Technische Defekte, verpatzte Boxenstopps und fehlerhafte Strategien - obwohl Ferrari zu Beginn des Jahres noch einen starken Anschein erweckte, entwickelte sich die Saison erneut zu einem dunklen Ferrari-Jahr. Kurze Zeit sah es noch so aus, als könnten Charles Leclerc und Carlos Sainz dem Konstrukteurstitel für Ferrari entgegenfahren. Das Blatt wendete sich jedoch nach dem ersten Saisondrittel zugunsten von Red Bull. Das Team aus Maranello stand stattdessen insbesondere für seine hohe Fehlerquote in der Kritik.

So startete Ferrari in die neue Formel 1: Ferrari begann die neue Formel-1-Ära mit einem Hoch. Schon bei den Wintertests in Bahrain glänzten die beiden Piloten im F1-75. Nach einer langen Durststrecke wurde die Hoffnung, dass das Team wieder an der Spitze steht, immer größer. Auch zum Saisonstart in Bahrain hinterließ Ferrari einen guten Eindruck. Doppel-Sieg für das Team Mehr Tiefen als Höhenaus Maranello.

So entwickelte sich Ferrari 2022: Zu Beginn der Saison war die Performance des F1-75 nahezu unschlagbar. Schnell zeigten sich dann aber auch die Nachteile des schnellen Ferrari-Boliden. Das Team aus Maranello hatte mit technischen Ausfällen zu kämpfen. Der Ferrari war schnell, aber unzuverlässig. Die Scuderia musste also schnell handeln. Ferrari drosselte daraufhin die Motorleistung des F1-75. Die Konsequenz: Die Performance musste leiden.

Die Weiterentwicklung des F1-75 blieb bei Ferrari regelecht auf der Strecke liegen. Während das Team aus Maranello bis zur Sommerpause insgesamt zwölf Updates an den Start brachte, legten sie die Entwicklung in der zweiten Hälfte auf Eis. Bis zum Abu Dhabi GP kamen gerade einmal fünf Updates hinzu. Dabei wollte sich das Team auf die Weiterentwicklung des Boliden für 2023 konzentrieren. In Sachen Updates gehörte Ferrari 2022 zu den schlechtesten Teams im gesamten Feld.

Das ist Ferraris größte Stärke: Im Qualifying konnte das Team aus Maranello richtig glänzen. Die beiden Ferrari-Piloten befanden sich im Durchschnitt immer unter den besten drei. Nur fünfmal lag das durchschnittliche Qualifying-Ergebnis von Leclerc und Sainz außerhalb der Top-3. In dieser Hinsicht kam dem Team insbesondere die Ferrari-Performance zu Beginn des Jahres zugute. Ein Bonus: Der Monegasse erzielte 2022 die meisten Pole-Positionen und schlug somit den Qualifying-König Max Verstappen aus dem vergangenen Jahr.

Das ist Ferraris größte Schwäche: Die größte Schwäche der Scuderia war die Strategie. Dabei erlaubte sich im Jahr 2022 kaum ein Top-Team mehr Patzer. Das gängige Problem: Die Reifen. Ob Boxenstopps oder Reifenauswahl, Ferrari griff in der Saison 2022 oft daneben. Die Boxenstopp-Zeiten der Scuderia fielen im Schnitt deutlich länger aus als beim Boxenstopp-König Red Bull.

Auf eine schnelle Runde konnte sich der Ferrari zwar beweisen, im Rennen hatten die Ferrari-Piloten dann aber mit einem hohen Reifenverschleiß zu kämpfen. Schlechter wurde der Reifenabbau vor allem durch die aerodynamischen Updates im Laufe der Saison. Red Bull hatte hiermit im Vergleich zu der Scuderia kaum Probleme. Bei den Bullen war die Abnutzung deutlich geringer als bei den Ferrari-Boliden. Nur in Abu Dhabi konnte Ferrari mit einer fehlerlosen Strategie überzeugen.

Ferrari hatte 2022 vor allem mit dem Reifenmanagement Probleme, Foto: LAT Images
Ferrari hatte 2022 vor allem mit dem Reifenmanagement Probleme, Foto: LAT Images

2022-Schlussstrich für Ferrari: Eine weitere Chance ist verstrichen. Ferrari konnte 2022 erneut nicht im Titel-Kampf mithalten. Die größte Kritik: Zu viele Fehler. Diese kosteten das Team im Laufe der Saison zahlreiche Punkte, was der Scuderia im Kampf mit einem Team wie Red Bull, das 2022 eine nahezu fehlerlose Saison hinlegte, zum Verhängnis wurde.

Die Scuderia stoppte schon während der Saison die Weiterentwicklung des F1-75 und konzentrierte sich anschließend auf die Entwicklung des Boliden für die kommende Saison. Ob sich Ferrari damit für 2023 einen Vorteil gegenüber Red Bull verschafft hat, bleibt abzuwarten.

Ferrari: Schlechter als gedacht? Die Formel-1-Teambilanz 2022 (20:01 Min.)