Aston Martin wird ab 2026 das neue Honda-Werksteam. Die Japaner machen damit einen Rückzug vom Rückzug und kehren aufgrund der nachhaltigen Entwicklung der Formel 1 in die Königsklasse zurück. Dieses Muster ist eines, dass sich durch die lange Geschichte des Konzerns aus Hamamatsu zieht. Im Gegensatz zum Engagement in der Motorrad-WM führt Honda mit der Formel 1 eine On-Off-Beziehung. Einige dieser Ehen waren glücklich, andere scheiterten. Wir blicken zurück.

1960er: Erstes Honda-Werksteam

Zum ersten Mal ließ sich Honda in den 1960ern in der Formel 1 blicken. 1964 kam das Werksteam nur vier Jahre nach dem ersten gebauten Straßenauto zum Grand-Prix-Debüt. Das Team war abgesehen von den Fahrern rein japanisch geprägt, denn Honda baute nicht nur den Motor, sondern auch das Chassis in Eigenregie. Nachdem 1964 noch ein Test-Jahr mit drei Starts war, konnte Honda schon beim Saisonfinale 1965 in Mexiko mit Richie Ginther am Steuer den ersten Formel-1-Sieg der Firmenhistorie feiern.

John Surtees fuhr für Honda 1967 einen Sieg ein, Foto: Sutton
John Surtees fuhr für Honda 1967 einen Sieg ein, Foto: Sutton

In den Folgejahren gelang jedoch kein Angriff auf die Weltmeisterschaft. Der Dreiliter-Honda-Motor war stark, aber das Chassis war zu schwer und hatte schlechtes Handling. Es war kein Zufall, dass der zweite Sieg durch Starzugang John Surtess im Highspeedtempel von Monza im Jahr 1967 gelang. In dieser Saison holte das Werksteam mit Rang Vier und 20 Punkten das beste Weltmeisterschaftsergebnis. Nach der Saison 1968 wurde das Projekt eingestampft. Der Motor hatte immer mehr Probleme mit der Zuverlässigkeit, was schlechte Werbung für Honda bedeutete. Den endgültigen Sargnagel brachte der Tod von Jo Schlesser. Der Franzose startete im experimentellen RA302-Chassis und verunfallte bereits beim ersten Grand-Prix damit. Nach dieser Tragödie war der Rückzug für die Konzernführung unausweichlich.

Turbo-Weltmeister mit Williams

1983 kam Honda dann in die Königklasse zurück. Die 1,5-Liter-Turbo-Motoren lösten die Sauger als Antrieb der Wahl ab und Honda sah darin seine Chance. Diesmal suchten sich die Japaner aber bestehende Teams als Partner, ein eigenes Chassis sollte nicht gebaut werden. Das Debüt mit dem Spirit-Team 1983 verlief erfolglos, doch mit Williams fand sich schnell ein potenter Partner. 1984 und 1985 dominierten noch die Porsche-Motoren in den McLarens das Geschehen, doch mit Keke Rosberg und Nigel Mansell am Steuer gelangen immerhin einige Siege.

1986 war die Kombination aus Honda und Williams dann an der Spitze angelangt. Der FW11 war das beste Auto mit dem besten Motor. Mansell und Neuzugang Nelson Piquet sicherten souverän den Konstrukteurstitel, doch in der Fahrerwertung mussten sie sich einem brillant fahrenden Alain Prost im McLaren geschlagen geben. 1987 hatte dann auch der 'Professor' keine Chance mehr. Piquet holte sich den Titel, Mansell wurde Vizemeister. In diesem Jahr belieferte Honda erstmals ein zweites Team mit Motoren. Bei Lotus fuhr ein junger Brasilianer namens Ayrton Senna zwei Siege ein, es sollten nicht seine letzten für Honda gewesen sein.

Nelson Piquet sicherte Honda den ersten Fahrertitel, Foto: Sutton
Nelson Piquet sicherte Honda den ersten Fahrertitel, Foto: Sutton

Die McLaren-Honda-Ära

Ab 1988 sicherte sich McLaren die Partnerschaft mit Honda. Das sollte sich für beide Seiten auszahlen. Ohnehin hatte das Team aus Woking mit Alain Prost schon den Topstar der Szene unter Vertrag, doch holte man sich mit Ayrton Senna noch den der Zukunft hinzu. Mit dem kompakten, aber starken Honda-Motor ausgestattet baute das Team im letzten Jahr der Turbos ein Wunderauto. Die Weltmeisterschaft wurde zum Privatduell, welches Senna letztendlich knapp für sich entschied. Die Dominanz des MP4/4 mit 15 Siegen aus 16 Rennen ist bis heute unerreicht.

Ab 1989 mussten per Reglement wieder 3,5-Liter-Saugmotoren im Einsatz sein. Honda machte erneut den besten Job, auch wenn sie nicht mehr derart dominierten wie zuvor. Wieder kam es zum Duell Prost gegen Senna. Der Franzose gewann, aber die angespannte Beziehung mit dem Brasilianer nach Kollision bei Hondas Heim-Grand-Prix in Suzuka führte zum Abgang. Von da an war Senna das Gesicht von McLaren-Honda, und er führte das Team zu weiteren Titeln in den Jahren 1990 und 1991. In letzterem Jahr gelang mit dem MP4/6 der einzige Gewinn einer Weltmeisterschaft mit V12-Motor.

Ayrton Senna war der erfolgreichste Honda-Fahrer mit drei WM-Titeln, Foto: Sutton
Ayrton Senna war der erfolgreichste Honda-Fahrer mit drei WM-Titeln, Foto: Sutton

Ab 1992 dominierte allerdings Williams-Renault die Königklasse mit einem technisch überlegenen Wagen, der unter anderem aktives Fahrwerk und Anti-Blockiersysteme gemeistert hatte. McLaren war nur mehr zweite Kraft, mehr als vereinzelte Siege waren nicht drin. Honda entschied sich zum Ausstieg. Die Japaner hatten andere Probleme an der Heimatfront. Im Land der aufgehenden Sonne gab es eine Wirtschaftskrise, nachdem mehrere Spekulationsblasen geplatzt waren. Die Bilanz bleibt beeindruckend: Von 80 gemeinsamen Rennen gewannen McLaren und Honda 44.

BAR wird zum Werksteam und der Rückzug zur falschen Zeit

Nachdem ein eigenes Projekt zur Formel-1-Rückkehr Hondas nach dem überraschenden Tod des verantwortlichen Designers Harvey Postlethwaite 1999 abgebrochen wurde, entschieden sich die Japaner erneut für die Rolle als Motorenlieferant. Die Teams von British American Racing (BAR) und Jordan erhielten ab 2000 beide Werksunterstützung und duellierten sich um Hondas Gunst. Bei beiden Mannschaften sprangen nicht mehr als ein paar wenige Podestplätze heraus. Ab 2003 konzentrierte sich Honda nurmehr auf BAR. 2004 erwarb das Unternehmen bereits 45 Prozent der Anteile des Teams. Auch sportlich ging es bergauf. Die erste Pole-Position und WM-Platz zwei gelangen mit einem starken Jenson Button am Steuer. Ein Sieg fehlte allerdings in der Bilanz.

Dies wurde 2006 im ersten Jahr als Werksteam nachgeholt, denn Honda hatte das Team nun komplett erworben. Button siegte im Regenrennen in Ungarn und holte weitere gute Resultate. Es schien so, als könne Honda in den nächsten Jahren angreifen, doch das Gegenteil war der Fall. 2007 und 2008 kamen zusammengerechnet gerade einmal 20 Punkte zustande, von einem Top-Team keine Spur. Auch die Ankunft von Ferrari-Legende Ross Brawn als Teamchef brachte zunächst keine Besserung. Honda zog erneut die Reißleine, ein fataler Fehler. Ross Brawn kaufte das Team, baute Mercedes-Motoren ein und gewann 2009 unter neuem Reglement sensationell beide Weltmeisterschaften. Der Brite hatte 2008 schon früh auf die Entwicklung des neuen Autos für die kommende Saison gesetzt, doch Honda konnte diese Früchte nicht mehr ernten.

Jenson Buttons Sieg in Ungarn 2006 verblieb der einzige des Honda-Werksteams, Foto: Sutton
Jenson Buttons Sieg in Ungarn 2006 verblieb der einzige des Honda-Werksteams, Foto: Sutton

Der zweite McLaren-Honda-Versuch scheitert kläglich

Ein McLaren-Honda mit Turbomotoren? Was F1-Nostalgiker das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, lockte auch Doppelweltmeister Fernando Alonso trotz mäßiger Ergebnisse in den Vorjahren 2015 zurück zu McLaren. Das neue Motoren-Reglement der Turbo-Hybride war bereits ein Jahr alt, als Honda die erneute Partnerschaft mit dem Traditionsteam einging. Beide Seiten sprachen von 'zukünftiger Dominanz', ein gewaltiger Trugschluss. Der Honda-Motor mit dem von McLaren eingeforderten Konzept 'Size-Zero' wurde zur Katastrophe. Wenig Leistung und furchtbare Zuverlässigkeit waren die Folge.

Der McLaren-Honda blieb 2015 häufiger stehen als ein Regionalzug, Foto: Sutton
Der McLaren-Honda blieb 2015 häufiger stehen als ein Regionalzug, Foto: Sutton

Starpilot Alonso war in seinen Aussagen voll auf Linie des Teams: Honda war an der ganzen Misere schuld, McLaren hätte ein gutes Auto gebaut. Beim Heimrennen in Suzuka bezeichnete der Spanier den Motor vor den Ohren der Weltöffentlichkeit im Team-Radio als 'GP2-Motor'. Zwei weitere Jahre versuchten Woking und Honda auf einen grünen Zweig zu kommen, doch es wurde nicht besser. Kein einziger Podestplatz gelang. Die Trennung der erhofften Traum-Ehe war die einzig logische Folge. Honda war diesmal jedoch nicht gewillt, aufzugeben.

WM-Titel mit Red Bull und erneuter Rückzug

Nach dem Ende der McLaren-Zeit suchte Honda nach einem Partner, während Red Bull dringend eine Alternative zu Renault wollte, mit denen man in Milton Keynes unzufrieden war. Die Lösung war ein Test-Jahr Hondas als Partner von Juniorteam Toro Rosso 2018. Honda hatte seine Hausaufgaben inzwischen gemacht. So kam es ab 2019 zur ersten Partnerschaft mit einem etablierten Top-Team seit langer Zeit. In den ersten beiden Jahren mit Red Bull gelangen Siege, doch selbst Supertalent Max Verstappen konnte in der WM-Wertung noch nichts gegen die Kombination aus Lewis Hamilton und Mercedes ausrichten.

Mit Max Verstappen und Red Bull gelang 2021 der bisher letzte Honda-Titel, Foto: LAT Images
Mit Max Verstappen und Red Bull gelang 2021 der bisher letzte Honda-Titel, Foto: LAT Images

2021 änderte sich dies. Honda und Red Bull legten noch einmal nach, während Mercedes durch eine Regeländerung leicht ausgebremst wurde. In einem der spannendsten Duelle der Formel-1-Geschichte sicherte sich Verstappen den Titel und so auch Hondas ersten seit Ayrton Senna. Der Konstrukteurstitel ging allerdings an Mercedes. Es wird bis mindestens 2026 der letzte Honda-Titel bleiben, denn die Japaner zogen sich erneut zurück, was sie mit der mangelnden Nachhaltigkeit der Formel 1 begründeten. Da die Motorenentwicklung per Reglement eingefroren wurde, organisierte Red Bull einen Vertrag mit Honda zur weiteren Lieferung und Wartung der Power-Units, aber ein offizielles Werksengagement ist diese Kooperation nicht mehr. Seit 2023 sind zumindest wieder die Honda-Logos auf den Boliden zu sehen und die Motoren heißen Honda Red Bull Powertrains.