Der letzte Sprint des Jahres ist geschafft. Entschieden sollte das Sprint-Qualifying in Brasilien allerdings bereits beim Start werden, als Valtteri Bottas auf den weicheren Softs ungehindert an Verstappen vorbeigehen konnte. Red Bull verteidigt die eher vorsichtige Strategie, sowohl bei Verstappen als auch Sergio Pérez die härteren Reifen gewählt haben: Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Verstappen beißt sich Zähne an Bottas aus

Nach der Disqualifikation von Lewis Hamilton aufgrund des DRS-Vergehens bot sich Max Verstappen im Sprint des Brasilien GP die Chance, die WM-Führung gegenüber den Briten auszubauen und sich dabei auch in eine guten Position für das Hauptrennen am Sonntag zu bringen.

Der Sieg im Sprintrennen sollte es zwar nicht werden, Red-Bull-Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko zeigt sich in Sao Paulo dennoch erleichtert über den Ausgang. "Damit kann man leben", erklärt der Österreicher gegenüber Motorsport-Magazin.com. In den verbliebenen vier Rennen zählt schließlich jeder erdenkliche Punkt. Helmut Marko rät seinem Piloten daher vor allem eines: "Nichts riskieren."

Wirklich eng wurde es gegen Valtteri Bottas allerdings nie. Bereits am Start konnte der Finne problemlos an Verstappen vorbeigehen und sich etwas absetzen. Wie Verstappen erklärt, lag dies aber nicht nur an den härteren Reifen: "Gleichzeitig habe ich irgendwie das 'Gear Sync' verloren." Die Schaltung ging beim RB16B am Start also nicht so flüssig über die Hand wie gewohnt.

Hinter Bottas waren Verstappen schließlich die Hände gebunden. "Danach war die Pace gut, aber du kannst nicht überholen, weil die Reifen schnell überhitzen und du steckenbleibst. Vor allem, wenn die Pace der Autos nahe beisammen liegt." Taktische Spielereien wie Stopps seien aufgrund der kurzen Renndistanz ohnehin nicht möglich. "Es sah nicht so aus, als wäre es für Valtteri besorgniserregend gewesen, wie nah ich dran war."

Dr. Helmut Marko nennt aber einen weiteren Grund, warum Verstappen zu Beginn des Sprints zwar an Bottas herankam, schließloch aber nicht mehr vorbeigehen konnte: "Überholen ist mit unserem Auto einfach wahnsinnig schwierig. Der Mercedes-Topspeed ist einfach unglaublich." Vor allem die Tatsache, dass Hamilton ungestört durch das Feld pflügen konnte, sei für Marko in dieser Hinsicht ein weiterer Indikator. "Wie das Auto auf den Geraden vorbeifährt, ist nicht normal."

Bottas-Risiko erfolgreich: Keine Option für Red Bull

Für Bottas dagegen lief der Sprint mehr als erfolgreich. Der Finne konnte nach Monza damit das zweite Sprint-Qualifying in Folge für sich entscheiden und drei Punkte nach Hause fahren. "Es lief alles nach Plan", erklärt Bottas. Der Schlüssel waren dabei der Startreifen.

Valtteri Bottas konnte beim Start an Max Verstappen vorbeigehen , Foto: LAT Images
Valtteri Bottas konnte beim Start an Max Verstappen vorbeigehen , Foto: LAT Images

Bottas nahm den Sprint im Gegensatz zu Red Bull auf den weicheren Softs in Angriff: "Wir dachten, das sei die beste Chance, am Start die Führung zu übernehmen", blickt Bottas zurück und genauso sollte es auch kommen. Dabei war diese Strategie mit dem Risiko verbunden, dass die Pirelli-Pneus am Ende des Sprints einbrechen und eine Verstappen-Attacke plötzlich wieder möglich gewesen wäre. Dazu kam es in Sao Paulo schließlich aber nicht.

"Wir haben versucht, unsere Pace zu optimieren und das bedeutet auch, dass du die Reifen managen musst. Vor allem in bestimmten Bereichen dieser Strecke. Am Ende habe ich versucht, alles Verbliebene aus diesem Reifen herauszuholen", so der Mercedes-Pilot.

Wie der Finne erklärt, habe Mercedes aber bereits früh mit dem Gedanken gespielt, den Sprint auf den Softs zu bestreiten, als sie in den Trainings erkannten, dass der Reifen mehr aushält als gedacht. Für Red-Bull sei diese Herangehensweise laut Dr. Helmut Marko aber nicht möglich gewesen: "So wie der Reifenabbau ausgesehen hat, wäre das für uns schwierig geworden."