Alfa Romeo gehört in der Formel-1-Saison 2023 zu den Absteigern. Nach Platz sechs im Vorjahr sind Valtteri Bottas und Guanyu Zhou im zweiten Jahr der neuen Ground-Effect-Ära in den Punkterängen selten gesehene Gäste. Für das Schweizer Sauber-Team ist das ein schlechtes Zeichen. Die Übernahme des Rennstalls durch Audi erfolgt zwar erst 2026, doch auch ungeachtet der noch verhältnismäßig langen Vorlaufzeit sorgt der sportliche Rückschritt für Unzufriedenheit. Valtteri Bottas träumt vom Aston-Martin-Effekt in Hinwil.

"Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, gar keine Frage. Jeder im Team weiß das. Andreas [Seidl] und Alessandro [Alunni Bravi] wissen es. Wir akzeptieren das, aber ich denke, dass im Fahrerlager ein Beispiel ziemlich motivierend ist - was Aston [Martin] über den Winter erreicht hat. Es zeigt, dass du so einen Sprung schaffen kannst, wenn du die Dinge richtig hinbekommst", so der Finne, der 2023 seine zweite Saison für das Traditionsteam aus der Schweiz bestreitet.

Sauber hat in der 30-jährigen Teamgeschichte in der Formel 1 bereits einige sportliche Auf- und Abstiege innerhalb des Grids erlebt. Seit der Übernahme durch Alfa Romeo im Jahr 2018 setzt sich dieser Trend fort. Als Bottas 2022 von Mercedes zu der italienisch-schweizerischen Allianz wechselte, profitierte diese vom neu eingeführten technischen Reglement. Dank einer starken ersten Saisonhälfte des Routiniers verbesserte sich das Team in der Konstrukteurswertung gegenüber 2021 um drei Positionen.

Zwölf Monate später ist beim Blick auf die Tabelle nichts mehr vom Aufschwung zu sehen. Die Punkteresultate für Bottas und Zhou haben bisher nur acht WM-Zähler eingebracht, was nach sieben von 22 Rennen den achten Platz in der Gesamtwertung bedeutet. "Wir sind definitiv nicht da, wo wir sein wollen und ich habe nicht die Resultate, die ich haben will", sagt Bottas, der Teamkollege Zhou im Vorjahr mit 49:6 Punkten noch klar im Griff hatte.

Alfa Romeo will 2023 mit Updates punkten

In seiner zweiten Saison ist der Chinese mit ihm auf Augenhöhe, was für das Team in der Theorie eine deutlich erfolgversprechendere Konstellation bedeutet. Der C43 bietet dem Fahrerduo jedoch nicht die erhofften Voraussetzungen. "Unser Ziel war für dieses Jahr, einen Schritt nach vorne zu machen und besser zu sein, und das ist nicht der Fall", stellt Bottas klar. "Zu Beginn der Saison hatte ich eine Vision, wo ich landen wollte, aber die musste ich nun etwas überdenken."

Der Saisonauftakt in Bahrain verlief noch planmäßig, doch schon beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien fehlte der Anschluss. In Melbourne lief es mit dem Q1-Aus beider Fahrer noch schlechter, obwohl das Team mit einem Frontflügel-Upgrade erste Weiterentwicklungen brachte. Seitdem kämpfen Bottas und Zhou Wochenende um Wochenende verzweifelt um den Einzug in die Top-10.

"Vor uns liegt ohne jeden Zweifel eine schwierige Saison. Aber das Gute ist, dass wir schon Dinge in der Pipeline haben und wir wissen, dass die besten Teile noch kommen, und das kann uns helfen", so Bottas über die Zukunftsaussichten. In der Vergangenheit zählte Sauber häufig zu den Teams, die bei der Entwicklung nicht mit der Konkurrenz schritthalten konnten und im Verlauf der Saison zurückfielen.

Durch die Budgetobergrenze und die hohe Leistungsdichte im Mittelfeld der Königsklasse macht sich der 33-Jährige trotzdem Hoffnungen auf einen spürbaren Fortschritt noch in diesem Jahr. "Es ist sehr eng und das ist eine gute Sache. Wenn du zwei Zehntelsekunden pro Runde findest, kann das dieser Tage einen ziemlichen Unterschied machen", erklärt er. "Das Ziel und der Fortschritt sind jetzt unsere Motivation."

Bottas sieht trotz allem positive Entwicklung bei Sauber

Der Sprung in die Punkte ist für den Rest des Jahres die Zielvorgabe. Was den Fortschritt angeht, hat Bottas trotz des sportlichen Rückschritts in diesem Jahr bereits positive Anzeichen für die Zukunft vernommen. "Ich habe definitiv eine Entwicklung gesehen. Es sind einfach die Details, die sich sehr verbessert haben. Wenn ich das Auto anschaue, ist alles besser gefertigt und detaillierter", so der zehnfache Grand-Prix-Sieger. "Wenn du dir anschaust, wie das Bodywork, die Flügel und all das passen - auch die Mechaniker sagen, dass sie an diesem Auto präziser arbeiten können."

Da sein 2021 abgeschlossener Vertrag mit Alfa Romeo Sauber noch über 2023 hinaus läuft, ist diese Entwicklung für ihn besonders wichtig. "Wir sehen und spüren diese Verbesserungen, und ich bin immer noch langfristig dabei. Es gibt keinen Grund zur Panik", stellt er klar. Die Aussicht auf den Neustart mit Audi ist es, die ihn und den Rest des Teams optimistisch in die Zukunft blicken lässt.

"Auch was die Operation innerhalb des Teams angeht machen wir gute Schritte. Ich sehe bei jedem in der Mannschaft die Vorfreude für den Zukunftsplan des Rennstalls. Diese Dinge gehen in die richtige Richtung, wenn auch nicht so schnell, wie wir uns das vergangenes Jahr erhofft hatten. Aber es ist die richtige Richtung", so Bottas, der mit diesen Strukturen auch den schnellen Turnaround nicht ausschließen will. "Wir müssen uns Teams wie Aston Martin oder Red Bull anschauen, was sie erreicht haben und das als Motivation ansehen, dass es möglich ist."