Sebastian Vettel war nach dem Formel-1-Rennen in Monaco an diesem Sonntag sichtlich gelöst. Im fünften Anlauf mit Aston Martin ging der Knoten beim krisengebeutelten Heppenheimer endlich auf. Nach seinem besten Qualifying legte er beim Grand Prix in den Straßen des Fürstentums noch einen drauf und stach Weltmeister Lewis Hamilton auf dem Weg zu Platz fünf aus. Fahrer und Team machten auf dem Weg zum ersten gemeinsamen Punkteresultat alles richtig.

"Das ist ein großartiges Resultat für uns. Wir können sehr glücklich sein, beide Autos in den Punkten zu haben", freut sich Vettel am Mikrofon von Sky UK über das beste Teamresultat der Saison. Lance Stroll steuerte den zweiten AMR21 auf Platz acht und erhöhte die Ausbeute damit auf 14 Zähler. Aston Martin machte gegen alle Widerstände auf dem engen Stadtkurs mit beiden Fahrern wertvolle Positionen gut.

"Unser Kommandostand hat heute gute Entscheidungen getroffen und das Auto war schnell, als es darauf ankam. Das hat den Unterschied gemacht", erklärt Vettel, der im ersten Stint über weite Strecken nicht den Anschluss an den vor ihm fahrenden Hamilton hielt. Das war Teil der Taktik, denn vor der Boxenstopp-Phase arbeitete er sich wieder an seinen Vordermann heran und war im richtigen Moment zur Stelle.

Vettel und Aston Martin knacken Hamilton mit Overcut

"Wir haben das gut gemacht, die Autos vor uns auf dem Soft-Reifen im ersten Stint fahren zu lassen und die Lücke zu schließen, als es darauf ankam", sagt er. Mercedes versuchte, mit Hamilton den auf Platz fünf liegenden Gasly per Undercut zu überholen. AlphaTauri reagierte und holte auch den Franzosen zum Service. Vettel hatte daraufhin zwei Runden freie Bahn, um den Overcut gegen die direkte Konkurrenz zum Erfolg zu führen. "Wir konnten wirklich zulegen", sagt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Dass er solch ein Feuerwerk abbrennen konnte, überraschte ihn selbst. "Ich wusste, dass das die entscheidende Phase des Rennens ist. Die Reifen waren nicht mehr ganz frisch aber ich konnte trotzdem schneller fahren, als ich es das gesamte Rennen über getan hatte", so Vettel, der nach dem Boxenstopp hauchdünn vor Gasly und Hamilton zurück auf die Strecke kam.

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"Es war sehr eng, als ich vor Pierre herauskam. Als es den Hügel hochging, konnte ich ihn nicht genau sehen. Ich wusste, dass er da ist aber nicht wo er ist. Es war ein Beschleunigungsduell in diesem Geschlängel. Ich ließ ihm Platz und letztendlich musste er zurückstecken", beschreibt er die für sein Rennen entscheidende Szene, die nicht ganz ungefährlich war.

"Es war unheimlich schwer, weil man im Spiegel nicht viel sieht. Das ist nicht wahnsinnig toll, kein 4K und auch kein HD", flachst der 33-Jährige, der darüber hinaus auch auf dem frischen Reifen besonders aufpassen musste: "Ich hatte nicht so viel Platz, weil neben der Ideallinie so viel Gummifetzen lagen. Außerdem war auf den neuen Reifen noch diese Silikonschicht drauf, die du herunterfahren musst."

Vettel mahnt: Schwung nach Baku mitnehmen

Die Track Position gegen Gasly und Hamilton zu behaupten, war für ihn der Schlüssel zum ersten Erfolgserlebnis mit Aston Martin. Auf dem harten Reifen fiel es ihm in der zweiten Rennhälfte leicht, das Tempo der Konkurrenz mitzugehen. Im Ziel lag er zwar eine halbe Minute hinter Sergio Perez, der seinerseits per Overcut in der Boxenstopp-Phase an ihm vorbeigegangen war, doch nach hinten hatte er alles im Griff.

Gasly überquerte die Ziellinie anderthalb Sekunden hinter Vettel, ohne in Schlagdistanz für eine Attacke gekommen zu sein. Hamilton musste mit 14 Sekunden deutlich abreißen lassen. Der Lohn für das perfekte Rennen waren zehn WM-Punkte, die ihn in der Gesamtwertung aus dem Nichts auf Platz elf spülten. In der Teamwertung ist Aston Martin als Fünfter auf Augenhöhe mit Alpine und AlphaTauri.

So richtig gelöst ist Vettel nach dem Erfolgsmoment aber noch nicht. "Ich hatte in der Vergangenheit natürlich schon sehr, sehr gute Resultate und was zählt, ist immer das nächste Rennen", richtet der viermalige Weltmeister den Blick sogleich nach vorn. "Heute war es gut, aber jetzt fokussieren wir uns auf Baku. Hoffentlich können wir den Schwung mitnehmen."