Die drei Rookies der Saison 2023 haben ihre ersten drei Formel-1-Rennen überstanden. Straßenkurse, starke Teamkollegen und die Pirelli-Reifen setzen Oscar Piastri, Nyck de Vries und Logan Sargeant bisher doch noch stark zu. Bisher kann erst Piastri ein Punkteergebnis vorweisen. De Vries und Sargeant sind im Gegenzug die einzigen Fahrer ohne Punkte. Motorsport-Magazin.com analysiert, wo die drei in ihrer Entwicklung bislang die größten Defizite offenbaren.

Oscar Piastri: Einmal vor Norris, Punkte aber nur Glück

Oscar Piastri ist der erste Rookie, der 2023 gepunktet hat. Und er wird wohl auch den Erwartungen gerecht, ein praktisch garantierter Volltreffer zu sein. McLaren zeigte sich nach den ersten Wochenenden sehr zufrieden mit Piastri und mit seiner Entwicklung. "Ich denke wir erleben erste Anzeichen, dass Oscar auf der selben Pace sein wird wie Lando", kündigte Zak Brown in Australien an.

Lando Norris führt im Qualifying mit zwei zu eins, in Saudi-Arabien lag Piastri erstmals vorne. Auch das hat er für sich, de Vries und Tsunoda musste je drei Niederlagen einstecken. Dass er im sogar Gesamt-Schnitt um 0,006 Sekunden vorne liegt, ist durch Norris' frühem Jeddah-Unfall verzerrt. Trotzdem - Piastri fuhr danach nicht nur den Pflichtsieg ein, sondern lieferte mit Q3 mehr ab. Australien zeigte dann, dass es doch nicht so einfach ist. Norris war trotz eines mäßigen Samstages auch mit Fehlern über zwei Zehntel schneller. Piastri war ohne Fehler einfach weniger schnell und sucht noch das richtige Push-Niveau.

Im Rennen bleibt Piastri solide. In Saudi-Arabien hatte er bei einer Startkollision Pech, trug dann aber immerhin den Hard-Reifen über 49 Runden ins Ziel. Australien offenbarte Zweikampf-Probleme. Norris dient als direkter Vergleich: Er brauchte nur zwei Runden, um sich Yuki Tsunoda zurechtzulegen und zu überholen.

Piastri hätte direkt folgen können, steckte aber 15 Runden fest. Nach dem Rennen gab er zu, dass er es noch nicht versteht, die komplexe Leistungs-Abgabe des Hybrid-Systems in einem Zweikampf optimal zu managen und so Angriffe perfekt durchzuführen. Daher brauchte er den späten Abbruch, um zu punkten, während Norris sogar noch Nico Hülkenberg abfing.

Nyck de Vries: Aufstieg, aber nur schleppend

Nyck de Vries bekam im ersten Formel-1-Qualifying bei AlphaTauri von Yuki Tsunoda einiges an Hausaufgaben mit auf den Weg. Seither kann er zumindest eine steigende Formkurve vorweisen. Nach wie vor kämpft er aber damit, die sehr speziellen F1-Pirellis für eine Qualifying-Runde auf den Punkt und ins Arbeitsfenster zu bekommen. In Australien wich er auch von Tsunodas Aufwärm-Weg ab, nur um danach zu erkennen, dass das die falsche Entscheidung war. Hier gibt es Nachholbedarf.

Die Reifen machen de Vries auch im Rennen zu schaffen, das gab er in Saudi-Arabien zu. Nach einem vorsichtigen Start bekam er schlicht kein Gefühl dafür, wie weit er die Reifen pushen konnte und wo die Belastungsgrenze lag. Also pushte er kaum, und kam nie ins Arbeitsfenster. Australien sieht allerdings schlimmer aus, als es ist. Er wurde in eine unbrauchbare alternative Strategie gezwungen, und ein Startunfall resultierte in einem Frontflügel-Schaden. Das multiplizierte die Probleme.

Nyck de Vries im Australien-GP, Foto: LAT Images
Nyck de Vries im Australien-GP, Foto: LAT Images

Logan Sargeant: Lange Fehlerliste zum Debüt

Logan Sargeants Formkurve sieht im Qualifying nicht gut aus. Am ersten Wochenende blieb er vorsichtig. Als er in Saudi-Arabien erstmals nach mehr griff, zeigte er Nerven. Die Pace war nie schlecht, doch die Fehler häufen sich, sobald er pusht: "Der reine Speed ist nicht das Problem. Es geht nur darum, es besser zu kontrollieren." Mit Fehlern und Dreher brachte er in Jeddah gar keine Runde zusammen. In Australien verpatzte er auf der entscheidenden letzten Runde die Haarnadel.

Auch Sargeant hat im Rennen Probleme mit dem Reifenmanagement. Er tendiert verglichen mit de Vries in die Gegenrichtung, pusht früh zu enthusiastisch und zu viel, und provoziert damit brutale Einbrüche des Reifens, auch wenn es zu Beginn manchmal besser aussehen mag. So fiel er in Saudi-Arabien nach dem Restart komplett raus aus der Kampfgruppe direkt hinter den Top-10. Es bedarf Mäßigung. Mit Alex Albon sollte er immerhin einen Teamkollegen haben, der ihm hier ein gutes Vorbild sein kann.

Fahrfehler kommen im auch Rennen hinzu. Hervor sticht die krasse Fehleinschätzung beim letzten Restart von Australien, als er auf kalten Reifen mit wenig Abtrieb hinter dem Feld überrascht wurde und de Vries abschoss.

Logan Sargeant im Australien-GP, Foto: LAT Images
Logan Sargeant im Australien-GP, Foto: LAT Images

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (69 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (54 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (45 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton 38 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz (20 Punkte)
  • 6. Lance Stroll (20 Punkte)
  • 7. George Russell (18 Punkte)
  • 8. Lando Norris (8 Punkte)
  • 9. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 10. Charles Leclerc (6 Punkte)
  • 11. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 12. Esteban Ocon (4 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (4 Punkte)
  • 14. Pierre Gasly (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (1 Punkt)
  • 17. Kevin Magnussen (1 Punkt)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)