Das Rennen des Ungarn GP (Formel 1 2022 live: Stream, TV-Programm, Ungarn-Zeitplan) steht bevor. Es findet sich allerdings ein ungewohntes Bild vor, denn zum ersten Mal in dieser Saison startet ein Fahrer aus der ersten Reihe, der weder für Ferrari noch für Red Bull fährt. Auf der Jagd nach dem Sieg wartet auf Russell, Sainz, Leclerc und Co. aber kein Spaziergang: Die Strategie, der Start oder vielleicht auch mögliche Safety Cars werden eine entscheidende Rolle spielen. Die 7 Schlüsselfaktoren zum Rennen .Alle News zur Formel 1 heute in Ungarn gibt es im Liveticker.

1. S wie Startaufstellung

Das Grid für das Formel-1-Rennen in Ungarn ist so stark durchgemischt, wie selten eine Startaufstellung in dieser Saison. Für die wohl größte Sensation sorgte George Russell, der sich am Samstag überraschend seine erste Pole Position sicherte. Neben dem Mercedes-Piloten geht Carlos Sainz ins Rennen. Mit Charles Leclerc auf Platz 3 folgt ein weiterer Ferrari-Fahrer, neben dem Lando Norris die zweite Reihe besetzt.

Das Alpine-Duo Esteban Ocon und Fernando Alonso reihen sich eine Zeile weiter hinten ein, wobei im Qualifying doch eher überraschend der Franzose das bessere Ende für sich hatte. Lewis Hamilton musste sich nach einem DRS-Defekt im Qualifying nur mit der siebten Startposition begnügen und hat somit einiges an Arbeit vor sich, wenn er zu Russell aufschließen will.

Von Rang 8 nimmt Hamiltons alter Stallkollege Valtteri Bottas das Rennen in Angriff. Die fünfte Startreihe wird ebenfalls von zwei Ex-Teamkollegen eingenommen. Daniel Ricciardo startet von P9, Max Verstappen aufgrund eines Motorproblems aus der zehnten Position. Damit entschied er immer noch das teaminterne Duell für sich, denn Sergio Perez geht nur P11 ins Rennen. Für die Deutschen hingegen wird es mit Punkten schwer: Mick Schumacher startet von Rang 15, Sebastian Vettel aus Position 18.

2. S wie Start

Überholmanöver sind auf dem Hungaroring eine Seltenheit. Umso wichtiger ist ein guter Run auf den ersten 443 Metern, so weit ist es nämlich bis in Kurve 1. 2021 wurde das Rennen schon an diesem ersten Bremspunkt vollkommen über den Haufen geworfen, als Valtteri Bottas und Lance Stroll sich verschätzten und so mit einer Gruppenkollision den Auftakt zu einem kuriosen Grand Prix lieferten.

Bei der Wahl der Startreifen muss das auch mit in die Kalkulation einbezogen werden. Denn es wiegt häufig schwerer, auf den ersten Metern Positionen zu verlieren, als den strategisch gesehen richtigen Reifen auf dem Auto zu haben. Für gute Traktion sind die Soft-Pneus gefragt. Der Start ist wohl auch die beste Möglichkeit für Hamilton und Verstappen sich durchs Feld zu wühlen. Wenn einer von ihnen erst mal im Verkehr steckt, sind Russell und die Ferraris wohl kaum noch einholbar.

3. S wie Strategie

Wenn man auf der Strecke schon nicht überholen kann, dann sollte das wenigstens an der Boxenmauer funktionieren. Umso wichtiger ist es, auf die richtige Reifenstrategie zu setzen. Eine klar bevorzugte Variante wird sich laut Pirelli-Formel-1-Chef Mario Isola wohl nicht herauskristallisieren. Sprich: Sowohl 1- als auch 2-Stopp-Lösungen seien denkbar.

Für eine 1-Stopp-Strategie spricht die Streckencharakteristik. Wenige Überholchancen bedeutet in der Regel, dass weniger Boxenstopps erfolgsversprechend sind und man dafür einiges an Reifenmanagement in Kauf nimmt. Auch die Reifendaten vom Freitag ließen eine lange Haltedauer der Mediums und Softs vermuten. Die relativ geringen Temperaturen von 21 Grad sprechen ebenfalls für eine 1-Stopp.

Gegen Russell und Mercedes bietet sich Ferrari bei der Strategie eine Chance, Foto: LAT Images
Gegen Russell und Mercedes bietet sich Ferrari bei der Strategie eine Chance, Foto: LAT Images

Dagegen spricht allerdings der Streckenbelag. Nach dem Regen in der Nacht von Samstag auf Sonntag ist die Strecke grün, hat also wenig Grip. Bedeutet: Die Reifen bauen in der Regel schneller ab. Mit 21 Sekunden ist die Boxendurchfahrtszeit um einiges geringer als beim letzten GP in Frankreich. Laut Pirelli-Reifenchef Mario Isola schien der Hard-Pneus bislang an diesem Wochenende die schlechteste Performance abzuliefern, rutschte viel und hielt kürzer als erwartet. Eine 1-Stopp-Strategie nur auf Soft- und Medium bezeichnete er aber als "grenzwertig".

4. S wie Streckenlimits

Seit Wochen sind die vielgescholtenen Track Limits ein nervtötendes sowie ungutes Thema in der Formel 1, dennoch lassen sie uns auch in Ungarn nicht los. Bereits im Qualifying wurden sie zum Streitpunkt, als Sergio Perez in Q2 vermeintlich die Strecke verlassen hatte und seine Runde aberkannt wurde. Erst die Wiederholung zeigte: Der Red-Bull-Pilot touchierte mit zwei Reifen die weiße Linie und erhielt seine Runde zurück.

Pierre Gasly war zwar auch der Meinung, nicht gegen die Track Limits verstoßen zu haben, aber die Stewards sahen das bei ihm nicht so. Die Folge: Das Aus in Q1, obwohl die Pace für einen Einzug ins zweite Qualifying-Segment gereicht hätte. Im Qualifying wurden insgesamt zwar nur vier Rundenzeiten gestrichen, im Training gab es aber reihenweise Verstöße gegen die Track-Limit-Regeln.

Besonders ein Faktor sind die Streckenlimits in den Kurven 5 und 11, aber auch in Kurve 4 gab es in den Rahmenrennen zahlreiche Verstöße. Der niederländische Formel-2-Fahrer Richard Verschoor bekam aufgrund zahlreicher Vergehen sogar eine Zeitstrafe aufgebrummt. Das wollen die Formel-1-Fahrer tunlichst vermeiden. Beim Österreich-GP vor drei Wochen erhielten mit Sebastian Vettel, Lando Norris, Guanyu Zhou und Pierre Gasly insgesamt vier Fahrer eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.

5. S wie Safety Car

Einen entscheidenden Einfluss auf das Rennen könnte aber auch das altbekannte Safety Car haben. In den letzten fünf Jahren kam Bernd Mayländer nämlich zwei Mal zum Einsatz, womit die Wahrscheinlichkeit, dass es im Rennen zu einer Saftey-Car-Phase kommt, bei 40 Prozent liegt.

Ein Szenario, dass das ganze Rennen auf den Kopf stellen könnte und auf einem Kurs, auf dem es bekanntermaßen nur wenige Überholmöglichkeiten gibt, über Sieg und Niederlage entscheiden könnte. Schließlich biss sich Lewis Hamilton vergangene Saison an Fernando Alonso die Zähne aus.

6. S wie Silberpfeile

Für die wohl größte Überraschung an diesem Wochenende sorgten Mercedes respektive George Russell. Der junge Brite hat im Rennen auf der Pole Position allerdings keine angenehmen Gegner im Rückspiegel. Dort warten mit Carlos Sainz und Charles Leclerc nämlich gleich zwei Ferraris.

Das Ziel des Mercedes-Piloten ist dennoch klar: Sich solange wie möglich auf Position eins zu halten und sich im Rennen natürlich den Sieg zu schnappen. Doch kann das bei der prognostiziert starken Ferrari-Pace gelingen? Nur wenige Kurse sind dafür vermutlich besser geeignet als der Hungaroring. Viele Kurven und kurze Geraden könnte den roten Rennern gegen den Silberpfeil Kopfzerbrechen bereiten.

Hinzu kommt, dass Mercedes in der bisherigen Saison in den Rennen zumeist eine bessere Figur vorweisen konnte als Im Qualifying. Ob dies auch in Ungarn zutrifft, wird sich erst morgen zeigen. Der zweite Silberpfeil neben Russell, Lewis Hamilton, möchte seinen jungen Teamkollegen auf dem Weg zum erste Saisonsieg außerdem unterstützen. Mit Startplatz 7 vermutlich nicht ein ganz so leichtes Unterfangen.

7. S wie Sieger

Zu guter Letzt wartet noch die alles entscheidende Frage auf sich: Wer kann den Ungarn GP für sich entscheiden? Eine Frage, die vermutlich aber auch anders gestellt werden könnte: Wie schnell ist Russell beziehungsweise wie gut ist Mercedes?

Schließlich kommt es im Rennen nicht nur auf die Fähigkeiten eines Piloten an. Es ist ein optimales Zusammenspiel des gesamten Teams: Der Start muss klappen, die Stopps müssen sitzen und die strategischen Entscheidungen aufgehen. Am Ende kommt es aber vielleicht auch auf das gewisse Quentchen Glück an. Sind die Silberpfeile bereit für den ersten Sieg seit Saudi-Arabien 2021? So viel ist sicher: Beim Ungarn GP 2022 liegt eine spannende Ausgangssituation vor!