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Nach dem Belgien GP schrieben unsere Kollegen der schreibenden Zunft weltweit das Ende der Bridgestone-Dominanz im Regen herbei. Schon damals warnte ich, dass der Große Preis von Belgien kein Regenrennen gewesen sei. Stattdessen kamen bei einem Rennen ohne Niederschläge auf abtrocknender Strecke nur die Intermediates getauften 'leichten Regenreifen' zum Einsatz.

Als am letzten Wochenende im Freien Samstagstraining in Suzuka erstmals die "Extremwetterreifen" ausgepackt werden mussten, kehrte hingegen die Überlegenheit der japanischen Gummis wie erwartet zurück. Wer dafür noch einen Beweis braucht, der sollte sich die zweitbeste Trainingszeit von Narain Karthikeyan, die fünftbeste Trainingszeit von Christian Albers oder die mit nur einer Runde vor seinem Abflug gefahrene Trainingsbestzeit von Michael Schumacher ansehen. Das kann kein Zufall gewesen sein.

Im Trockenen war dafür wieder alles beim Alten: Vorne drehten die McLaren vor den Renault ihre Kreise und Ferrari ist einfach nicht konkurrenzfähig. Die Hoffnungen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo auf einen Sieg aus den letzten drei Saisonrennen, kann sich der Italiener demnach schon jetzt abschminken. Jedenfalls so lange der China GP am nächsten Wochenende kein absolutes Chaos- oder Regenrennen wird. Unter normalen Bedingungen werden Schumacher und Barrichello keine Chance haben.

Im Regen würde dies, siehe das Freie Training in Japan, ganz anders aussehen. Schumacher ging nicht umsonst mit der Zielsetzung ins Qualifying bei Regen die Pole Position einzufahren. Er hat es ja auch geschafft! Allerdings nicht Michael, sondern Ralf Schumacher.

Dieser beklagte sich nach dem Rennen über die zu lange Safety-Car Phase, welche ihn daran gehindert habe seine Drei-Stopp-Strategie perfekt umzusetzen. Aber auch ohne diesen Rennverlauf hätte Ralf keine Chance auf den Sieg gehabt. Dafür konnte Toyota die Pole beim Heimrennen in gewohnt souveräner Manier PR-technisch ausschlachten.

Lotteriespiel Strafmaß

In der Konstrukteurs-WM liegt vor dem Saisonfinale der Favorit mit dem schnellsten Auto wieder im Rückstand. Dennoch glaube ich auch weiterhin daran, dass die Silbernen den Konstrukteurstitel gewinnen werden. Dafür müssen sie aber noch einmal beide Autos ins Ziel bekommen.

In Japan ist ihnen dies wieder einmal nicht gelungen. Das wiederum bringt uns zum großen Streitthema des Japan GP: Die Unfälle und die folgenden Strafen.

Beim Belgien GP wurden Takuma Sato und Antonio Pizzonia für ihre jeweiligen Auffahrunfälle mit einer Strafversetzung um 10 Startplätze beim nächsten Rennen respektive 8.000 SU-Dollar Strafe versehen. Diesmal erhielten Jacques Villeneuve und Takuma Sato für das "Abdrängen eines Gegners" eine 25 Sekunden Zeitstrafe respektive eine Disqualifikation.

Diese vier Zwischenfälle aus zwei Rennen zeigen: Die Schuldsprechung und das Strafmaß in der Formel 1 sind momentan undurchsichtig und für die Zuschauer sowie Fahrer nicht nachvollziehbar. Es fehlt einfach eine feste Linie, für welches Vergehen welche Strafe ausgesprochen wird.

Des Mosleys neue Regeln

Ein anderes heiß diskutiertes Thema waren wieder einmal die neuen, angeblich "radikalen" Regeländerungsvorschläge von Max Mosley.

Die Einführung des so genannten Knock Out Qualifyings würde ich auf alle Fälle befürworten. Das würde mehr Leben ins Qualifying bringen. Man müsste das neue Format den Zuschauern zwar erklären, aber es dürfte einfacher zu verstehen sein, als etwa das zweigeteilte Additions-Qualifying vom Saisonbeginn.

Trotzdem bin ich seit dem Start der neuen A1GP Serie und deren viergeteiltem Additions-Qualifying ein Freund dieses Qualifikationssystems geworden. Allerdings zieht sich dieses bei der A1GP doch sehr in die Länge und wird gegen Ende durch die vielen Pausen etwas zäh.

Deshalb sollte man sich in der Formel 1 etwas länger Gedanken über ein sinnvolles Format machen, damit am Ende etwas Vernünftiges herauskommt und wir dann endlich ein Qualifying-System über einen längeren Zeitraum beibehalten können.

Auf dem Motoren- und Reifensektor hat diese Konstanz zuletzt nicht funktioniert. Deshalb kann ich Michelin sehr gut verstehen, wenn sie über die Rückkehr von Reifenwechseln nicht gerade erbaut sind. Schließlich haben sie in diesem Jahr Millionen in die Entwicklung von langlebigen Pneus gesteckt und dabei bessere Arbeit als Bridgestone geleistet. Jetzt sollen plötzlich wieder Reifenwechsel erlaubt werden. Das ist der gleiche Wahnsinn wie mit den Zweiwochend-V10-Motoren in dieser Saison: Diese waren eine ebenso kurze wie teure Geschichte.

Die Abschaffung der T-Cars und somit der Freitagstestfahrer empfinde ich unterdessen als Schritt in die falsche Richtung. Denn am Freitag bekamen immerhin noch ein paar junge Fahrer die Möglichkeit die Strecken und das Fahrverhalten eines F1-Boliden kennen zu lernen. Die Freitagstester konnten so ohne den Druck eines Einsatzcockpits ein Jahr lang die F1-Welt kennen lernen und sich im F1-Umfeld bewegen. Da mit Minardi auch noch das letzte kleine Team wegfällt, wäre dies ein harter Schlag für den Formel-Nachwuchs.

Das Verbot von Reifenwärmern und ähnlichen Heizsystemen ist derweil einfach nur gefährlich. Insbesondere da die Rillenreifen eine sehr viel geringere Auflagefläche besitzen als Slicks. Wenn ein Fahrer dann aus der Box geht und voll pusht, könnte das zu bösen Unfällen führen.

Wieder etwas positiver zu bewerten ist die Idee die Fahrerparade näher am Rennen stattfinden zu lassen. Darüber ob der dadurch verkürzte Vorstart sinnvoll ist, kann diskutiert werden. Aber die Tatsache, dass man sich ernsthaft Gedanken über die Fans macht, verdeutlicht, dass die F1 auf dem Wege der Besserung und nicht mehr ganz so arrogant ist. Es wird zumindest damit begonnen wieder den Fan in den Mittelpunkt zu stellen.