Sebastian Vettel ist aktuell wohl der berühmteste Umwelt- und Nachhaltigkeits-Aktivist im Paddock der Formel 1. Wird die Königsklasse des Motorsports nach seinem Karriereende also vielleicht wieder schmutziger? Nicht wenn es nach der FIA geht. Die Federation Internationale de l'Automobile hat bereits vor einiger Zeit ein Programm ins Leben gerufen, das (nicht nur) Formel-1-Teams dazu animieren soll, nachhaltiger zu arbeiten. Der eher sperrige Titel? Umweltzertifizierungsprogramm.

"Ziel des Programms ist es, Teilnehmern dabei zu helfen, ihre ökologische Performance zu messen und zu verbessern", heißt es von Seiten der FIA. Von den Teams im aktuellen F1-Grid ist es bisher nur Mercedes, Williams und McLaren gelungen, die höchste Auszeichnung dieses Programms zu erhalten - die sogenannte "Drei-Sterne-Zertifizierung".

Ab 2023 müssen alle Teams in der Formel 1 zwingend die höchste Zertifizierung erhalten haben. Auch Strecken, Promoter, FIA und Formel 1 müssen sich den strengen Kriterien der Umweltzertifizierung unterziehen. Um die "Drei-Sterne-Zertifizierung" sein Eigen zu nennen, muss ein Team das größtmögliche Engagement zeigen, durch die Implementierung eines Umweltmanagement-Systems seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Mercedes AMG Petronas veröffentlicht Nachhaltigkeits-Bericht

Anfang August 2022 hat Mercedes nun einen Bericht veröffentlicht, in dem die Erfolge, die das Team seit 2018 in diesem Bereich erzielen konnte, aufgelistet werden. Ihr Fazit: "Die gesteckten Ziele wurden allesamt erreicht." Aber was heißt das nun genau? Einer der Kernpunkte betrifft die CO2-Reduktion um 50 %. Wobei hier zwischen den Emissionen unterschieden wird, die vom Unternehmen selbst erzeugt werden (direkt), und denen, die auf Kosten der unterschiedlichsten Zulieferer, der Logistik des Teams usw. gehen (indirekt).

Und das war noch lange nicht alles. Bis 2026 will man bei Mercedes nämlich die direkten Emissionen vollständig reduzieren (100 %) und auch die indirekten sollen noch weiter sinken. 50 % lautet das erklärte Ziel in diesem Bereich. Bis 2030 sollen sie sogar um ganze 75 % reduziert werden. Ein weiterer Programmpunkt, der allerdings nicht ganz unumstritten ist, betrifft die verbleibenden 25 % des Gesamtwertes. Diese sollen nämlich durch die zusätzliche CO2-Entfernung aus der Atmosphäre kompensiert werden. Ein Vorgehen, das deshalb von manchen kritisch beäugt wird, weil letzten Endes natürlich erst wieder Anlagen gebaut werden müssen, die diese Aufgabe übernehmen.

Die Maßnahmen-Palette von Mercedes

Neben der steten Reduktion der CO2-Emissionen gibt es aber auch noch eine Vielzahl anderer Punkte, denen sich Mercedes der Umwelt zuliebe verschrieben hat. So nutzt das Team bereits seit 2019 ausschließlich erneuerbare Energiequellen, ist seit 2020 vollständig CO2-neutral, hat 2021 jede Form von Einwegplastik aus der Hospitality verbannt und vieles mehr.

Das jüngste, durchaus ambitionierte Projekt von Mercedes? Als erstes Sportteam weltweit in nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel) zu investieren. "Nachhaltiger Flugkraftstoff hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir reisen, und die Auswirkungen, die wir auf die Umwelt haben, zu verändern. Dies ist ein Thema, über das ich sowohl persönlich als auch beruflich viel nachdenke", so Toto Wolff in einer Mercedes-Presseaussendung.

"Ich fliege viel, das Team fliegt viel. Wenn wir schon fliegen müssen, dann müssen wir einen besseren Weg finden, dies zu tun, und SAF ist die beste Lösung, die der Luftfahrtindustrie im Moment zur Verfügung steht." Der nachhaltige Treibstoff soll dabei aus erneuerbaren Rohstoffen oder Abfällen gewonnen werden. Mit diesem Vorgehen will das Team die CO2-Emissionen, die durch ihre Flugreisen freigesetzt werden, um bis zu 50 % reduzieren.