In Ungarn wurde am Dienstag die erste Grade-1-Rennstrecke in Zentraleuropa seit über 15 Jahren eröffnet. Der Balaton Park Circuit am Ostufer des Plattensees ist die erste Rennstrecke seit Portimao, die nach den höchsten FIA-Standards erbaut wurde und theoretisch ein Formel-1-Rennen austragen könnte. Homologiert wurde der Balaton Park Circuit zunächst für Grade 2.

Vier Jahre lang wurde an der 4,115 Kilometer langen Rennstrecke gebaut, über 200 Millionen Euro wurden investiert. Öffentliche Gelder sollen nicht in das Projekt geflossen sein, private Investoren steckten das Geld in die Rennstrecke.

Erbaut wurde der Kurs von Ferenc Gulácsi. "Ich hatte beim Design der Strecke drei Aspekte im Kopf: Sicherheit, Herausforderung für die Wettbewerber und Nachhaltigkeit", so der Architekt selbst.

Ex-Formel-1-Pilot Giancarlo Fisichella durfte sich schon vorab ein Bild von der Rennstrecker machen: "Ich war beeindruckt von ihrem Charakter: Diese Strecke hat wirklich alles - aufregende Highspeed-Kurven, herausfordernde Haarnadelkurven und coole Schikanen. Die Strecke hat einen schönen Flow, sie gibt dir ein großartiges Renngefühl."

Der Balaton Park Circuit ist 4,115 Kilometer lang, Foto: Balaton Park Circuit
Der Balaton Park Circuit ist 4,115 Kilometer lang, Foto: Balaton Park Circuit

Sechs Rechts- und zehn Linkskurven werden gegen den Uhrzeigersinn befahren. Das Asphaltband erstreckt sich in der Breite zwischen 12 und 15 Meter. Alle Auslaufzonen wurden mit Tecpro-Barrieren ausgestattet.

Insgesamt gibt es 48 Garagen, das Fahrerlager besteht aus drei unabhängigen Bereichen. 10.000 Zuschauer können auf permanenten Tribünen beherbergt werden, bei Bedarf kann die Kapazität mit temporären Tribünen auf 120.000 Zuschauer erweitert werden.

Ungarn GP bleibt auf dem Hungaroring

Ob der Balaton Park Circuit diese Kapazität tatsächlich braucht, ist fraglich. Der Ungarn GP der Formel 1 findet auf dem Hungaroring statt. Der Vertrag zwischen Formel 1 und der Rennstrecke nahe Budapest läuft noch bis einschließlich 2027. Der in die Jahre gekommene Hungaroring soll bis dahin in Etappen modernisiert werden. Gespräche über eine Vertragsverlängerung bis 2032 laufen bereits.

"Wir sind bereit, alle Serien hier zu empfangen, aber wir wissen, dass die Formel 1 derzeit auf dem Hungaroring fährt und das auch in Zukunft tut", sagte Vorstandsmitglied Gianpaolo Matteucci zu Motorsport-Magazin.com. Einen Streckenkalender gibt es noch nicht, die Planungen für 2024 laufen. Auch die MotoGP könnte ein Thema sein. Die Strecke ist sowohl von der FIA, als auch von der FIM homologiert.

Der Balaton Park Circuit soll aber viel mehr als eine Rennstrecke sein. Direkt an der Strecke wird derzeit ein Luxus-Hotel erreichtet, das 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Auch ein Automuseum und weitere Attraktionen sollen entstehen.

Verantwortlich für das Projekt ist Channoch Nissany. Der Israeli lebt seit vielen Jahren in Ungarn. Formel-1-Fans ist Nassany ein Begriff, weil er 2005 für Minardi recht unrühmlich am Freien Training zum Ungarn GP teilnahm. Sein Sohn Roy Nissany fährt für den deutschen Rennstall PHM Racing derzeit in der Formel 2.