Die Dominanz-Phase des Lewis Hamilton scheint vorerst vorbei. Der Brite gewann zusammen mit Mercedes von 2014 bis 2020 alles, was es in der Königsklasse zu gewinnen gab. Sechs Fahrer-Titel für Hamilton, sieben Konstrukteurs-Titel für Mercedes.
2021 verlor er seinen achten WM-Titel nach einer kontroversen Entscheidung in der letzten Runde der Saison. Ab 2022 folgte die endgültige Wachablösung. Mit Einführung der neuen Ground-Effect-Ära stürzten die einstigen Dominatoren ab, Red Bull und Max Verstappen übernahmen. Das Gefühl eines perfekten Autos unter den eigenen Füßen kennt der siebenfache Weltmeister allerdings noch gut.
Mit der Zeit wird Formel-1-dominieren einfacher
"Desto mehr Praxis-Erfahrung du darin bekommst, desto einfacher wird es," beschreibt Hamilton die Lernkurve des Dominierens. 2014 machte Mercedes mit Einführung der Turbo-Hybrid-Ära einen großen Sprung, die Silberpfeile fuhren oftmals Rennen ganz für sich - Hamilton stand erstmals in seiner Karriere ein dem restlichen Feld haushoch überlegenes Auto zur Verfügung. Prompt stürmte der Brite von 2014 bis 2020 mit Ausnahme von 2016 (Nico Rosberg lässt grüßen), zu insgesamt sechs WM-Titeln.
"Sobald du an ein Auto gewöhnt bist und weißt, in welchem Fenster es funktioniert, wird es auch mit dem Setup deutlich einfacher", erklärt der siebenmalige Weltmeister. "Du kannst zudem Lift und Coast betreiben, was dir hilft längere Stints zu fahren, es sind ganz viele verschiedene Dinge, die da zusammen kommen und dir helfen."
Der RB19 ist auf eine Runde teils über eine halbe Sekunde schneller als die Konkurrenz. Das Limit zu suchen ist bei solchen Abständen nicht nötig. "Mit dem Auto, dass ich aktuell habe, muss man versuchen, jedes letzte bisschen, das möglich ist, mit dem Setup herauszuholen", erklärt Hamilton. "Wenn du etwas extra-Performance in der Hinterhand hast, ist es nicht nötig, riskante Entscheidungen zu treffen, um vielleicht eine halbe Zehntelsekunde extra herauszuholen."
Extra-Performance, die dem Briten aktuell fehlt. Im Moment befindet sich Mercedes auf Konstrukteurs-Rang zwei, knapp vor Aston Martin und Ferrari. Die Formel-1-Hackordnung variiert von Strecke zu Strecke, selbst Alpine scheint auf bestimmten Strecken nicht weit entfernt zu sein. Im Qualifying liegen oft nur Tausendstel zwischen den Konkurrenten. Nur Red Bull und im Speziellen Max Verstappen setzen sich an der Spitze ab.
Formel-1-Dominanz kein Selbstläufer
Trotzdem: Die Performance eines dominanten Autos auf die Strecke zu bringen, ist bei weitem kein Selbstläufer. Aktuellstes Beispiel: Red-Bull-Pilot Sergio Perez. Dem Mexikaner steht dasselbe Material wie Teamkollege Max Verstappen zur Verfügung. Trotzdem fehlen ihm regelmäßig mehrere Zehntel auf den Niederländer. Nach sieben Rennen beträgt der Rückstand in der Fahrer-Weltmeisterschaft bereits 53 Punkte.
"Du musst immer noch deinen Job erledigen. Du musst abliefern, dich fokussieren und keine Fehler machen und immer noch die richtigen Entscheidungen treffen - und das geht mit viel Druck einher", weiß auch Hamilton um die Verantwortung. Ein Selbstläufer ist das Dominieren der Königsklasse des Automobilsports also nicht - auch nicht mit dem besten Material. Das hat Hamilton allerdings schon seit drei Jahren nicht mehr. "Es ist ein großartiges Gefühl, wenn du weißt, dass du ein Auto hast, dass konkurrenzfähig ist", erinnert sich der Brite.
"Aus meiner Perspektive kämpfen wir aktuell nicht um Siege, ich komme also jedes Wochenende an und hoffe, dass wir ein bisschen Magie finden", beschreibt Hamilton den Kampf ab Platz drei. Aber: "Jede kleine Entscheidung, die du triffst und jede Position, die du im Qualifying gewinnst, macht einen Unterschied und ist wichtig. Mir macht das so mehr Spaß - allerdings nur kurzfristig."
Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle
- 1. Max Verstappen (170 Punkte)
- 2. Sergio Pérez (117 Punkte)
- 3. Fernando Alonso (99 Punkte)
- 4. Lewis Hamilton (87 Punkte)
- 5. George Russell (65 Punkte)
- 6. Carlos Sainz Jr. (58 Punkte)
- 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
- 8. Lance Stroll (35 Punkte)
- 9. Esteban Ocon (25 Punkte)
- 10. Pierre Gasly (15 Punkte)
- 11. Lando Norris (12 Punkte)
- 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
- 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
- 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
- 15. Zhou Guanyu (4 Punkte)
- 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
- 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
- 18. Alexander Albon (1 Punkt)
- 19. Nyck de Vries (0 Punkte)
- 20. Logan Sargeant (0 Punkte)
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