Zwei Rennen, zwei Doppelsiege und 87 Punkte. Red Bull erlebte einen perfekten Saisonauftakt. Der RB19 scheint der Konkurrenz meilenweit voraus zu sein, wie selbst Lewis Hamilton zugibt. "Ich habe noch nie ein so schnelles Auto gesehen. Selbst als wir schnell waren, so schnell waren wir nie!" Schon in der Vergangenheit konstruierte Red Bull äußerst dominante Formel-1-Boliden. Zeit für einen Vergleich - welcher Bolide aus dem Hause Milton Keyes war der Erfolgreichste?

Red-Bull-Vergleich: Quote statt Anzahl aussagekräftig

Verglichen werden die drei erfolgreichsten und damit dominantesten Boliden von Red Bull Racing anhand der Sieges-, Pole-, sowie Podien-Quote. Die Kandidaten sind der RB7 aus dem Jahr 2011 mit insgesamt 12 Grand Prix-Siegen, der RB9 aus dem Jahr 2013 mit 13 Grand Prix-Siegen und der RB18 aus dem Jahr 2022 mit ganzen 17 Grand Prix-Siegen. Die reine Anzahl an Rennsiegen, Pole Positions und Podien lässt sich schwer vergleichen, da in diesen drei Saisons unterschiedlich viele Rennen gefahren wurden. So hätte der RB18 einen klaren Vorteil, da 2022 insgesamt drei Rennen mehr gefahren wurden als 2011 und 2013. Die relevanten Zahlen liefern daher die Quoten in Prozent.

Red Bull RB18 dominiert Formel-1-Konkurrenz im Rennen

Daher sind Rennsiege auch ein essenzielles Vergleichskriterium, denn der Rennsieger holt die meisten Punkte innerhalb des Feldes. Die Siegeskategorie kann der RB18 ganz klar für sich entscheiden. Mit 17 von 22 Rennsiegen und damit einer Quote von 77,27 Prozent liegt er vor dem RB9 mit 68,42%. Der RB7 erreicht mit 12 Siegen aus 19 Grands Prix eine Ausbeute von 63,16% der maximal möglichen Rennsiege und liegt damit auf dem dritten Rang.

Eine durchaus erstaunliche Statistik, denn mit acht Pole-Positions startete der RB18 bei nicht einmal der Hälfte seiner Triumphzüge von ganz vorne im Feld. Zurückzuführen ist das auf WM-Konkurrent Ferrari. Der im Qualifying in Kombination mit Charles Leclerc ein sehr starkes Paket aufbot, im Rennen aber oft mit Reifenverschleiß, Strategiepatzern, Zuverlässigkeitsproblemen oder individuellen Fehlern der Fahrer zu kämpfen hatte. So übernahm der RB18 im Rennverlauf häufig die Führung. Auch die überlegene Höchstgeschwindigkeit des RB18 machten sich die Fahrer zunutze. In Zweikämpfen mit der Konkurrenz konnten die Piloten oft leicht vorbeiziehen.

Wertung Siegesquote

Pos.AutoSiegesquoteSiegesmenge
1Red Bull RB1877,27%17/22
2RB968,42%13/19
3Red Bull RB763,16%12/19

Der RB9 hingegen kam erst in der zweiten Saisonhälfte richtig ins Rollen. Sebastian Vettel konnte jedes Rennen der Saison 2013 ab dem Belgien Grand Prix für sich entscheiden. Hintergrund war ein Reifenwechsel von Pirelli in Kombination mit einer guten Weiterentwicklung des RB9 seitens Red Bull. Der italienische Reifenhersteller wartete zu Beginn der Saison mit komplett neu konstruierten Gummis auf, mit denen der RB9 seine Probleme hatte. Die Pneus nutzten sich extrem schnell ab und waren fragil.

Sebastian Vettel feierte mit dem RB9 seinen vierten WM-Titel, Foto: Sutton
Sebastian Vettel feierte mit dem RB9 seinen vierten WM-Titel, Foto: Sutton

Das erkannte auch Pirelli, die nach sieben Rennen zu einer ähnlichen Konstruktion wie 2012 zurückkehrten, die mehr Belastung aushielt. Dem RB9, der seinen Performance-Vorteil vor allem in Highspeed-Kurven und bei starken Bremsvorgängen ausspielte, in denen die Reifen besonders stark belastet wurden, spielte das in die Karten. Somit konnte Vettel ganze neun Rennen in Folge gewinnen. Durch die im Vergleich schwächere erste Saisonhälfte kommt der Red Bull-Bolide aber auf "nur" 13 von 19 möglichen Siegen.

RB7 klarer Red-Bull-Qualifying König

Zwar werden im Qualifying keine Punkte vergeben, jedoch zeigt sich bei der Zeitenjagd der Piloten die pure Schnelligkeit des Autos - und nicht zuletzt bietet der Start von ganz vorne, wenn richtig umgesetzt, einen wichtigen Vorteil im Rennen. Wie schon zuvor aufgezeigt, fällt der RB18 durch die Qualifying-Stärke des F1-75 zurück. Dem Dominator im Rennen bleibt mit 8 Pole-Positions lediglich Rang drei hinter dem RB9, der ganze elf erste Startplätze verbuchen kann. Ganz klarer Qualifying-König ist der RB7 mit 18 von 19 möglichen Pole-Positions und damit einer Quote von 94,76 Prozent.

Wertung Pole-Quote

Pos.AutoPole-QuotePole-Menge
1RB794,76%18/19
2RB957,89 %11/19
3RB1836,36%8/22

Der RB7 kam wie der RB6 mit einem angeströmten Diffusor daher, allerdings unterschied sich das Konzept markant vom Vorgänger. Da die FIA die Regeln für die Position des Auspuffs in Folge der Innovation des RB6 änderte, mussten die Teams neue Wege zur Implementation finden. Red Bull platzierte den Auspuff des RB7 oberhalb des Unterbodens und ließ diesen in den Raum zwischen Reifen und Diffusor verlaufen.

Red Bull integrierte den Auspuff oberhalb des Unterbodens, wie hier zu sehen, Foto: LAT Images
Red Bull integrierte den Auspuff oberhalb des Unterbodens, wie hier zu sehen, Foto: LAT Images

Wie schon 2010 kopierten auch 2011 im Laufe der Saison viele das Konzept des Red Bull, das in Zusammenarbeit mit Motorenhersteller Renault immer weiter verbessert wurde. Einzuholen waren die Mannen aus Milton Keynes aber nicht mehr, wie auch die Pole-Statistik zeigt. 2011 blieb den Bullen nur die Pole in Korea verwehrt. Sebastian Vettel und Mark Webber mussten sich Lewis Hamiltons McLaren geschlagen geben.

Beim RB9 zeigt sich ein den Rennsiegen ähnliches Phänomen. In der ersten Saisonhälfte 2013 konnte vor allem Mercedes in Form von Nico Rosberg und Lewis Hamilton die Qualifyings dominieren. Das änderte sich allerdings schlagartig mit dem Beginn der zweiten Saisonhälfte. Die erste Pole in Belgien ging zwar noch an Lewis Hamilton, ab Beginn des zwölften Rennwochenendes in Monza sicherte sich Red Bull jedoch jede noch verbleibende Pole. Acht an der Zahl. An den elf Rennwochenenden zuvor kamen die Bullen lediglich auf drei.

Red Bull RB7 auch bei Formel-1-Podien vorn

Die Podien werden anhand der maximal möglichen Podien pro Saison verglichen. Nimmt ein Team also an jedem Rennen mit zwei Autos teil, können sie genau doppelt so viele Podien erreichen, wie Rennen gefahren wurden. In den Saisons 2011 und 2013 mit insgesamt 19 Grands Prix sind das 38 mögliche Podestplätze. Bei 22 Rennen im vergangenen Jahr entsprechend maximal 44.

Wertung Podest-Quote

Pos.AutoPodien-QuotePodien-Menge
1RB771,05%27/38
2RB1863,64%28/44
3RB963,16%24/38

Die Podien-Bestmarke sichert sich erneut der RB7. Sebastian Vettel und Mark Webber standen insgesamt 27-mal auf dem Treppchen und erzielen somit eine Quote von 71,05 Prozent. Darauf folgt der RB18, der zwar mit insgesamt 28 Podestplätzen einen mehr als der RB7 vorzuweisen hat, dafür allerdings drei Rennen mehr hatte. Damit landet der 2022er-Bulle bei 63,64 Prozent und damit nur marginal vor dem RB9. Dieser bildet mit 24 erreichten Podestplätzen das Schlusslicht, die Quote liegt durch die dafür weniger benötigten Rennen aber nur minimal hinter seinem deutlich schwereren Ahnen. Auf 63,16 Prozent kommt Vettels letztes Weltmeister-Auto.

Neu in der Saison 2011 waren die erstmals von Pirelli bereitgestellten Reifen. Schon 2009 verkündete der bisherige Produzent Bridgestone das Ende der Zusammenarbeit mit der Königsklasse, erfüllte allerdings noch seinen bis 2010 laufenden Vertrag mit der FIA. Damit war 2011 die Bühne für die Italiener frei, die die Formel 1 bis heute mit Pneus versorgen. Der Red Bull RB7 kam auf Anhieb gut mit den neuen Gummis zurecht.

Der RB18 dominierte die Formel 1 wie einst der RB7 und RB9 vor ihm, Foto: LAT Images
Der RB18 dominierte die Formel 1 wie einst der RB7 und RB9 vor ihm, Foto: LAT Images

Beim RB9 zeigt sich erneut die starke zweite Saisonhälfte. 14 der insgesamt 24 eroberten Podestplätze sammelten die Bullen im zweiten Teil der Saison, zehn in den Rennen bis Ungarn. Der RB18 hingegen fiel an den ersten drei Rennwochenenden gleich dreimal aus, verschenkte also drei Podestplätze. In den folgenden 19 Saisonrennen beendeten die beiden Red-Bull-Piloten jedes Rennen und hamsterten so viele Podestplätze und Punkte - ein klarer Vorteil gegenüber WM-Konkurrent Ferrari, den man spätestens ab der zweiten Saisonhälfte deutlich hinter sich ließ.

Zwar setzten sich die Bullen vergangene Saison schon gegen Ende der ersten Saisonhälfte klar von der Scuderia ab, gravierend wurde der Performance-Unterschied aber erst ab Spa. Die Bullen entwickelten ihren Boliden ähnlich wie schon 2013 effektiv weiter, während Ferrari mit der eigenen Weiterentwicklung im Dunkeln tappte. Dazu hatten die Roten an der Einführung der neuen technischen Direktive 39 ab dem Belgien Grand Prix zu knabbern, die zwecks Bekämpfung des Porpoisings eingeführt wurde.

Fazit: Der dominanteste Red Bull ist...

Mit zwei von drei Siegen in den Kategorien entscheidet der RB7 den Vergleich für sich. Trotz der wenigsten Rennsiege ist er der konstanteste der drei Boliden. Vor allem der RB9 entfaltete sein wahres Potenzial erst ab der zweiten Saisonhälfte, gewann von dort an zwar jedes Rennen und holte nahezu jede Pole, ob das ohne den Wechsel der Reifenkonstruktion möglich gewesen wäre, ist allerdings fraglich - und auch der RB18 war nicht so dominant, wie es die Siegesstatistik hergibt.

Der RB7 war eine Klasse für sich, Foto: Red Bull
Der RB7 war eine Klasse für sich, Foto: Red Bull

Vor allem in der ersten Saisonhälfte waren es eher einige Fehler der Scuderia, die Red Bull dazu verhalfen, die vielen Siege einzufahren. Wirklich dominant wurde der RB18, ähnlich wie der RB9, erst mit Beginn der zweiten Saisonhälfte. Der RB7 hingegen war auf eine Runde über das gesamte Jahr das klar schnellste Auto und gewann seine Rennen unabhängig vom Einfluss der Konkurrenten oder bestimmter Änderungen der Rahmenbedingungen wie einer technischen Direktive oder einem Wechsel der Reifenkonstruktion.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (44 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (43 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (30 Punkte)
  • 4. Carlos Sainz (20 Punkte)
  • 5. Lewis Hamilton (20 Punkte)
  • 6. George Russell (18 Punkte)
  • 7. Lance Stroll (8 Punkte)
  • 8. Charles Leclerc (6 Punkte)
  • 9. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 10. Esteban Ocon (4 Punkte)
  • 11. Pierre Gasly (4 Punkte)
  • 12. Kevin Magnussen (1 Punkt)
  • 13. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 14. Yuki Tsunoda (0 Punkte)
  • 15. Nico Hülkenberg (0 Punkte)
  • 16. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 17. Guanyu Zhou (0 Punkte)
  • 18. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 19. Oscar Piastri (0 Punkte)
  • 20. Lando Norris (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (87 Punkte)
  • 2. Aston Martin (38 Punkte)
  • 3. Mercedes (38 Punkte)
  • 4. Ferrari (26 Punkte)
  • 5. Alpine (8 Punkte)
  • 6. Alfa Romeo (4 Punkte)
  • 7. Haas (1 Punkt)
  • 8. Williams (1 Punkt)
  • 9. AlphaTauri (0 Punkte)
  • 10. McLaren (0 Punkte)