Kurz vor dem 1. Freien Training zum Belgien GP 2021 in Spa intensivierte sich der Regen etwas. Deshalb gab es zu Beginn der Session kaum Action. Nach und nach wagten sich die Piloten auf Intermediates auf die Ardennenachterbahn. Allerdings war die 7,004 Kilometer lange Strecke bereits nach wenigen Minuten wieder vollständig abgetrocknet. Erst gegen Ende der Session nieselte es wieder leicht.

Die erste Bestzeit nach der Formel-1-Sommerpause sicherte sich Valtteri Bottas. Der Mercedes-Pilot fuhr knapp zwei Zehntel schneller als Titel-Mitfavorit Max Verstappen. Der WM-Führende Lewis Hamilton hatte mit seiner Fahrzeugabstimmung und Nicholas Latifi zu kämpfen.

Das Ergebnis: 1:45,199 Minuten benötigte Valtteri Bottas auf den Soft-Reifen für seine schnellste Runde. 0,164 Sekunden dahinter reihte sich Verstappen auf der gleichen Reifenmischung ein. Bereits eine halbe Sekunde fehlte Pierre Gasly auf Rang drei. Charles Leclerc, Carlos Sainz, Sergio Perez und Sebastian Vettel konnten auf den Plätzen vier bis sieben innerhalb einer Sekunde bleiben. Lando Norris, Esteban Ocon und Fernando Alonso komplettierten die Top-10.

Lewis Hamilton, der seine schnelle Runde auf den Soft-Reifen abbrechen musste, landete auf den harten Pirellis nur auf Platz 18 vor Nikita Mazepin und Mick Schumacher.

Die Zwischenfälle: Die leicht feuchte Strecke bot überraschend viel Grip. Nur in Kurve eins hatten die Piloten etwas Probleme. Zunächst war es Kimi Räikkönen, der beim Herausbeschleunigen aus La Source den Grip seiner Pirellis überschätzte, kurz darauf überforderte der Honda-V6 von Yuki Tsunoda die Haftgrenze der italienischen Pneus. Beide konnten ohne Probleme weitermachen.

Räikkönen hatte später noch an einer anderen Stelle zu kämpfen: Ausgerechnet der Routinier und Spa-Spezialist verlor in der Boxeneinfahrt die Kontrolle über seinen Alfa-Sauber. Räikkönen touchierte die Innenseite der Boxenwand und beschädigte sich dabei das Auto leicht.

Mit dem Schrecken davon kam Weltmeister Lewis Hamilton: Seinen ersten und einzigen Versuch auf den Soft-Reifen musste er nach einem Missverständnis mit Nicholas Latifi abbrechen. Hamilton lief mit Geschwindigkeitsüberschuss in der Bus-Stop-Schikane auf und wollte auf der Ideallinie vorbeigehen. Latifi sah Hamilton offenbar nicht und drängte ihn ab. Der Mercedes-Pilot musste leicht neben die Strecke und die Runde abbrechen, um einen Unfall zu verhindern.

Die Technik: Auf keiner Strecke ist Aero-Effizienz so gefragt wie in Spa. Im ersten und letzten Sektor zählt Topspeed, im Mittelsektor Abtrieb. Deshalb fuhren die Teams gänzlich andere Pakete als noch in Ungarn, als es nur um Abtrieb ging, egal wie teuer der erkauft wurde. Die Mini-Flügel bieten bereits einen Vorgeschmack auf das Rennen in Monza in zwei Wochen.

Lewis Hamilton mit großem Heckflügel in Eau Rouge, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton mit großem Heckflügel in Eau Rouge, Foto: LAT Images

Im 1. Training suchten die Teams noch nach dem optimalen Kompromiss. "Wo verliere ich die Zeit?", wollte Hamilton wissen. "Auf den Geraden, das hatten wir erwartet", funkte Renningenieur Peter Bonnington zurück. Während Teamkollege Bottas mit kleinem Heckflügel fuhr, hatte Hamilton ein Spa-unüblich großes Brett aufgeschraubt.

Abseits davon gab es auch noch kleinere Neuerungen an den Autos zu sehen. Red Bull testete die vordere Bremsbelüftung mit reichlich Flow-viz, auch McLaren legte an diesem sensiblen Bauteil nach und brachte eine Ausbaustufe.

Die Motoren: Pünktlich nach der Sommerpause stehen mit Spa und Monza zwei große Power-Strecken auf dem Programm. Deshalb bekamen gleich elf Piloten frische Motoren. Fast alle, die es sich noch straffrei erlauben konnten, eine neue Antriebseinheit einzusetzen, zogen den letzten Joker.

Darunter alle Mercedes-befeuerten Piloten außer Sebastian Vettel (bereits mit dem 3. Motor unterwegs). Max Verstappen musste seine letzte geplante Antriebseinheit nach dem Silverstone-Crash bereits in Ungarn einsetzen.