Anfangs zählte der Formel-1-Rennkalender für die Saison 2023 24 Rennen. Ein Rekord! Nachdem nun China aufgrund der Zero-Covid-Politik ersatzlos aus dem Kalender gestrichen wurde, verminderte sich die Anzahl zwar auf 23 Grands Prix, trotzdem hielt die Königsklasse in keiner Saison derart viele Rennen ab. Nicht nur die Teams und Fahrer werden vor eine neue Herausforderung gestellt, auch die Logistik wird 2023 ein neues Ausmaß erreichen.

Insbesondere die vielen Double- und Triple-Header erschweren die Lage zusätzlich. Die Formel 1 fährt 2023 siebenmal an zwei und zweimal an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Insbesondere die Kombination aus den Rennen in Las Vegas und Abu Dhabi stellen ein logistisches Desaster dar. Die Betroffenen haben gerade einmal drei Tage Zeit, um den gesamten Wanderzirkus knapp 13.000 Kilometer an das andere Ende der Welt zu transportieren.

So kommt die Formel 1 um die Welt

Reifen, Motoren, Kraftstoff, Teamausrüstung - dabei handelt es sich nur um einen kleinen Teil der gesamten Formel-1-Fracht. Hinzu kommen unter anderem das Equipment der TV-Teams und die Hospitalities der Veranstalter. Nach Angaben des offiziellen Logistikpartners der Formel 1, DHL, werden in der Königsklasse rund 1.400 Tonnen Fracht von Strecke zu Strecke transportiert. Knapp 40 bis 50 Tonnen gehen jeweils auf einen Rennstall zurück. Bei 20 Ländern ist das für die Logistik eine große Herausforderung.

Die Fracht der Formel-1-Teams wird auf der Start-Ziel-Geraden aus- und eingeladen, Foto: LAT Images
Die Fracht der Formel-1-Teams wird auf der Start-Ziel-Geraden aus- und eingeladen, Foto: LAT Images

Die Luftlinie des gesamten Rennkalenders beträgt 2023 circa 132.300 Kilometer. Allerdings stellt die Logistik in Europa einen zusätzlichen Aufwand dar. Denn hier wird die Ausrüstung nicht mit Frachtflugzeugen überführt, die Etappen werden größtenteils mit Lastwagen zurückgelegt. Somit erhöht sich die Summe um knapp 1.630 Kilometer Fahrtstrecke.

Diese Strecken werden jedoch nicht auf einmal zurückgelegt. Handelt es sich um keine Double- oder Triple-Header, sondern um Rennwochenenden mit Unterbrechungen, so wird ein Teil der Fracht wieder zurück in die Fabriken befördert. Auch in der Sommerpause kehren die Teams und ihr Equipment zurück in die Heimat. Hier werden dann unter anderem die Fahrzeuge überprüft und erneut für das anschließende Rennwochenende vorbereitet.

Von Rennen zu Rennen sind in etwa 300 Lastwagen im Einsatz. Diese sind zwar kostengünstiger als Flugzeuge, jedoch nimmt die Formel 1 gleichzeitig ein großes Risiko in Kauf. Stau, Unfälle oder schlechte Wetterbedingungen können die Planungen schnell auf den Kopf stellen. Neben den Frachtflugzeugen und Lastwagen kommen auch Schiffe zum Einsatz. Der Transport auf dem Seeweg dauert zwar im Schnitt länger, jedoch ist die Überführung deutlich günstiger als der Luftverkehr.

Formel 1: Seefracht vs. Flugfracht

Bei Übersee-Rennen wird die Formel-1-Fracht per Flugzeug überführt, Foto: Sutton
Bei Übersee-Rennen wird die Formel-1-Fracht per Flugzeug überführt, Foto: Sutton

In der Formel 1 wird zwischen zwei Frachtarten unterschieden. So gibt es zum einen die Seefracht. Hier befinden sich während einer Saison die Teamausrüstungen in fünf- oder sechsfacher Ausfertigung auf Hoher See. Die Fracht beinhaltet unter anderem Bürostühle, Tische, aber auch ein Teil der Garagen wird per Schiff zum nächsten Rennen transportiert. Also alle Ausrüstungsgegenstände, deren Anschaffung in mehrfacher Anzahl nicht allzu teuer ist. Diese werden teilweise Monate im Voraus verschifft, um rechtzeitig für den Aufbau bei dem jeweiligen Rennen einzutreffen.

Bereits während einem Rennwochenende ist ein weiteres Equipment-Paket auf dem Weg zur nächsten Strecke. So soll verhindert werden, dass die Rennställe in Verzug geraten. "Wir bauen die Garagen inklusive der gesamten Elektrik, der Beleuchtung und der Stromversorgung auf, damit bei der Ankunft des Teams die Garage funktionsfähig ist", sagt Garagentechniker Jamie Scott von Aston Martin.

Schon während dem Rennwochenende packen die Teams einen Teil ihres Equipments ein. Dabei muss unterschieden werden, welche Ausrüstung noch benötigt wird und welche nicht. So können Ersatzmotorenteile bereits vor dem Rennen zusammengepackt werden, da die Teams während dem Rennen keine Zeit für einen Wechsel der Motorenteile haben.

Die Formel-1-Teams packen schon während dem Rennen die Ausrüstung zusammen, Foto: LAT Images/Lionel Ng
Die Formel-1-Teams packen schon während dem Rennen die Ausrüstung zusammen, Foto: LAT Images/Lionel Ng

Darüber hinaus gibt es noch die Flugfracht. Hier wird das wichtige Equipment untergebracht. Die wichtigste Ausrüstung? Die Formel-1-Boliden. Nach einem Rennen werden die Autos von der FIA untersucht. Anschließend können die Teams ihre Boliden für die nächste Reise vorbereiten. Werden sie per Flugzeug überführt, so zerlegen die Rennställe ihre Boliden in ihre Einzelteile. Bei europäischen Rennen ist der Aufwand weniger kompliziert. Hier befördern Lastwagen die Autos zum nächsten Event.

Formel-1-Rennkalender 2023: Der große Klimasünder

Die Formel 1 geriet schon oft für ihre Rennkalender-Planung in die Kritik. So fliegt die Königsklasse auch in diesem Jahr von Aserbaidschan nach Miami zurück nach Italien. Erst im Dezember 2022 veröffentlichte die Königsklasse konkrete Maßnahmen, um die Formel 1 nachhaltiger zu gestalten. Unter anderem setzten sie sich das Ziel, die Rennen in den jeweiligen Regionen zu bündeln. Hiervon ist der aktuelle Rennkalender aber noch weit entfernt.

Um die Formel 1 nachhaltiger zu gestalten, wurden effizientere Frachtcontainer entwickelt, Foto: LAT Images/Lionel Ng
Um die Formel 1 nachhaltiger zu gestalten, wurden effizientere Frachtcontainer entwickelt, Foto: LAT Images/Lionel Ng

Vereinzelte Maßnahmen leitete die Königsklasse jedoch bereits in die Wege. So wurden die Frachtflugzeuge des Typs Boeing 747F durch die Variante 777F ersetzt. Grund hierfür ist die Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes um 19 Prozent. Zusätzlich passte die Formel 1 die Frachtcontainer so an, damit sie effizienter genutzt werden können.

Auch die Teams versuchen immer mehr, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. So testete Mercedes bei den letzten drei Europa-Rennen der Saison 2022 von Spa über Zandvoort nach Monza den Einsatz von Biokraftstoffen in seinen 16 Renntrucks. Dadurch sollen die Frachtemissionen um 89% verringert worden sein.