Formel-1-Piloten müssen nicht nur schnell sein, sie sind auch wahre Multitasking-Könige. Während die Fahrer bei Geschwindigkeiten von 300 km/h ihre Runden drehen, müssen sie gleichzeitig zahlreiche Knöpfe an ihrem Lenkrad bedienen können. Motorsport-Magazin.com erklärt, wie das Lenkrad funktioniert und was die verschiedenen Knöpfe bedeuten.

Die Funktionen des Formel-1-Lenkrads

Je nach Team werden nicht nur die Formel-1-Boliden unterschiedlich designt, auch die Lenkräder sind nicht identisch – selbst zwischen den Fahrern eines Teams! So haben nahezu alle Rennställe das Display mittig auf dem Lenkrad platziert, nur Williams hat es am Chassis angebracht. Auch die Anzahl und Anordnung der Knöpfe unterscheiden sich von Team zu Team. Grund hierfür ist, dass auch die Fahrer beim Designprozess eine große Rolle spielen. So wird das Layout meist nach den Vorlieben der Piloten gestaltet. Damit die Piloten die Knöpfe nicht unabsichtlich drücken, sind rund herum nicht nur Plastikränder angebracht, sie müssen zusätzlich mit viel Kraft ausgelöst werden – wie etwa in einem Kampfjet.

Die Funktionen des Mercedes-Lenkrads im Jahr 2019, Foto: Mercedes AMG
Die Funktionen des Mercedes-Lenkrads im Jahr 2019, Foto: Mercedes AMG

Grundlegend können mit den Reglern die Bremseinstellungen und das Differential verändert werden. So kann die Bremsbalance von vorne nach hinten verlegt werden oder umgekehrt. Aber auch die Stärke der Motorbremse kann der Pilot anpassen. Das Differential verändert die Menge der Drehmomentverteilung zwischen den Hinterrädern für den Kurveneingang, den Scheitelpunkt und den Kurvenausgang.

Die Drehregler unter dem Display haben je nach Team unterschiedliche Funktionen. In der Regel besitzt aber jedes Lenkrad ein Rädchen durch das allgemeine Einstellungen vorgenommen werden können, wie beispielsweise die Lautstärke des Funks oder die Helligkeit des Displays. Zudem gibt es meist einen Drehregler mit unterschiedlichen Strategieabstimmungen. Die Ingenieure sammeln während den Trainingssessions Daten und formen daraus die effizientesten Strategien für das Rennen. Hier kann es nämlich zu Zwischenfällen kommen, worauf der Renningenieur dem Fahrer den entsprechenden Strategie-Modus vorgibt. Mit den übrigen Knöpfen können beispielsweise das DRS, der Funk oder der Leerlauf aktiviert werden.

George Russells Lenkradrückseite des Mercedes W13, Foto: LAT Images/Mark Sutton
George Russells Lenkradrückseite des Mercedes W13, Foto: LAT Images/Mark Sutton

Auf der Rückseite des Lenkrads befinden sich drei oder vier Schaltwippen. Dabei handelt es sich um die Gangschaltung und die Kupplung. Mit der oberen linken Wippe schalten die Fahrer herunter. Die obere rechte Wippe ist zum Hochschalten. Bei der unteren Wippe handelt es sich um die Kupplung. In seltenen Fällen haben die Piloten zwei Schaltwippen für die Kupplung. Hier handelt es sich rein um die persönliche Präferenz der Fahrer. Am Lenkrad sind außerdem LED-Anzeigen angebracht, damit sie den idealen Moment für den Schaltwechsel treffen. Unter anderem zeigen die Lichter auch an, welche Farbe die von den Streckenposten geschwenkte Flagge hat.

Das bedeuten die Knöpfe am Mercedes-Lenkrad 2022

George Russels Lenkradvorderseite des Mercedes W13, Foto: LAT Images/Mark Sutton
George Russels Lenkradvorderseite des Mercedes W13, Foto: LAT Images/Mark Sutton
  • Knopf DRS (Drag Reduction System): Verringert, durch das Flachstellen des Heckflügels, den Luftwiderstand
  • Knopf +10: In 10er-Schritten durch die Kontrollsensoren schalten
  • Knopf +1: In 1er-Schritten durch die Kontrollsensoren schalten
  • Knopf N: Aktivieren des Leerlaufs
  • Knopf M: Nicht bekannt
  • Knopf Cancel: Sensordaten löschen
  • Knopf BB-/BB+ (Break Balance): Die Bremsbalance nach hinten oder vorne verlegen
  • Knopf PC (Pit Confirm): Boxenstopp bestätigen
  • Knopf PL (Pit Lane): Begrenzt die Geschwindigkeit in der Boxengasse auf 80/60 km/h
  • Knopf Mark: In den Daten kann ein nützlicher Punkt markiert werden
  • Knopf Talk: Funkkommunikation
  • Drehregler Entry/MID/Hi Speed: Differenzialabstimmung, verändert die Drehmomentverteilung zwischen den Hinterrädern in den unterschiedlichen Kurvenpositionen
  • Drehregler BMIG (Brakemigration)/BBAL (Breakbalance): Veränderung der Grundeinstellung der Bremsmigration und der Bremsbalance
  • Drehregler Strat: Veränderung der Strategie-Einstellungen
  • Drehregler Menü: Unterschiedliche Änderungen können vorgenommen werden, wie z. B. die Lautstärke des Funks
  • Drehregler HPP: Veränderung der Power-Unit-Einstellungen