16 Jahre liegen die Anfänge von Sebastian Vettels Formel-1-Karriere zurück. Im Jahr 2006 war der vierfache Weltmeister als Testfahrer bei BMW Sauber tätig. Sein heutiger Teamchef bei Aston Martin, Mike Krack, war damals in Diensten von BMW: "Ich hatte das Glück, dabei zu sein, als er seine Karriere begann. Damals war er sehr jung und jetzt bin ich auch dabei, wenn er seine Karriere beendet." Der lange Zeitraum hat den Heppenheimer verändert, wie der Luxemburger erklärt: "Damals in seiner Jugend war da die pure Aufregung in der Formel 1 zu sein. Jetzt ist er mehr ein reflektierter Mensch. Er hat viele Gedanken, die in unserem Sport nicht so üblich sind."
Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl war damals bei BMW. "Ich erinnere mich noch an diese Tage, so wie Mike. Wir haben ihn für seinen ersten Test vorbereitet und dann auch sein erstes Rennen in Indianapolis mit ihm bestritten. Damals konnte man natürlich noch nicht vorhersehen, dass er so durchstarten würde und vier Weltmeisterschaften in Folge gewinnen würde", berichtete Seidl. Der Bayer hält auf und neben der Strecke große Stücke auf Vettel: "Was seine Persönlichkeit und seinen Charakter angeht, war er von Anfang an etwas Besonderes. Und ein großartiger Fahrer war er natürlich auch. Der Sport wird ihn vermissen. Wir werden ihn vermissen."
Horner schwärmt von Mensch Vettel: Holte das Beste aus Red-Bull-Mitarbeitern heraus
Nach seinen Anfängen bei BMW und eineinhalb Jahren bei Toro Rosso kam Vettel 2009 zu Red Bull, wo er seine größten Erfolge feiern sollte. Teamchef bei den Roten Bullen war damals wie heute Christian Horner. Der Brite erinnert sich zuallererst an Vettels menschliche Komponente: "In seiner Zeit bei uns war er unglaublich. Von Anfang an konnte man sehen, dass er ein sehr fokussierter junger Mann war. Sein Arbeitsethos war total deutsch. Er arbeitete hart und lange. Außerdem hatte er einen großartigen Humor. Er hat sich in ein britisches Team eingebunden und die Kultur dort sofort in sich aufgenommen."
Horner ging ins Detail: "Er hat sich auf so vielen Wegen eingebracht. Sei es einfach die Sekretäre mit etwas Schokolade zu überraschen oder die Sprache der Garage zu sprechen. Wie er den Cockney-Slang beherrschte, war legendär. Seine Fähigkeit, mit den Leuten umzugehen und das Beste aus ihnen herauszuholen, war großartig." Doch nicht nur mit dem Team verstand es Vettel, laut seinem ehemaligen Boss umzugehen: "Auch die Fans waren ihm wichtig. Ich erinnere mich, wie er in Japan jede Art von Andenken der Fans sammelte und mit nach Hause nehmen wollte. Manche dieser Objekte waren ziemlich eigenartig, aber er hat sie alle behalten."
Vettel nicht nur Erfolgreich, sondern auch Rekordjäger
Auch sportlich wusste der Deutsche zu überzeugen. Horner erinnerte sich an die vier gemeinsam gewonnenen WM-Titel: "Er wurde immer besser. Wir waren ein junges Team, das, so wie er, einige Fehler gemacht hat. Er war in diesem Jahr [2010, Anm. d. Red.] der herausragende Fahrer, aber er wurde von Unzuverlässigkeit zurückgeworfen. Gegen alle Chancen wurde er trotzdem Weltmeister. 2011 hat er darauf aufgebaut. 2012 war ein sehr hartes Jahr. Wir hatten nur einen Sieg geholt, als wir Europa verließen. Dann haben wie vier Rennen in Folge gewonnen und im letzten Rennen mit Fernando [Alonso, Anm. d. Red.] gekämpft. 2013 hat er dann alles dominiert. Neun Siege in Folge waren eine gewaltige Errungenschaft. Dieses Jahr war sein Höhepunkt. Da hat er alles zusammengebracht. Das war herausragend."
Das Rekordjahr von 2013 mit insgesamt 13 Saisonsiegen war laut dem Red-Bull-Teamchef auch sinnbildlich für Vettels sportlichen Ehrgeiz. "Damals gab es wie heute starke Konkurrenz und große Teams, gegen die wir angetreten sind. Es waren herausragende Erfolge mit ihm. Sein Fokus lag aber nicht nur auf dem Erfolg selbst, sondern er wollte auch Rekorde brechen und neue Bestmarken aufstellen", erinnerte sich Horner.
Horner: Nicht schön ihn im Mittelfeld zu sehen
Nach dem Rücktritt stehe aber nicht mehr der Rennfahrer, sondern der gesellschaftlich engagierte Familienmensch Sebastian Vettel im Zentrum: "Er ist ein Mann mit Prinzipien und hart starke Überzeugungen. Das haben wir vor allem gegen Ende seiner Karriere gesehen. Er steht auf für Dinge, die ihm Nahe gehen und das zurecht. Seine Familie ist ihm wichtig. Er schätzt sein Privatleben." Auch Andreas Seidl findet Vettels Rücktritt daher nachvollziehbar: "Das wichtigste ist, dass er eine gute Entscheidung für sich und seine Familie getroffen hat. Alles was wir tun können, ist ihm das Beste zu wünschen. Hoffentlich sehen wir ihn hier [im Formel-1-Paddock, Anm. d. Red.] noch das eine oder andere mal."
Christian Horner hat nur die erfolgreichsten Zeiten von Sebastian Vettel hautnah miterlebt. Daher kann er seinen Rücktritt angesichts der aktuellen sportlichen Lage von Aston Martin nachvollziehen: "Es ist nicht schön, ihn im Mittelfeld fahren zu sehen. Er verdient es nicht, dort zu sein. Es ist daher der richtige Zeitpunkt für ihn, mit dem Kapitel Formel 1 abzuschließen." 10 Rennen wird Vettel noch vorrausichtlich im Mittelfeld der Formel 1 verbringen, bevor er seinen Helm an den Nagel hängt.
diese Formel 1 Nachricht