Einst so ungestüm und kompromisslos wie Max Verstappen. Am Ende seiner Karriere umweltbewusst, philosophisch, grün. Sebastian Vettel über die Verschiebung seiner Prioritäten, wie ihn das Vater-Sein verändert hat und seine besten Tipps für junge Rennfahrer.
30 und 3 Kinder: Vettels magische Grenze zum Erwachsenwerden
"Dreißig zu werden hat einiges verändert", erinnert sich Sebastian Vettel. Der Horror-Geburtstag von vielen Nicht-Rennfahrern hat auch die Prioritäten des ehemaligen Red-Bull-Piloten verschoben. Das gehöre zum Erwachsenwerden dazu. "Jetzt bin ich natürlich auch Vater von drei Kindern, das sind nicht viele im Fahrerfeld."
Sergio Perez hat als Einziger im aktuellen Fahrerlager noch drei Mini-Versionen von sich. Daneben Kevin Magnussen und Max Verstappen mit je einem (Stief-)Kind. Laut einem Formel-1-Mythos wird ein Fahrer pro Kind eine Sekunde langsamer. Das wahre Geheimnis des Abstandes zwischen Perez und Verstappen? Natürlich nicht, aber: "Es verändert deine Perspektive auf das Leben", weiß Sebastian Vettel. Und das Schlafverhalten: "Plötzlich wird ein Formel-1-Rennwochenende zu einem Urlaub, weil man länger schlafen kann", scherzte Sergio Perez schon 2019 beim ersten von drei Kindern.
Vettel: Jugendlicher Seb noch immer ein Teil von mir
"Ich denke, dass diese Person, die ich vor 15 oder 10 Jahren war, noch immer in mir drinnen ist", philosophiert der 35-Jährige. "Aber man beginnt, einige Dinge anders zu sehen." Auch aufgrund seiner Karriere in der Königsklasse. "Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, die mir die Formel 1 gegeben hat: Rennen zu fahren, auf höchsten Level. Aber auch die Welt zu bereisen." Verschiedenste Orte, Kulturen, und Menschen. "Das macht etwas mit dir."
Ein Privileg, das der Heppenheimer heute sehr zu schätzen weiß. Und das keineswegs als selbstverständlich betrachtet werden darf. "Vielleicht habe ich ein besonderes Talent für das, was ich tue. Vielleicht haben wir alle unterschiedlich viel Talent. Aber ich könnte an einem anderen Ort geboren werden und das Talent würde nie zum Vorschein kommen. Ich hätte niemals so glänzen können", prophezeit der 35-Jährige.
"Jedem steht frei, das zu machen, was er will. Ich denke, dass man sich besonders als junger Mensch mehr auf sich selbst und seine Ziele konzentriert." Im Nachhinein hätte er schon damals mit einer etwas anderen Einstellung seinen Horizont erweitern können. "Ich denke, das Leben ist dazu da, einem sehr viele Lektionen erteilen. Vorausgesetzt man lässt sich darauf ein." Er selbst freue sich jetzt darauf, noch viel mehr zu lernen. "Aber wie gesagt, jeder muss das für sich selbst entscheiden."
Von einem Red-Bull-Wunderkind zum nächsten
In Mexiko hat Max Verstappen einen weiteren Rekord von Sebastian Vettel gebrochen: 14 Siege in einer Saison, einen mehr als Sebastian Vettel 2013. Ein großer Moment in der Karriere des Formel-1-Fahrers. "Ich kann mich ehrlich gesagt daran nicht mehr wirklich erinnern", gesteht Vettel. "Das ist so lange her." Für ihn war die Saison danach vorbei, Verstappen hat noch zwei Grand Prix zu fahren. "Als ich zwölf hatte, wollte ich einfach nur ein weiteres Rennen gewinnen", erinnert sich der viermalige Weltmeister dann doch dunkel.
"Ich hoffe, dass er einfach Spaß hat und sein Bestes gibt", meint Vettel. Verdient hätte es der Niederländer aber auf jeden Fall, Brasilien und Abu Dhabi auch noch für sich zu entscheiden. "Er hatte eine Wahnsinns-Saison, hoffentlich kann er so weitermachen und 16 bis zum Ende des Jahres gewinnen. Alles andere wäre eine Enttäuschung, oder?", meint Vettel. Auch für Red Bull würde es ihn freuen. "Ich kenne noch einige Leute dort."
Vettels Schlusssprint vor der Formel-1-Pension
Zwei Rennen dauert die Formel-1-Karriere von Sebastian Vettel noch, Müdigkeit ist noch keine zu sehen. Im Gegenteil: "Wir mussten ihn gestern aus dem Büro werfen, sonst würde er noch immer dasitzen und Daten analysieren", erzählte Mike Krack am Samstag in Mexiko. Damals wie heute ein fester Bestandteil der Persönlichkeit des Deutschen.
Norbert Vettel erinnert sich in einem Interview mit dem Blick an die Karting-Zeit seines Sohnes: "Will dein Sohn eigentlich Professor oder Rennfahrer werden?", wurde er gefragt, als der Junior aufgrund der Schule freitags oft erst verspätet anreiste. Die Antwort dürfte sich mittlerweile erledigt haben. "Rückblickend bereue ich nichts", lautet Sebastian Vettels Gesamtfazit zu seinem bisherigen Leben.
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