Aserbaidschan-Ass Charles Leclerc hat wieder zugeschlagen: Der Ferrari-Pilot fuhr im Freitags-Qualifying Bestzeit und startet beim Grand Prix am Sonntag von Pole Position. Beim vierten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2023 steht damit zum ersten Mal kein Red Bull ganz vorne in der Startaufstellung.

"Das fühlt sich wirklich gut an, vor allem nach diesem Saisonstart", zeigte sich Leclerc erleichtert. Er war nur als WM-Zehnter nach Baku angereist. "Ich hatte diese Pole nicht erwartet. Wir dachten, dass es gut wäre, vor Mercedes und Aston Martin zu landen, aber mit dieser Pole hatten wir nicht gerechnet."

Ferrari-Pole nach Mekies-Abgang und Leclerc-Gerüchten

Speziell nach dem katastrophalen Saisonstart der Scuderia und den letzten Wochen, in denen Sportdirektor Laurent Mekies seine Kündigung einreichte und vermehrt Gerüchte über einen Abgang Leclercs aufkamen, ist die Pole Balsam auf die geschundene Ferrari-Seele. "Das ganze Team hat das gebraucht", gesteht Leclerc. "Es ist Teil unseres Jobs, jeder in der Formel 1 muss mit Gerüchten und Druck umgehen, aber es war schwierig unter den Umständen. Wir haben es gut gemacht, das war für das ganze Team toll."

Dabei zeichnete sich die Ferrari-Auferstehung schon im einzigen Training zum Aserbaidschan GP am Freitagmittag ab. Leclerc landete mit 0,037 Sekunden Rückstand auf Max Verstappen auf Rang zwei. In der Qualifikation wurde es dann zunächst noch enger: Im ersten Versuch in Q3 fuhren Verstappen und Leclerc die exakt gleiche Rundenzeit. Weil der Weltmeister vorgelegt hatte, gehörte die vorläufige Pole ihm.

Im zweiten und letzten Q3-Versuch unterbot Leclerc die Bestzeit noch einmal deutlich um knapp zweieinhalb Zehntelsekunden. Auch Verstappen verbesserte sich noch, doch am Ende blieb er knapp zwei Zehntel hinter dem Ferrari-Piloten.

Leclerc touchiert Bande auf Pole-Runde

Dabei hätte Leclerc die Pole fast in Kurve eins weggeschmissen. Am Ausgang touchierte er die Tecpro-Barriere so stark, dass sie sich um wenige Zentimeter nach hinten bewegte. Doch der SF-23 nahm keinen Schaden davon. "Das war danach wirklich eine saubere Runde", freut sich der Monegasse.

Millimeterarbeit: Charles Leclerc touchierte auf seiner Pole-Runde sogar die Streckenbegrenzung, Foto: LAT Images
Millimeterarbeit: Charles Leclerc touchierte auf seiner Pole-Runde sogar die Streckenbegrenzung, Foto: LAT Images

Fraglich ist, woher die Ferrari-Auferstehung kommt. Leclerc hat eine Antwort dafür: "Wir haben schon in Australien einen guten Job mit dem Setup gemacht. Ich bin dort nur nicht gut gefahren. Und in der Qualifikation waren wir ohnehin nicht schlecht seit Saisonbeginn. Der größte Sprung aber kommt vom Setup."

Ein Leclerc-Faktor in Baku ist aber nicht zu leugnen. Teamkollege Carlos Sainz fuhr in beiden Freitags-Sessions deutlich hinter Leclerc. Im Qualifying fehlten ihm satte acht Zehntel. Leclerc stand schon 2021 und 2022 in Baku auf der Pole. Der Monegasse ist absoluter Spezialist im irrwitzig schnellen Leitplanken-Dschungel. "Ich liebe Stadtkurse. Monaco, Singapur und hier sind möglicherweise meine Lieblingsstrecken", erklärt der Pole-Setter.

Allerdings konnte Leclerc die Baku-Pole noch nie in einen Sieg umwandeln. Im vergangenen Jahr machte ein Motorschaden jegliche Hoffnung zunichte. Auch mit funktionierendem Motor sieht er sich am Sonntag nicht unbedingt als Favorit: "Im Renntrimm sind wir ein bisschen im Hintertreffen." Bis dahin gibt es allerdings noch den Sprint-Samstag mit Mini-Qualifying und Mini-GP.

Formel 1 Baku 2023: Der Zeitplan

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