergangenheit waren diese Kurven mit sogenannten "Sausage Kerbs", also hohen Randsteinen versehen, die die Boliden potenziell beschädigten oder sogar das Auto in die Luft schleudern konnten. Dadurch scheuten die Fahrer die Kerbs.

Danner: Unerträglich! Formel 1 Strafen-Chaos wird zur Farce! (20:14 Min.)

Das Problem: Durch die hohen Randsteine beschädigten viele Fahrer die Boliden. Die Teams mussten diese im Anschluss reparieren. Hohe Kosten, die die Teams vor allem in Zeiten des Budget-Caps nicht mehr stemmen wollen. Also mussten die weißen Linien als neue Streckenbegrenzung her.

"Das war ein Dilemma, das in Richtung Farce ausartet. Wenn solche Sachen wie Track Limits bis elf Uhr nachts dauern, bis man weiß, was Sache ist, sollte man tiefer nachdenken. Was stimmt hier nicht?", betontChristian Danner im Interview mit Motorsport-Magazin.com .

"Es liegt in der Natur der Sache. Die Track-Limits, also bis ans Limit zu gehen, die Strecke auszureizen, bringt einen Performance-Vorteil, man ist einfach schneller", erkennt Danner den Anreiz. "Die Tatsache, dass diese Grenze physisch problemlos zu überschreiten ist, heißt aber nicht, dass man straffrei durchkommt, wenn man sie überquert. Aber weil man unter Druck ist, versucht man, so nah wie möglich an diese Streckengrenze hinzukommen", erklärt er die Problematik.

Formel-1-Fahrer laut Danner nicht in der Pflicht

"Wenn da eine Wand oder ein Kiesbett oder ein Sausage Kerb ist, dann geht man da mit mehr Respekt vor", weiß der ehemalige Formel-1-Pilot. Diesen verlorenen Respekt will er zurückbringen.

Bei den Fahrern selbst hingegen will er nicht ansetzen. "Ich glaube nicht, dass wir die Fahrer überzeugen können, das Limit mal eben zurückzuschrauben", resigniert Danner. "Es gab zwar welche, die damit klarkamen, aber viele wie Ocon und Tsunoda eben nicht. [...] Diese Sicherheitsmarge, die man bei einem Stadt Grand Prix immer lässt, weil man die Wand ungerne küsst, ist eben nicht da."

"Aber alle haben geschimpft, statt diese Zentimeter in ihr Fahren einzuplanen. Da sollte man nicht zu zimperlich sein", findet Danner. "Da sind die Teams gefragt, denn die haben am ehesten Zugriff auf die Fahrer."

Danner: Kiesbetten sind den Preis wert

Die Lösung? Für Danner einfach zu bestimmen: "Natürlich muss man an den Strecken etwas verändern, man muss es wieder so machen, dass ein Track-Limit-Vergehen automatisch ein Zeitverlust ist, damit wieder mehr Respekt herrscht. Alle Betroffenen wollen Kiesbetten, das ist sicher ein Teil der Lösung, aber das führt natürlich zu einem großen Aufwand", erklärt der Motorsport-Magazin.com -Experte.

Das Problem an Kiesbetten: Der Red Bull Ring wird von mehr Rennstrecken als nur der Formel 1 befahren. Auch die MotoGP gastiert einmal im Jahr auf dem ehemaligen Österreichring. Im Normalfall können die Zweiräder Kiesbetten gut leiden, allerdings nicht direkt neben der Strecke. So würden schon kleine Fehler mit schweren Stürzen bestraft werden. Die Motorräder brauchen einen Asphaltstreifen zwischen dem Kies und sich selbst.

Die MotoGP braucht einen Asphaltstreifen zwischen Strecke und Kiesbett, Foto: LAT Images
Die MotoGP braucht einen Asphaltstreifen zwischen Strecke und Kiesbett, Foto: LAT Images

Diesen könnten die Formel-1-Boliden aber erneut für Track-Limit-Vergehen ausnutzen. Eine wirklich effektive Lösung wären also nur direkt neben der Strecke platzierte Kiesbetten. Das wäre allerdings mit vielen Umbauarbeiten verbunden - und entsprechenden Kosten.

"Wenn ich Kiesbetten installiere, die ich dann für die MotoGP wieder entfernen muss, kostet das zwar viel Geld. Aber wenn ich mir das anschaue bei ein paar Hunderttausend Zuschauern, und dem System bei diesen großen Strecken, dann muss man das halt machen", findet Danner hingegen. "Die, die es gerne speziell hätten, müssen das auch bezahlen. Strecken, Streckenführung, Kerbs und Kiesbetten müssen wieder so werden, dass man Track-Limits nicht ignorieren kann."