Max Verstappen verlor in Russland die WM-Führung an Lewis Hamilton. Vor dem Rennen in der Türkei an diesem Wochenende liegt der Herausforderer in der Gesamtwertung zwei Punkte hinter dem Titelverteidiger. In Istanbul beginnt die heiße Phase im Kampf um die Weltmeisterschaft. Sieben Rennen in den kommenden zehn Wochen werden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Verstappen weiß um die große Chance für ihn und sein Team. Von Druck will er trotzdem nichts wissen.

"Es ist alles wie immer. Wir sind sehr entspannt, aber auch fokussiert", so der 24-Jährige vor dem 16. Saisonrennen in der Türkei. Die WM-Führung wechselte zwischen Hamilton und ihm in den vergangenen fünf Grands Prix drei Mal. In Russland hatte Red Bull eine Motorenstrafe vorgezogen, die im restlichen Saisonverlauf früher oder später ohnehin fällig gewesen wäre. Verstappen lief als Zweiter hinter Hamilton im Ziel ein und betrieb damit die bestmögliche Schadensbegrenzung.

"Das Chaos im Regen am Ende hat uns ermöglich, Zweiter zu werden. Das war für uns super, aber die kommenden Rennen werden hart", so Verstappen, der bis zum Regenschauer zehn Runden vor Schluss nur auf Platz sieben gelegen hatte. Wenn er das Rennen dort beendet hätte, würde er nun 14 Punkte zurückliegen. Durch das ständig wechselnde Kräfteverhältnis ist Red Bull alarmiert, im Endspurt der Saison weiter alle Kräfte für den WM-Kampf zu bündeln.

Verstappen und Red Bull schauen nicht auf Mercedes

"Wir müssen uns auf uns selbst fokussieren und versuchen, unser Auto zu verbessern. Es ist natürlich nie verkehrt, die anderen Autos im Auge zu behalten", sagt Verstappen. "Wir wissen nicht wirklich, ob wir vorne oder hinten sein werden. Manche Rennstrecken sind auf dem Papier für uns besser, andere für sie."

Einen Joker haben er und sein Team seit Sotschi in der Hand. Bei Hamilton soll dieses Jahr noch eine Motorenstrafe anfallen, während Verstappen bis zum Finale in Abu Dhabi freie Fahrt haben sollte. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ein starkes Auto haben und jetzt mit dem frischen Motor müssen wir einfach nur weiter entwickeln und dran bleiben", sagt er.

Mercedes hat die Formel 1 seit 2014 fest in der Hand und Red Bull in diesem Jahr erstmals seit 2013 wieder ein WM-fähiges Auto. Die Erwartungshaltung der Österreicher ist hoch. Die Teamführung rund um Christian Horner und Dr. Helmut Marko wurde schon nach dem Saisonstart nicht müde, zu betonen, dass in Anbetracht der WM-Chance keine Kompromisse gemacht werden.

Verstappen sieht 2021 bereits als Erfolg

Hinzu kommt, dass das Wunderkind Verstappen seit seinem sensationellen ersten Sieg 2016 in Barcelona als kommender Weltmeister gehandelt wird. Einige Beobachter fürchten, dass sich eine WM-Niederlage so kurz vor dem ultimativen Ziel für den Niederländer negativ auswirken könnte. Doch Verstappen beteuert, dass er keineswegs so auf den WM-Titel fixiert ist, wie manche glauben.

"Ich gebe immer mein Bestes und ich weiß, dass das Team das auch tut. Wenn wir am Ende des Jahres Erster sind, wäre das ein fantastischer Erfolg. Aber selbst wenn wir Zweiter werden, hatten wir immer noch eine tolle Saison. Das würde mein Leben nicht verändern. Ich mag das, was ich hier mache, und das ist auch sehr wichtig. Ich mache mir wirklich keine allzu großen Sorgen", erklärt er. Stattdessen schaut er nur auf seinen Job im Cockpit: "Ich weiß nur, wann ich hier sein muss, um Rennen zu fahren."

Das große Ziel auszublenden, sieht er für sich und sein Team als die beste Herangehensweise. "Das ganze Team will gewinnen. Diese Mentalität ist definitiv vorhanden, aber du kannst nichts erzwingen oder dir deshalb Stress machen. Wir wollen sowieso immer unser Bestes geben", sagt er. "Du musst einfach gut und hart zusammen arbeiten und am Ende der Saison finden wir heraus, ob wir Erster oder Zweiter werden."