Normalerweise ist der Red Bull Ring in Spielberg als eine große Partymeile bekannt, doch einige Fans konnten das Wochenende nicht genießen. Es gab mehrere Vorfälle von rassistischen, sexistischen und homophoben Beleidigungen und sogar Übergriffen. Schon am Samstag waren einige Fans negativ aufgefallen, als sie den Qualifying-Unfall von Lewis Hamilton bejubelten. Die Berichte vom Sonntag, zu denen die Formel 1 kurz vor dem Rennen ein Statement herausgab, waren jedoch ein ganz anderes Kaliber.
Das Mercedes-Team schilderte einen der Vorfälle. Einem weiblichen Fan wurde unter den Rock gegriffen und es fiel der Satz: "Du bist ein Hamilton-Fan, daher verdienst du keinen Respekt." Weitere Fans sollen Anfeindungen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihrer Sexualität ausgesetzt gewesen sein. Teamchef Toto Wolff fand deutliche Worte: "Das muss aufhören. Wenn du ein echter Formel-1-Fan bist, egal von welchem Team oder Fahrer, dann kannst du dich nicht sexistisch, rassistisch oder homophob verhalten. Das hat keinen Platz in der Formel 1. Wir wollen dich nicht hier haben!" Red-Bull-Boss Christian Horner drückte sich ähnlich aus: "Präferenz für oder gegen einen Fahrer wird es immer geben, aber inakzeptabel ist jegliche Form von Beschimpfungen, Rassismus oder Homophobie. So etwas gehört nicht in den Sport."
Viele der Fahrer erfuhren erst nach dem Rennen davon, doch auch sie hielten sich nicht zurück. "Ich mag es nicht, über solche negativen Nachrichten zu sprechen, aber was hier passiert ist, ist eine verdammte Schande. Ich wurde schon gestern zu den Buhrufen nach Lewis' Unfall gefragt. Ich verstehe schon, dass die Leute herkommen, um ein bisschen Spaß zu haben, ein paar Biere zu trinken und sich ein wenig gehen zu lassen. Aber es gibt eine Grenze für so etwas und Belästigung ist nicht einmal in der Nähe dieser Grenze, sondern überhaupt nicht in Ordnung", meinte McLaren-Pilot Daniel Ricciardo.
Betrunkene 'Orange Army' unter Verdacht
Auch Sebastian Vettel äußerte sich überrascht und verärgert: "Ich war mir der Sache vorher nicht bewusst. Es sollte keine Toleranz geben. Die Leute wollen eine gute Zeit verbringen und trinken vielleicht ein bisschen viel, aber das ist keinerlei Entschuldigung oder gar Rechtfertigung für solches Verhalten." Max Verstappen, der in Österreich die größte Anhängerschaft hatte, schlug vor, den Alkoholkonsum zu regulieren: "Man darf nicht vergessen, auch wenn es keine Ausrede ist, dass sie sich die Rennen ansehen und dann wieder zurückgehen, um Party zu machen und Alkohol zu trinken. Und wenn man trinkt, dann kann man manchmal dumme Sachen machen. Ich sage das nicht als Ausrede, aber diese Dinge kann man regulieren. Es gibt eine Menge an Alkohol, bei der man lieber ins Bett gehen sollte, um am nächsten Tag wieder nüchtern zu sein."
Verstappens letztjähriger WM-Rivale Lewis Hamilton machte Zwischen den Zeilen die Fans des Niederländers für die Vorfälle verantwortlich: "Im Vereinten Königreich haben wir eine weite Spannbreite an Fans. Hier gibt es die Orange Army, also musst du schon genau hinsehen, um die neonfarbenen Mützen zu sehen. Man kann sie etwas besser erkennen, aber natürlich sind es weniger als in orange. Jemanden in der Menge zu beschimpfen, weil er jemand anderen unterstützt - Es ist verrückt, dass wir diese Erfahrungen im Jahr 2022 immer noch machen."
Hamiltons Chef Toto Wolff wollte trotz seiner drastischen Wortwahl keiner Gruppe die Schuld zuweisen. "Ich glaube diese Leute sind einfach dumm. Ich habe für solches Verhalten keine andere Erklärung. Solche Belästigungen, egal ob sie sexistisch, rassistisch oder homophob sind, sind einfach hirnlos. Keine Menge an Alkohol kann eine Entschuldigung dafür sein. Dass der Sport polarisiert und Emotionen hervorruft, das wollen wir. Aber das müssen wir verurteilen und diese paar Idioten von uns fernhalten. Damit ist aber nicht gemeint, eine bestimmte Fan-Gruppe zu verurteilen. Wegen ein paar Amöben sollten wir nicht anfangen zu generalisieren", äußerte sich der Österreicher.
Fahrer fordern Konsequenzen: Hart durchgreifen!
Für Sebastian Vettel müssen den Worten auch Taten folgen: "Es ist gut, dass das alles öffentlich wurde. Das ist ein Anfang. Wer auch immer diese Leute sind, sie sollten sich schämen und für immer von den Rennstrecken verbannt werden." Auch Sieger Charles Leclerc sah dies so: "Wenn es uns gelingt, diese Leute ausfindig zu machen, dann müssen wir hart durchgreifen. Sie sollten nicht einmal in die Nähe unseres Sports kommen dürfen." Ricciardos Teamkollege Lando Norris äußerte sich ähnlich: "Es muss Konsequenzen haben. Hoffentlich erteilt das Einigen eine Lektion. Einfach nur ein Schild aufzustellen, auf dem steht 'mach dies oder das nicht', wird solches Verhalten nicht verhindern."
Doch über eine Verbannung hinaus konnten die Fahrer keine Lösungsvorschläge anbieten. Lando Norris hielt sich selbst auch nicht unbedingt für qualifiziert, eine Lösung zu finden: "Was kann man sonst [über eine Verbannung hinaus, Anm. d. Red] tun? Ich fahre nur Auto, also gibt es bestimmt Menschen, die mit besseren Ideen daherkommen als ich." Charles Leclerc konnte ebenfalls nicht mit konkreten Vorschlägen aufwarten. "Ich weiß nicht, wie man das angehen kann, aber es ist offensichtlich inakzeptabel, egal wo man ist. Wenn wir etwas tun können, dann sollten und müssen wir das auch machen", gab er nach dem Rennen am Sonntag an. Es bleibt abzuwarten, ob es abgesehen von der öffentlichen Verurteilung weitere Konsequenzen für die Übeltäter gibt.
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