Über die Budgetobergrenze der Formel 1 wurde in den letzten Jahren viel gestritten. Sie sollte die hohen Kosten der Königsklasse eingrenzen und Chancengleichheit ermöglichen. Die Top-Teams wehrten sich lange über eine niedrige Ansetzung des Kostendeckels, doch besonders die finanziellen Folgen der Corona-Krise ermöglichten es der FIA, ein Limit von 140 Millionen Dollar für das Jahr 2022 durchzusetzen.

Nun bringen die Teams eine neue Entwicklung ins Spiel, um die Obergrenze wieder anzuheben: Die Inflation. "Die FIA muss sich um das Problem mit der Inflation kümmern. Manche Teams werden sonst die letzten vier Rennen auslassen, um innerhalb der Budgetobergrenze zu bleiben", warnt Red-Bull-Teamchef vor drastischen Folgen für den Sport.

Die logistischen Kosten der Formel 1 werden aufgrund von Inflation und Ukraine-Krieg immer höher., Foto: LAT Images
Die logistischen Kosten der Formel 1 werden aufgrund von Inflation und Ukraine-Krieg immer höher., Foto: LAT Images

Inflation in der Formel 1: Horner fordert FIA zum Handeln auf

Ein Team wie Red Bull könnte ein höheres Budget im WM-Kampf mit Ferrari sicherlich gut gebrauchen, doch Horner spricht auch den Rest des Feldes an: "Es geht nicht mehr nur um die großen Teams, sondern auch die Mittelfeldteams kämpfen mit der hohen Inflationsrate, die noch schlimmer werden könnte."

Der Brite ruft die FIA zum schnellen Handeln auf und betont, dass die Teams unverschuldet in diese Lage geraten seien: "Niemand will in dieser Situation sein, deswegen muss die FIA mindestens bis zur zweiten Hälfte des Jahres das Problem gelöst haben. Dinge wie Lebenskosten und Energiekosten sind weltweit exponentiell gestiegen. Die Formel 1 ist da keine Ausnahme. Die Frachtkosten haben sich vervierfacht und das ist nichts, was wir beeinflussen könnten."

Budget Cap in der Formel 1 zu niedrig? Krack stimmt zu

Aston Martin-Teamchef Mike Krack sieht es gelassener: "So sind die Regeln. Es gibt technische Regeln, sportliche Regularien und eben finanzielle Regeln. Wir müssen uns an alle drei halten. Es ist immer noch Zeit die richtigen Entscheidungen zu fällen. Wenn du jetzt zu viel Geld ausgibst, dann wird es später natürlich eng. Wir überwachen unsere Kosten sehr gut und sind sehr effizient mit unseren Ausgaben. Wir befinden uns also nicht in der Position, in der wir um Rennteilnahmen fürchten müssten."

Mike Krack spricht war keine drastischen Warnungen aus, doch auch er unterstützt die Anhebung der Budgetobergrenze., Foto: LAT Images
Mike Krack spricht war keine drastischen Warnungen aus, doch auch er unterstützt die Anhebung der Budgetobergrenze., Foto: LAT Images

Angesichts dieser Aussagen überrascht es doch, dass Krack Horners Anliegen zustimmt: "Wir unterstützen die Initiative den Budgetdeckel aufgrund der Inflation zu erhöhen. Der Grund ist hauptsächlich, weil der Anstieg der Kosten real ist. Inflation ist ja kein neues Problem. Solange die Regulierung der Inflation in den Regeln vernünftig ist, werden wir diesen Ansatz unterstützen."

Der Luxemburger verfällt allerdings nicht in den Alarmismus seines britischen Kollegen: "Es ist übertrieben davon auszugehen, dass Teams Rennen auslassen werden müssen. Ich denke, das wird nicht passieren." Dennoch liefert auch er eine ähnliche Begründung für die Forderung: "Die Budgetgrenze sollte nicht erhöht werden, weil einige ihre Kosten nicht im Griff haben. Doch die Situation in Russland und der Ukraine, die die Energie- und Logistikpreise massiv erhöht hat, konnte man einfach nicht voraussagen."

Formel 1 uneinig: Drei Teams gegen Erhöhung der Budgetgrenze

Über die Gegner der Erhöhung hat der Boss von Sebastian Vettel seine eigene Theorie: "Nicht viele Teams sind dagegen, ich denke es sind nur drei. Ihnen geht es darum, die Weiterentwicklung der Konkurrenz einzuschränken. Es ist ein strategischer Gedankengang, denn auch sie haben höhere Kosten. Vermutlich hätten sie nicht das Budget, um eine erhöhte Obergrenze ausnutzen zu können."

Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer sieht für sein Team keine Probleme, das Budgetlimit einzuhalten., Foto: LAT Images
Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer sieht für sein Team keine Probleme, das Budgetlimit einzuhalten., Foto: LAT Images

Zu den von Krack angesprochenen Gegnern gehört Alpine-Chef Otmar Szafnauer. Der Amerikaner sieht die Teams in Eigenverantwortung: "Wenn man sich die die Inflation vom Dezember ansieht, war sie damals schon bei 7% und die meisten Teams planen ihr Budget zwischen November und Dezember. Für uns war das also keinerlei Überraschung und daher haben wir damit geplant." Szafnauer setzt sogar noch nach: "Wir sind immer noch unter dem Limit, obwohl wir die Frachtkosten als etwas geringer eingeplant hatten. Wenn wir das schaffen, dann können es die anderen auch. Ich bin also nicht für eine Erhöhung des Limits."

Um eine Erhöhung des Budgetlimits bei der FIA durchzusetzen, müssten die Teams wohl Geschlossenheit zeigen. Doch solange Teams wie Haas oder Alfa Romeo noch unter der Obergrenze agieren und Alpine dagegen ist, dürfte eine solche Einigung sehr schwer zu erzielen sein.