Max Verstappen hat es geschafft: Er ist Weltmeister 2022. Bis dahin war es ein langer weg und in Suzuka passierte so einiges, bis überhaupt klar war, dass der Red-Bull-Pilot den Titel verteidigt hat. Wir haben alle Aussagen des Weltmeisters über einen turbulenten Tag in Japan und eine herausragende Saison.

Verstappen über:

Den Start: "Ich hatte einen fürchterlichen Start. Die Linie außen in Kurve 1 hat etwas mehr Grip, also konnte ich mich dort wieder vorbeibremsen. Das war sehr eng gegen Charles, aber ich denke das wollen die Leute sehen."

Die rote Flagge: "Diese erste Runde auf den Intermediates war an der Grenze. Als das Safety-Car rauskam, war es bereits zu nass. Selbst mit einem Full-Wet wäre es unmöglich gewesen weiterzufahren. Und ich war ja sogar in Führung, die Autos hinter mir konnten gar nichts sehen. Das war sehr schwierig und sie haben die richtige Entscheidung getroffen."

Den Kran auf der Strecke: "Ich kam dort als erster an, also habe ich ihn gut gesehen. Wenn man aber dahinterfährt, dann versucht man etwas auszuscheren, um der Gischt aus dem Weg zu gehen. Man fährt nach rechts oder links, weil es keine Sicht gibt. Wenn dann plötzlich ein Kran vor dir auftaucht, dann ist das bei jeder Geschwindigkeit sehr gefährlich. Das müssen wir verbessern."

Den Restart: "Als wir dann wieder fuhren, war es in Ordnung. Es gab ein paar Bäche auf der Strecke, aber wir haben dann ja auch schnell auf Intermediates gewechselt. Auch das war die richtige Entscheidung."

Die Regenreifen: "Ich will nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, aber wir brauchen bessere Regenreifen. Wenn man sich ansieht, wann in den 1990ern und den frühen 2000ern gefahren werden konnte, wie viel Wasser da auf der Strecke war. Ich hätte nichts dagegen ihnen zu helfen und Regenreifen zu testen. Die Full-Wets sind einfach langsam und verdrängen nicht viel Wasser. Deswegen wollen alle sofort auf den Intermediate wechseln, weil der so viel schneller ist. Wie waren gleich fünf Sekunden schneller heute, dieser Unterschied ist viel zu groß."

Seinen dominanten Sieg: "Das Auto war sehr gut. Wir haben besonders gut auf die Vorderreifen aufgepasst. Das hat mir den Pace-Vorteil gegeben. Wenn man im ersten Sektor mehr Grip an der Vorderachse hat, dann hilft das enorm. Ich habe das sehr genossen. Diese Strecke ist auch im Nassen toll."

Die Punkte-Verwirrung: "Während des Rennens hatte ich keine Ahnung, was sie in Sachen Punktevergabe entscheiden würden. Das Hauptziel war einfach das Rennen zu gewinnen. Als ich die Ziellinie überfuhr dachte ich: Gutes Rennen, noch ein Sieg, aber ich bin noch nicht durch. Als ich das Interview nach dem Rennen gab, fingen meine Mechaniker zu jubeln an. Ich dachte: Was ist hier los? Ich dachte es sei, weil Checo auf Platz 2 nach vorne kam wegen der Strafe für Charles. Ich wusste immer noch nicht, welche Punkte vergeben wurden. Dann kam Tom [Hart, Verstappens Renningenieur, Anm. d. Red.] zu mir und sagte ich sei Champion. Andere sagten mir wiederum: Nein dir fehlt ein Punkt. Ich dachte nur: Na toll, wunderbar. Das war alles verwirrend, aber offensichtlich haben wir genug Punkte."

Die konfusen Umstände seines Titelgewinns und das Regelwerk: "Um ehrlich zu sein, stört es mich nicht, dass es ein wenig verwirrend war, ich finde es sogar ziemlich lustig. Denn am Ende des Tages wird sich nichts ändern, oder? Das Ergebnis? Ich meine, als ich die Linie überquert habe, war es sowieso nicht genug, selbst wenn man die volle Punktzahl geben würde. In diesem Szenario hätte sich also nichts geändert. Und die Regeln? Ich meine, das sind wirklich komplexe Situationen mit dem Wetter und der Anzahl der Runden. Und dann ist es natürlich ein Unterschied, ob man das Rennen zu Ende fährt oder ob das Rennen frühzeitig mit der roten Flagge abgebrochen wird und man dann nicht weiterfahren kann. Und das ist natürlich ein Unterschied. Also ja, ich denke, wenn man nicht genug Regeln schreibt, ist das nicht gut. Wenn man zu viele Regeln aufstellt, ist es auch nicht gut. Es ist immer sehr schwer, einen Mittelweg zu finden, denke ich."

Den Vergleich zu 2021: "Es fühlt sich komplett anders an. Die Emotionen sind völlig anders, aber das kommt auch daher, dass die Saison ganz anders verlaufen ist. Wir sind mit anderen Autos gestartet, das Racing hat sich stark verändert. Wir haben mehr Rennen gewonnen und das auch auf andere Art und Weise. Letztes Jahr hing noch fast alles vom Qualifying ab, wenn du gewinnen wolltest. Jetzt können wir selbst noch mit Motorenstrafen zurück an die Spitze kommen. Es war ein besonderes Jahr und ich habe es genossen. Es wird schwer das nochmal zu überbieten, auch von meiner Seite aus. Daher sollten wir es alles aufsaugen.

Über seine Weiterentwicklung: "Man schaut immer auf sich selbst und fragt sich, was man besser machen kann, oder? Ich glaube nicht, dass ich unbedingt ein schnellerer Fahrer geworden bin, denn ich glaube nicht, dass man in diesem Stadium der Karriere plötzlich ein Zehntel oder zwei Zehntel in seinem Fahrstil findet. Es geht vor allem darum, aus den vergangenen Saisons zu lernen und zu versuchen, das anzuwenden. Und wahrscheinlich ist es so, dass man in manchen Situationen einfach ein bisschen schneller ist, weil man ein bisschen besser weiß, was man tun muss, egal was es ist."

Die Auswirklungen des Titelkampfes 2021: "Andere Teams haben früher mit dem Auto für 2022 angefangen, da sie nicht um den Titel kämpften. Wir dachten deshalb, der Saisonstart würde schwieriger werden. Wie waren positiv überrascht, so konkurrenzfähig zu sein. Am Ende geht es aber um die Punkte und die haben wir am Anfang des Jahres noch nicht geholt."

Die Arbeit von Red Bull: "Das lässt dich auch an die ganze Saison zurückdenken. Wir hatten einige besondere Momente. Wir müssen vor allem darauf blicken, was das gesamte Team erreicht hat. Das war etwas ganz Besonderes und passiert nicht gerade oft. Ich will den Moment genießen und das ganze Team um mich herum wertschätzen. Wir reisen alle viel und Arbeiten hart für dasselbe Ziel. Ich bin sicher, es wird hart so eine Saison zu wiederholen."

Die Ausfälle zu Saisonbeginn:"Um ehrlich zu sein, waren wir einfach sehr verärgert. Aber ich glaube, wir wussten auch, dass wir es schnell in Ordnung bringen mussten. Und um ehrlich zu sein, haben wir uns gut gefühlt. Es war nicht so, dass wir in der Mannschaft niedergeschlagen waren. Alle waren der Meinung: 'Es ist eine lange Saison, da kann viel passieren'."

Den Wendepunkt in der WM: "Es gab ein paar Momente, in denen ich bereits dachte, dass wir eine gute Chance auf den WM-Titel haben. Der Moment, in dem ich mir sehr sicher war, war nach dem Sieg in Paul Ricard. Wir hatten unsere Führung deutlich ausgebaut und ein sehr konkurrenzfähiges Auto. Nach dem Rennen dachte ich: Diese Führung dürfen wir einfach nicht mehr hergeben."

Den Triumph beim Honda-Heimspiel: "Das war natürlich perfekt. Es geht nicht nur darum, dass wir seit Jahren gut mit ihnen zusammenarbeiten und die ganzen japanischen Fans hier haben. Es geht auch darum, dass wir uns zusammen nach oben gearbeitet haben. Die Leute sagten uns wir wären verrückt, als wir die Partnerschaft mit ihnen eingegangen sind. Sie hatten damals eine schwere Zeit, aber es zeigt, dass man niemals aufgeben sollte."

Die japanischen Fans: "Sie lieben den Motorsport, sie lieben die Formel 1. Und sie machen sich immer schick für diesen Anlass. Es ist wirklich schön, hier zu sein. Zunächst einmal ist dies eine fantastische Strecke. Ich liebe es vor allem, nach Japan zu kommen. Und auch die Fans warten auf dich, den ganzen Abend, die ganze Nacht, sie schlafen wahrscheinlich sogar in ihren Autos, um dich morgens wieder zu sehen, sie sind also sehr engagiert. Und ja, es ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes, immer wieder hierher zurückzukommen. Deshalb waren drei Jahre definitiv zu lang."

Das Saisonhighlight: "Da muss ich das Spa-Wochenende nennen. Da haben wir dominiert. Solche Wochenenden gelingen nur ganz selten. Als ich an dem Tag nach Hause kam und überlegte, habe ich erst realisiert, wie besonders das war."

Die Tiefschläge 2022: "Die Ausfälle zu Beginn der Saison. Selbst, wenn man ein schlechtes Rennen hatte, sollten doch einige Punkte mitgenommen werden. Auszufallen ist das Schlimmste, das passieren kann."

Die Konstrukteurs-WM: "Das ist das nächste Ziel und ich werde alles geben, damit wir die auch gewinnen."

Die nächstjährige Mammutsaison mit 24 Rennen: "Es wird eine lange Saison werden. Ich fand, dass diese schon ziemlich lang war - aber wir werden sehen. Ich denke, als Team werden wir versuchen, uns so gut wie möglich auf das nächste Jahr vorzubereiten. Und dann werden wir natürlich versuchen, so nah wie möglich an dieses Jahr heranzukommen, denn es wird sehr schwer sein, so etwas zu wiederholen - aber ich habe viel Hoffnung in den Leuten im Team, dass wir wieder ein wirklich gutes Auto bauen können."

Die Zukunft: "Ich habe noch viele Jahre in der Formel 1 vor mir. Ich hoffe wir bleiben so konkurrenzfähig. Ich will noch mehr Rennen und Titel gewinnen, aber das wird nicht ändern, was ich bereits erreicht habe. Darauf bin ich sehr stolz. Dennoch denke ich, dass alle im Team sogar noch mehr verdienen. Solange diese Truppe so zusammenbleibt, können wir noch weitere großartige Saisons haben."