Stolze 19 Formel 1 Rennen ist der Rennkalender des Jahres 2005 lang. Unglaublich aber wahr: Am kommenden Wochenende steht bereits der letzte Saisonlauf dieser Mammutsaison in der Königsklasse des Motorsports auf dem Programm.

Mit dem bei seinem Streckendebüt im vergangenen Jahr hoch gepriesenen Shanghai International Circuit, hat das Saisonfinale auf alle Fälle einen würdigen Schauplatz gefunden. Obwohl die Fahrer-WM bereits entschieden ist, steigt im Reich der Mitte noch ein letzter Showdown: Jener um die Konstrukteursweltmeisterschaft. Und dann sind da noch einige Abschiede...

Renault: Die letzte Verteidigung

Posieren hier die doppelten Titelträger?, Foto: Sutton
Posieren hier die doppelten Titelträger?, Foto: Sutton

Unerwartet aber keineswegs unerwünscht: Renault geht mit zwei WM-Punkten Vorsprung als WM-Spitzenreiter in das letzte Saisonrennen. Nach dem McLaren-Doppelsieg von Brasilien und dem Führungswechsel in der Konstrukteursweltmeisterschaft hätten damit wohl nur die Wenigsten gerechnet. Mit einem an die verringerte Laufleistung angepassten Motor sowie einem Extraschuss Motivation, möchten die Gelb-Blauen jetzt auch noch den zweiten WM-Titel dieses Jahres nach Enstone und Viry-Châtillon holen. Die Chancen dafür stehen nach Japan zwar besser, aber immer noch nicht perfekt. Denn McLaren Mercedes besitzt noch immer das schnellste Paket. Selbst da Renault mittlerweile sein Understatement aufgegeben hat und von Wochenende zu Wochenende darauf beharrt den Abstand verkürzt zu haben.

McLaren: Die letzte Chance

Kimi Räikkönen kennt die Situation nur allzu gut: Der Finne muss alles auf eine Karte setzen und einen Rückstand aufholen. In diesem Jahr erlebte er dies schon sehr oft: Etwa wenn er wieder einmal wegen eines Motorwechsels 10 Plätze weiter hinten starten musste. Oder weil er sich nach einem verregneten Qualifying von Startplatz 17 bis auf das oberste Siegertreppchen nach vorne gekämpft hat. In China kommt es aber nicht nur auf den Ice Man an. Auch sein Teamkollege Juan Pablo Montoya muss zum zweiten Mal in diesem Jahr das schaffen, was ihm bisher nur in Japan gelungen ist: Den Doppelsieg absichern. Ansonsten könnte es auch mit dem Trostpreis des Konstrukteurstitels nicht klappen. Auch wenn man weiterhin das schnellste Auto im Feld besitzt.

Ferrari: Die letzte Qual

Michael Schumacher erhofft sich einen versöhnlichen Jahresabschluss., Foto: Sutton
Michael Schumacher erhofft sich einen versöhnlichen Jahresabschluss., Foto: Sutton

Schon vor Wochen nahm man in Maranello Abschied von zwei lieb gewonnen Wegbegleitern, die seit 1999 respektive 2000 ihren Stammsitz in der Ferrari-Zentrale hatten: Den WM-Pokalen für den Fahrer- und Konstrukteursweltmeistertitel. Das große Ziel in diesem Jahr noch einen zweiten GP-Sieg einzufahren, werden die Roten in China dennoch nicht erfüllen können. Dazu waren ihre Vorstellungen zuletzt einfach nicht konkurrenzfähig genug. Das Trostpflaster des 3. WM-Ranges in der Team-WM dürfte sie unterdessen nur wenig interessieren. In Shanghai erlebt die Scuderia aber noch einen weiteren Abschied: Mit Rubens Barrichello verlässt der langjährige Teamgefährte von Michael Schumacher das Team in Richtung britisch-amerikanischer Freiheit. Seine Unterschrift unter den Honda-Vertrag war somit Rubinhos Weg eine Unabhängigkeitserklärung zu unterzeichnen.

Toyota: Der letzte Angriff

Die Saison 2005 ist schon jetzt ein großer Erfolg für Toyota. Dennoch möchten die Japaner im letzten Saisonrennen noch einmal voll angreifen, um vielleicht doch noch einmal auf dem Podest zu landen. Gerade nach dem verpatzten Heim-GP in Suzuka wäre dies auch bitter nötig. Ralf Schumacher baut dabei erneut auf den überarbeiteten TF105B. Sein Teamkollege Jarno Trulli würde diesen derweil am liebsten wieder gegen das Vorgängermodell eintauschen. Schließlich kommt er mit der B-Version nicht so gut zurecht wie Ralf. Dieser wiederum hatte mit dem bisherigen Boliden seine liebe Mühe und Not. Die Chancen der Weiß-Roten in China auf das Podest zu fahren erscheinen jedoch gering: Jedenfalls so lange alle vier McLaren und Renault ins Ziel kommen.

Williams: Der letzte Tanz

Mark Webber wusste in Japan zu überzeugen., Foto: Sutton
Mark Webber wusste in Japan zu überzeugen., Foto: Sutton

Der nächste Abschied im Reich der Mitte: Nach sechs Jahren trennen sich die Wege von BMW und Williams. Beim letzten gemeinsamen Tanz der britisch-bayrischen Seilschaft sollen Mark Webber und Antonio Pizzonia noch einmal alles geben, um den Weiß-Blauen einen versöhnlichen Abschied in die unabhängige Zukunft zu verschaffen. Während der Jungle Boy zuletzt enttäuschte, lässt Mark Webbers starker Auftritt in Suzuka darauf hoffen, dass zumindest erneut ein paar WM-Punkte für den Australier drin sein sollten. Zu mehr dürfte es unter normalen Umständen aber wohl nicht reichen.

B·A·R Honda: Der letzte Anlauf

Bei British American Racing stehen anderthalb Abschiede an: Zum einen jener vom längsten Teamnamen der F1. Schließlich wird Honda den Rennstall 2006 nicht mehr Lucky Strike British American Racing Honda nennen. Der andere Abschied betrifft den einzigen F1-Japaner: Takuma Sato bestreitet in Shanghai sein letztes Rennen für die Japaner. Wenn es nach der britischen Gerüchteküche geht, dann kommt es aber gar nicht dazu. Unsere Kollegen auf der grünen Insel möchte nämlich vernommen haben, dass Anthony Davidson den in Suzuka enttäuschenden Sato ersetzt. Bislang gibt es allerdings keine Anzeichen dafür. Die gab es vor dem Rauswurf von Jacques Villeneuve allerdings auch nicht.

Red Bull Racing: Der letzte Schrei

Bei Red Bull gibt es immer den neuesten Schnickschnack., Foto: Sutton
Bei Red Bull gibt es immer den neuesten Schnickschnack., Foto: Sutton

In seiner ersten F1-Saison hat Red Bull bislang an 18 Rennwochenenden für Trubel im Paddock gesorgt. Man könnte fast sagen: Die roten Bullen sorgten dafür, dass die verstaubte F1-Welt an jedem Rennwochenende den letzten Schrei zu erleben bekam. Beim Saisonfinale erwarten sich die Bullenreiter nun eine Fortsetzung des zuletzt gezeigten Aufwärtstrends. Allerdings mit einer Veränderung: Diesmal möchte man die gute Leistung auch in Form von WM-Punkten belohnt sehen.

Sauber: Das letzte Rennen

Mach's gut Peter Sauber! Mit dem China GP endet nicht nur die F1-Saison 2005, sondern auch die Ära des Schweizer Privatiers aus Hinwil. Ab 2006 geht sein Team unter neuer Führung als BMW-Werksteam an den Start. Beim Abschiedsrennen in Fernost sollen Jacques Villeneuve und Felipe Massa nun für einen würdigen Abgang des Sauber Petronas Teams sorgen. Angesichts der starken Konkurrenz dürfte das aber nicht gerade einfach werden.

Jordan: Der letzte Vorhang

Auch der Name Jordan verschwindet am Sonntag aus der F1-Welt., Foto: Sutton
Auch der Name Jordan verschwindet am Sonntag aus der F1-Welt., Foto: Sutton

Bei Jordan GP ist der Namensgeber und Teamgründer Eddie Jordan schon seit Ende des letzten Jahres nicht mehr mit an Bord. Ein Jahr nach dem geschäftstüchtigen und positiv verrückten Iren verschwindet nun auch sein Team aus der Königsklasse. Ab dem nächsten Jahr wird der in Silverstone beheimatete Rennstall als MidlandF1 in den Starterlisten geführt werden. Im Gegensatz zu Sauber dürfte Jordan unter normalen Umständen überhaupt keine Chance auf einen versöhnlichen und mit WM-Punkten geschmückten Abschied besitzen.

Minardi: Die letzte Hoffnung

Das dritte Team, welches am 26. Oktober des Jahres 2005 seinen letzten Formel 1 Grand Prix bestreiten wird, ist das Team, das am meisten von allen für die Begriffe "sympathisch" und "klein" sowie "Talentschmiede" und "Überlebenskünstler" steht. In Shanghai absolviert Minardi sein letztes Rennen vor der Übernahme durch Red Bull. Vielleicht gelingt dem niederländischen Duo der Stoddart-Truppe im letzten WM-Lauf noch ein allerletztes Wunder. In der Vergangenheit hat die Truppe aus dem italienischen Faenza jedenfalls schon einige davon vollbracht. Beispielsweise in jedem Jahr auf's Neue an den Start zu gehen.