"We are the champions! We are the champions!", tönte es nach der letzten Zieldurchfahrt der Formel 1 Saison 2005 aus dem Boxenfunk von Fernando Alonso. Dank Bernie Ecclestones TV-Kommando konnten nicht nur die Renault-Teammitglieder, sondern Millionen von TV-Zuschauern den neuen Fahrer- und Konstrukteursweltmeister ausgelassen singen und feiern hören.

"Das musste einfach raus", sagte der Spanier nach seinem zweiten Titelgewinn in dieser Saison über seinen Gesangsausbruch. "Es war einfach eine fantastische Saison für uns. Wir kamen mit einem Vorsprung von nur zwei Punkten in der Konstrukteurswertung nach Shanghai. Wir entschieden uns, beim Finale eine aggressive Strategie anzuwenden und auf Sieg zu fahren." Das ist den Franzosen gelungen.

Dabei habe man das "wirkliche Potenzial" des R25 nur im Qualifying und im ersten Renndrittel gezeigt. Deswegen war der China GP für den neuen Weltmeister "das einfachste Rennen" der Saison.

Aggressiv zum zweiten Titel

Sieben Siege sind Alonso nicht genug., Foto: Sutton
Sieben Siege sind Alonso nicht genug., Foto: Sutton

Lautete das Motto für den Gewinn des Fahrertitels noch bloß keine Risiken einzugehen, stellten die Franzosen ihre Maxime vor den letzten beiden Saisonrennen in Japan und China um. "achdem wir die ersten Saisonläufe für uns entscheiden konnten, wollten wir zunächst keine unnötigen Risiken eingehen und verfolgten eine etwas konservativere Strategie", erläuterte Alonso. "Heute konnten wir beweisen, dass wir mit einer offensiveren Taktik jederzeit Rennen gewinnen können."

"Der Fahrer-Titel genoss für uns oberste Priorität", betonte auch Teamboss Flavio Briatore. Aber nachdem dieser eingefahren war, sprach nicht nur die Öffentlichkeit immer mehr von der Konstrukteurs-Wertung. "Die Grundaussage lautete dabei, dass wir auch hier gewinnen mussten, ansonsten wäre unsere Saison nicht erfolgreich gewesen", so Briatore. "Von daher bin ich natürlich glücklich, dass wir auch den Konstrukteurs-Titel erobern konnten, um unsere Kritiker ruhig zu stellen."

Gelungen ist dies unter anderem durch die aggressivere Weiterentwicklung des R25 und dessen RS25-Triebwerks. "In Suzuka waren wir genau so schnell unterwegs wie die "Silberpfeile". Heute waren wir sogar noch schneller", strahlte Chefrenningenieur Pat Symonds. "Vor den letzten beiden Saisonläufen haben wir das Chassis und die Aerodyamik noch einmal signifikant verbessern können." Zudem kam in China die jüngste Motorenausbaustufe des letzten V10 zum Einsatz. "Mit unserem Gesamtpaket konnten wir daher die Lücke nicht nur schließen, sondern McLaren in puncto Leistungsfähigkeit sogar leicht hinter uns lassen."

Feuer & Flamme für den V8

Der zweite Titelgewinn gegen die eigentlich überlegenen Silberpfeile war somit "das i-Tüpfelchen" auf eine "perfekte Saison" des "Dream Teams". "Ich bin sprachlos", freute sich auch RenaultF1-Präsident Patrick Faure über den zweiten Titelgewinn. "Nichts und niemand konnte uns an diesem Wochenende aufhalten."

Trotzdem ist Fernando Alonso nicht ganz zufrieden: "Ich bin etwas enttäuscht, dass das Team insgesamt nur acht Siege eingefahren hat, inklusive meiner sieben", verriet der Mann aus Oviedo. "In dem Auto steckte das Potenzial zehn oder elf Grands Prix-Erfolge nach Hause zu fahren."

Deshalb hat Faure bereits die Devise für das nächste Jahr ausgegeben: "Wir müssen im nächsten Jahr wieder gewinnen, aber das wird nicht einfach werden." Mit McLaren, Ferrari, Toyota, Honda & Co sind einige Teams heiß darauf den Gelb-Blauen die WM-Krone wieder zu entreißen.

Pat Symonds sieht seine Truppe für die Herausforderung Titelverteidigung allerdings bestens gerüstet. "Wir haben viele clevere Leute und Menschen die gerne hier arbeiten. Das ist doch eine verdammt gute Basis."

Zudem erhofft sich Symonds aufgrund der Reglement-Änderungen auf dem Motorensektor einen Vorteil im Kampf gegen McLaren. "Unser Team kann sehr gut mit Veränderungen umgehen", sagt er. "Der V8 macht uns keine Angst."

Die Ära der Zehnzylinder endete mit einem Feuerwerk., Foto: Sutton
Die Ära der Zehnzylinder endete mit einem Feuerwerk., Foto: Sutton

"Im Gegenteil: Unsere Motor-Architektur ist etwas altmodisch. Der Motor ist ziemlich schwer. Und obwohl es ein super Motor ist und er gerade die WM gewonnen hat, könnte der V8 für eine gleichmäßigere Leistungsverteilung sorgen."

Die Ära der Zehnzylinder beendete Renault jedenfalls mit einem Feuerwerk: "Ich habe den Motor bei der Fahrt zurück in die Boxengasse mehrmals stark aufheulen lassen, um den letzten Formel 1-Sieg eines Zehnyzlinders zu feiern", begründet Fernando Alonso die Flammen, die im Parc Fermé aus seinem R25 schlugen. "Dabei habe ich wohl etwas übertrieben..."

Ein Sinnbild für die Renault-Saison 2005: Während bei anderen Teams die Motoren im Freien Training reihenweise Rauchwolken hinter sich herziehen, fängt bei Renault nur einziger Motor nach der Zieldurchfahrt beim Saisonfinale Feuer.