"Ich habe viel Heuchelei über die Jahre gesehen, aber das ist die Krönung", kritisierte Sonya Savage, Albertas Ministerin für Energie, Sebastian Vettel gestern auf Twitter scharf. Ein Rennfahrer, gesponsort von Aston Martin mit finanzieller Unterstützung von Saudi Aramco, der sich über Ölsände beschwert, das ginge zu weit.

Der Heppenheimer trug am Freitag ein T-Shirt mit der Aufschrift "Stoppt den Teersandabbau". Darunter ein Bild einer Pipeline und der Einzeiler: "Kanadas Klimaverbrechen". In der Pressekonferenz am Freitag kündigte Vettel auch an, mit seinem Helm ein Zeichen setzen zu wollen. Was der Ministerin dabei besonders aufstieß: Im grünen Aston-Martin-Teamkit mit riesigem Aramco-Schriftzug wohlgemerkt.

In seiner Zeit beim Red Bull war Vettel noch mehr mit Weltmeisterschaften als Klimaschutz beschäftigt., Foto: LAT Images
In seiner Zeit beim Red Bull war Vettel noch mehr mit Weltmeisterschaften als Klimaschutz beschäftigt., Foto: LAT Images

Leidenschaft vs. Umweltschutz: Vettels Interessenskonflikt

Teersandabbau, die Gewinnung von Öl aus einem Ton- und Sandgemisch ist laut Greenpeace noch schädlicher für die Umwelt als herkömmlicher Erdölabbau. Um an die Ölsandschicht in etwa 30 Metern Tiefe zu gelangen, werden unter anderem große Flächen an Urwäldern gerodet. So auch in der kanadischen Provinz Alberta. Vettel beschuldigt Kanada der Klima-Verbrechen und mahnt, an zukünftige Generationen zu denken. Prompt meldete sich Albertas Energieministerin Savage auf Twitter und verwies in ihrer Kritik auch auf Aston Martins Titelsponsor Aramco.

Saudi Aramco ist ein riesiger Ölkonzern und mit 4% Anteil an den globalen Kohlenstoffemissionen einer der größten Mitwirker am Klimawandel. Neben seinem Engagement bei Aston Martin ist Aramco auch einer der Hauptsponsoren der Formel 1.

Die Ministerin verteidigte den Teersandabbau in Alberta und meinte, jeder sollte besser auf seinen eigenen ökologischen Fußabdruck achten. Abschließend gab sie Vettel noch einen Rat mit auf den Weg: "Vielleicht ein Tretrad für die Formel 1?"

Nicht der erste Heuchel-Vorwurf für Vettel

In der britischen Talkshow "Question Time" auf dem Fernsehsender BBC wurde der viermalige Formel-1-Weltmeister vor einigen Wochen von der Moderatorin ebenfalls auf die Thematik angesprochen. Ob er nicht ein Heuchler sei, auf Umweltthemen aufmerksam zu machen und gleichzeitig in der Formel 1, "dem wahrscheinlich fossilsten Sport der Welt", zu fahren? Vettel entgegnete damals, Rennfahren sei seine große Leidenschaft, jedoch hinterfrage auch er seinen Job tagtäglich. "Sollten wir das wirklich tun, um die Welt reisen und Ressourcen zu verschwenden?"

Der bald 35-Jährige Deutsche nutzt die Plattform Formel 1 schon seit einiger Zeit, um sich für Umweltschutz, Menschenrechte und andere ihm wichtige Themen einzusetzen. Vor Kurzem machte er sich für einen homosexuellen Piloten am Formel-1-Grid stark.