Lewis Hamilton präsentiert sich in der zweiten Saisonhälfte der Formel 1 2022 in Bestform. In den USA verpasste er seinen ersten Sieg in diesem Jahr nur knapp. Die Motivation des 37-Jährigen scheint ungebrochen und ein neuer Vertrag in der Königsklasse nur Formsache. Mercedes-Teamkollege George Russell würde es freuen, den Rekordweltmeister weiter als Benchmark auf der anderen Seite der Garage zu haben. In der Gerüchteküche wird Daniel Ricciardo als potentieller Nachfolger bei einem Rücktritt Hamiltons gehandelt. Der Australier lehnt ein solches Szenario allerdings ab.

"Wir werden einen neuen Deal machen. Wir setzen uns hin und besprechen das in den kommenden Monaten, würde ich sagen", so Hamilton in einem Interview mit der BBC. Mit 37 Jahren ist er nach dem 41-jährigen Fernando Alonso der zweitälteste Pilot in der Formel 1. Vor dem Hintergrund seiner vielen Businessaktivitäten und vielseitigen Interessen wird schon seit Jahren darüber spekuliert, wann der Brite seiner seit 2007 andauernden F1-Laufbahn ein Ende setzt, um sich neuen Aufgaben zu widmen.

Mittlerweile scheint es, als hätte ihm die WM-Niederlage gegen Max Verstappen im Jahr 2021 neue Motivation verleiht. "Ich will weiter Rennen fahren. Ich liebe, was ich mache. Ich mache es seit 30 Jahren und habe nicht das Gefühl, dass ich aufhören sollte", so Hamilton, der sich längst nicht zum alten Eisen zählt. "Ich denke, ich bin mein Geld immer noch wert, würde ich sagen. Ich will noch mehr erreichen."

George Russell will Lewis Hamilton bei Mercedes behalten

Für George Russell bedeutet das weiter Jahre mit der höchsten Messlatte als Teamkollege. Der 24-jährige Brite scheut sich aber keineswegs davor, sich weiter mit dem erfolgreichsten Piloten der Formel-1-Geschichte zu messen. "Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, dass Lewis noch einige Jahre bleiben könnte", sagt er.

In der Weltmeisterschaft liegt er drei Rennen vor Schluss 20 Punkte vor Hamilton. Seit der Sommerpause hat der Altmeister im teaminternen Duell allerdings klar die Nase vorne. In den letzten sechs Qualifyings unterlag Russell. Der lobt den Stallgefährten dafür in höchsten Tönen: "Ich denke, er hat bewiesen, dass er definitiv noch nicht den Fuß vom Gas genommen hat und in den letzten Rennen performt er besser als je zuvor."

Nach drei Jahren bei Williams, wo er von seinen Teamkollegen Robert Kubica und Nicholas Latifi nicht wirklich gefordert wurde, ist Russell bei Mercedes an der Seite Hamiltons endlich in der Lage, sich auf höchstem Niveau weiterzuentwickeln. "Es ist für mich aufregend, sein Teamkollege zu sein und mich direkt mit ihm zu messen und auf dieser Reise zu wachsen, auf der wir zusammen sind", erklärt er.

Seine erste Saison im Silberpfeil hatte er sich zu Beginn anders vorgestellt. Die einstigen Seriensieger fahren zum ersten Mal seit 2014 nicht um die Weltmeisterschaft. Doch genau dieser Umstand ist es, der beide Mercedes-Piloten besonders zu motivieren scheint. "Es fühlt sich so an, als wären wir beide mit dem Rest des Teams auf dieser Reise, Mercedes zurück zum Sieg zu führen", so Russell. "Wir haben eine wirklich tolle, transparente Beziehung. Es wäre gut, wenn wir noch einige Jahre Teamkollegen sind."

Daniel Ricciardo will Lewis Hamilton nicht ersetzen

Sollte Hamilton sich für mehrere Jahre an Mercedes binden, wäre das Top-Team mit ihm und Russell auf lange Zeit besetzt. Für einen möglichen Nachfolger könnten das schlechte Nachrichten sein. Doch einer, der in der Gerüchteküche gerne mit einem Mercedes-Cockpit auf Umwegen in Verbindung gebracht wird, hätte an einer Rolle als Hamilton-Ersatz gar kein Interesse.

Der bei McLaren gescheiterte Daniel Ricciardo wird 2023 nicht in der Formel 1 fahren. Stattdessen soll der Australier als Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes anheuern, um sich dort für eine Nachfolge von Hamilton in Position zu bringen. "Die Wahrheit ist, dass ich ihn weiter in diesem Sport sehen will. Er ist einer der Besten, die es hier jemals gegeben hat", so der 33-Jährige.

Statt Hamilton zu ersetzen, möchte Ricciardo in Zukunft lieber zurück zu seiner alten Stärke finden, und den Briten herausfordern. "Gegen ihn Rennen zu fahren, ist geil. Ich wünsche mir, dass in der Zukunft wieder zu haben. Darum geht es mir momentan", erklärt er. Einen Weg zurück in die F1 will er sich auf eigene Faust bahnen: "Meine Zukunft hängt nicht von dem ab, was andere machen."

Der Plan lautet, nach einem Jahr Auszeit wieder zurückzukehren. "Möglichkeiten eröffnen sich, wenn es soweit ist. Ich setzte nicht darauf, dass ich jemand etwas macht und ich dann einsteigen kann. Ich will die Zeit nehmen, die notwendig ist, ein bisschen Abstand vom Sport bekommen und mich wieder aufbauen. Wenn sich 2024 etwas Sinnvolles ergibt, komme ich zurück um Rache zu nehmen, etwas Spaß zu haben und hoffentlich an der Spitze zu fahren", so Ricciardo.