Mark Webber, aktuell Porsche-Teambotschafter in der Formel E, fuhr zwischen 2009 und 2013 für den britisch-österreichischen Rennstall Red Bull Racing. Seitdem er das Team aber verlassen hat, konnten die Bullen keinen weiteren Weltmeistertitel mehr feiern.

Nach der jahrelangen Mercedes-Dominanz scheinen sich die Vorzeichen 2021 aber wieder gewendet zu haben, denn Red Bull zeigt sich so stark wie schon lange nicht mehr. Mark Webber glaubt, dass sowohl Max Verstappen als auch sein Ex-Rennstall bereit sind für den Titel. Der Australier sieht Lewis Hamilton aber nach wie vor in der Favoritenrolle.

Red Bull kann es mit Mercedes aufnehmen

Spätestens nach dem vergangenen Rennen in Imola ist klar: Der bisher relativ große Abstand zwischen Red Bull und Mercedes ist dahin und die Mannschaft von Christian Horner gewappnet für den Kampf. Das sieht auch der ehemalige Red-Bull-Pilot Mark Webber so: "Jeder bei Red Bull ist mental auf den Kampf vorbereitet und sie wissen, wie man um Siege kämpft. Es gibt andere Teams, die das nicht gewöhnt sind, aber Red Bull ist es. Sie erwarten es, zu gewinnen, obwohl sie größten Respekt vor Lewis und Mercedes haben."

Neben dem schnellen RB16B hat Red Bull aktuell vor allem in einem Bereich die Nase vorne. "Wir haben letztens gesehen, dass sie bei den Boxenstopps richtig schnell sind. Mercedes ist da nicht unbedingt bei der Musik, obwohl sie natürlich ein großartiges Team sind", so Webber gegenüber der spanischen Zeitung 'Marca'.

Um gegen Mercedes bestehen zu können, braucht es aber mehr als nur gute Boxenstopps. Schließlich hat Mercedes mit Lewis Hamilton einen siebenmaligen Weltmeister in den eigenen Reihen. "Sie [Red Bull] waren noch nie so bereit. Sie wissen, dass sie eine große Chance haben, sehr präzise und immer für den Kampf bereit sein müssen. Lewis gibt dir keine zweite Chance," warnt Webber sein Ex-Team.

Max Verstappen, der richtige Mann für den WM-Kampf

Im Kampf gegen Hamilton kann Red Bull mit Max Verstappen dennoch das passende Gegenstück vorweisen. "Sie haben dafür den richtigen Fahrer im Cockpit", so Mark Webber, der dennoch auf die mangelnde WM-Kampf-Erfahrung des Niederländers hinweist: "Es ist wie im Leben: Wenn dir eine Situation zum ersten Mal begegnet, ist es eine Herausforderung. Wenn er am Ende der Weltmeisterschaft in einer Position ist, weiterhin gegen Hamilton zu kämpfen, dann ist klar, dass er [Hamilton] in solch einer Situation mehr Erfahrung vorweisen könnte."

Webber (rechts) glaubt an die Fähigkeiten Verstappens (links), Hamilton habe seiner Ansicht nach aber die besseren Chancen auf den Titel, Foto: Sutton
Webber (rechts) glaubt an die Fähigkeiten Verstappens (links), Hamilton habe seiner Ansicht nach aber die besseren Chancen auf den Titel, Foto: Sutton

"Max [Verstappen] war noch nie in so einer Situation, möchte aber in die Position kommen, zu wissen, wie er mit so etwas umgehen muss." Der Australier zeigt sich diesbezüglich dennoch optimistisch: "Wir werden sehen, wie es laufen wird. Max hat viel Selbstvertrauen und ich glaube nicht, dass er viel Druck verspüren würde, sobald er die WM anführt. Er hat eine große Persönlichkeit."

Hamilton Favorit, Zuverlässigkeit als entscheidender Faktor

Mark Webber ist sich aber sicher, dass der Weltmeistertitel unter den beiden erwähnten Fahrer ausgemacht wird. In einem Interview mit 'Ran Racing' schiebt er die Favoritenrolle aber Hamilton zu: "Ich glaube, dass Hamilton der Favorit auf den Titel ist. Ich hoffe aber auch, dass Verstappen einen guten Job machen wird."

Der Grund hierfür sei, dass Hamilton immer noch sehr motiviert sei und viel Erfahrung, Leidenschaft und Enthusiasmus mitbringe. "Das ist ein großes Problem für seine Gegner. Er ist noch hungrig", so Webber. Schließlich verliere Hamilton einfach nicht gerne.

Im WM-Kampf wird laut Webber neben Hamilton und Verstappen aber auch die Zuverlässigkeit der jeweiligen Boliden beziehungsweise Motoren eine wichtige Rolle spielen. Ein Bereich, bei dem in den letzten Jahren aber vor allem die Mannschaft aus Brackley punkten konnte. Zum Vergleich: 2020 konnte Hamilton jedes Rennen, bei dem er antrat, beenden. Max Verstappen fiel in der letzten Saison zweimal aufgrund technischer Defekte aus. In einer engen Saison kann das den Unterschied machen.