Die Formel 1 fuhr in diesem Jahr auf 22 verschiedenen Streckenlayouts. Dabei standen die Teams bei der Entwicklung ihrer Boliden jedes Jahr erneut vor dem gleichen Problem: Die unterschiedlichen Streckencharakteristiken. So hatte der Red Bull in der Saison 2022 auf den Geraden einen hervorragenden Top-Speed. Mercedes hingegen fehlte der Speed auf den Geraden.

Hinzu kamen gerade zu Saisonbeginn unterschiedliche Probleme mit Porpoising, Bottoming und Bouncing, die den Silberpfeil viel Zeit kosteten. Auf manchen Strecken funktionierte das Auto besser, auf anderen überhaupt nicht - den Problemen auf die Schliche kam das Team erst nach langer Zeit, und selbst jetzt ist man sich noch nicht hundertprozentig sicher, ob man wirklich alle Problemfelder unter dem Karbonkleid des W13 aufdecken konnte.

"Ich weiß nicht, wo uns die Geschwindigkeit auf den Geraden fehlt, vor allem im Vergleich zu Red Bull", sagt Teamchef Toto Wolff. Um die Performance des Boliden vor den jeweiligen Rennwochenenden besser einzuschätzen, entwickelte das Team ein internes Tool, die sogenannte "Table of Doom". Damit wollte das Team herausfinden, auf welchen Strecken der Mercedes am besten oder schlechtesten performen würde. Das Gute daran: Gegen Saisonende stimmte die Korrelation zwischen Windkanal und Simulationen sowie der Performance auf der Rennstrecke nach Angaben des Teams wieder überein. Daran mangelte es zu Saisonbeginn noch massiv, insbesondere bei den ersten Testfahrten und dem Saisonstart.

Mercedes über Prognosen: Treffen fast zu

Obwohl Mercedes zu Saisonbeginn von der Realität eingeholt wurde, legte das deutsch-britische Team in der zweiten Hälfte nach. Eine Hilfe für das Team: die Table of Doom. Mit diesem Tool analysierte Mercedes die Chancen auf den verschiedenen Streckenlayouts. "In Bezug auf die Simulationen dachten wir, dass Mexiko unsere beste Strecke in der Saison sein wird und wir haben gut performt", so Wolff.

Nach einem sehr guten Wochenende in Brasilien, hat die Performance in Abu Dhabi nachgelassen, Foto: LAT Images
Nach einem sehr guten Wochenende in Brasilien, hat die Performance in Abu Dhabi nachgelassen, Foto: LAT Images

In Brasilien holten George Russell und Lewis Hamilton sogar den ersten und zweiten Platz, auch hier prognostizierte das interne Programm bessere Chancen. "Brasilien und Austin waren nah dran (an Mexiko), aber es kam sogar besser als erwartet", sagt der Teamchef. Zu ihrem Vorteil: die Performance des Ferraris nahm in Brasilien ab.

"Sie (Ferrari) waren definitiv nicht so konkurrenzfähig wie in Abu Dhabi. Hier waren sie auf den Geraden sehr schnell und hatten auch einen guten Reifenabbau", so James Vowles, der Chefstratege von Mercedes. "Brasilien hatte viele Kurvensequenzen, die zu den Charakteristiken unseres Autos passen." In Abu Dhabi schätzte die Table of Doom die Performance des Mercedes im mittleren Bereich ein. "Das leichte Graining, welches an der Vorderachse und Hinterachse auftrat, hat unser Rennen ruiniert", so Vowles.

In Spa und Monza wurde die Performance am schlechtesten eingeordnet. "Wenn unsere Performance also mit den Prognosen übereinstimmt, dann heißt das, dass wir verstehen, in welche Richtung wir gehen", so Wolff. "Wenn wir die Ergebnisse des Table of Doom übertreffen, dann sind wir natürlich glücklich, aber wir hinterfragen auch, ob die richtigen Vorhersagen getroffen werden."