Der Regen kam, wie vorhergesagt, im Qualifying zum Kanada-GP, und damit war Max Verstappen auf und davon. Im Trockenen ist der Red Bull RB19 2023 schon unschlagbar, aber wenn der Himmel erst einmal seine Schleusen öffnet, dann kommt der von Motorsport-Chef Dr. Helmut Marko oft bemühte "Verstappen-Faktor" zum Tragen. 1,244 Sekunden betrug diesmal der Vorsprung auf den Zweitschnellsten Nico Hülkenberg.

"Es war im Nassen eine Machtdemonstration", ist Marko gegenüber ServusTV auch diesmal begeistert. "Wenn Max rausfährt in der ersten Runde sind die Abstände immer unglaublich. Ein, zwei Sekunden. Die anderen müssen drei bis vier Runden fahren, um auf diese Zeiten zu kommen." Wo liegen die Regen-Geheimnisse? Verstappen selbst erinnert sich an verregnete Tage mit Vater Jos.

Jos Verstappen zeigt klein Max die Regenlinie

"Es ist schwierig zu erklären, aber ich lerne, seit ich ein kleines Kind bin", meint Verstappen nach dem Qualifying. "Ich erinnere mich an meine Gokart-Zeiten. Mein Vater stand buchstäblich auf der Strecke und hat mir erklärt, wo ich im Nassen zu fahren habe. Ich glaube, er war im Nassen einst auch ganz gut."

Im Regen den Grip zu finden ist im Motorsport immer eine Kunst. Die klassische Ideallinie bedeutet plötzlich nicht mehr viel, Gummi-Abrieb macht sie oft rutschig. Es bleibt den Fahrern überlassen, sich heranzutasten und herauszufinden, wo auf einer nassen Strecke die meiste Haftung zu finden ist.

"Generell musst du im Nassen sehr viel Vertrauen haben, aber das braucht viel Gefühl und Verständnis, wie du fahren musst und welche Linien du nehmen musst", unterstreicht Verstappen. "Es ist also einfach eine Frage von Lernen. Und an einem Punkt musst du dich selbst verstehen. Was los ist, was du machen musst, um im Nassen schnell zu sein."

Verstappen & Red Bull liefern perfektes Regen-Qualifying

"Er spürt, wo der Grip ist, und hat das sensationell gemeistert", lobt Helmut Marko ebenfalls. Verstappen hat wiederum aber auch Lob für das Team übrig: "Insgesamt war die Kommunikation mit dem Team gut. Es war klar, was wir machen wollten." Auch das war kritisch, erst recht, als es in Q2 auftrocknete und sich damit ein kurzes Fenster öffnete, in dem Slicks möglich waren.

Verstappen und das Team erwischten den perfekten Zeitpunkt nicht ganz - der gehörte Alex Albon, der in Q2 die Bestzeit holte. Aber der Plan, eine Sicherheitsrunde mit Intermediates zu fahren und dann auf die Slicks zu wechseln, war bei Verstappens Pace-Vorteil der richtige: "In den ersten zwei Runden war es etwas schwierig, da den Grip zu spüren und nicht ganz voll zu pushen. Zum Glück haben wir am Ende es mit einer soliden Runde in Q3 geschafft."

Verstappen feiert seine Kanada-Pole, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool
Verstappen feiert seine Kanada-Pole, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Dort nahm der Regen schnell wieder zu. Verstappen und das Team entschieden sich, gleich rauszufahren und noch vor der roten Boxenampel zu warten, um sicherzustellen, dass man das erste Auto auf der Strecke war: "Natürlich musste ich warten und die Reifen waren kalt, aber das gibt dir freie Fahrt und gute Sicht. Das hat denke ich auch geholfen."

Verstappen macht nach Trainings-Problemen Schritt nach vorne

Fernando Alonso wäre Verstappen wohl noch am nächsten gekommen. Im ersten Schlagabtausch von Q3 schaffte er es auf knapp über zwei Zehntel an Verstappen ran, der den Ausgang von Kurve sieben nicht perfekt erwischte. Alonsos zweite schnelle Runde wurde von der roten Flagge zunichte gemacht.

In Alonso sieht Verstappen auch seinen Hauptgegner für das voraussichtlich trockene Rennen. Der Red Bull hatte am Freitag in den Trainings nicht die übliche Dominanz gezeigt, doch Setup-Änderungen über Nacht sollen das Handling über die Bodenwellen verbessert haben. Verstappen ist optimistisch: "Es war heute schon besser. Gut, es war nass, aber generell hat sich das Verhalten des Autos verbessert." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Kanada 2023: Der Zeitplan

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