2019 trieb Ferrari Mercedes fast in den Wahnsinn: Auf den Geraden nahmen die Italiener dem Dauerweltmeister exorbitant viel Zeit ab. Nach einer Regelklarstellung im Winter und zahlreichen Technischen Direktiven waren die Geraden 2020 Ferraris große Schwachstelle.
Ferrari machte nicht nur den Motor für den Abwärtstrend verantwortlich, sondern auch die Aerodynamik. Der SF1000 hatte zu viel Luftwiderstand. Deshalb nahm Teamchef Mattia Binotto beide Abteilungen in die Pflicht: Der Motor musste stärker werden, die Aerodynamik windschlüpfriger.
"Wir waren letztes Jahr hier in Bahrain im Qualifying sehr langsam. Wir sind nicht ins Q3 gekommen und lagen weit hinter der Pole-Zeit", erinnert Binotto.
Ferraris Testauftakt vielversprechend
Die ersten Ergebnisse nach zweieinhalb Testtagen in Bahrain sind vielversprechend: "Der Speed auf den Geraden ist jetzt in Ordnung. Motor und Aerodynamik haben beide dazu beigetragen, dass wir uns da verbessert haben. Ich glaube nicht, dass das noch ein Nachteil ist."
Im vergangenen Jahr rangierte Ferrari bei der Geschwindigkeitsmessung meist im hinteren Viertel. Im Bahrain-Qualifying landete Charles Leclerc am Messpunkt mit 321,9 Stundenkilometern auf Rang 14, Sebastian Vettel mit 318,3 Stundenkilometer auf Rang 19.
Höchstgeschwindigkeitswerte sind immer mit Vorsicht zu genießen. Im Qualifying fahren zumindest alle mit der höchsten Motoreinstellungen, öffnen das DRS und sind zur selben Zeit auf der Strecke. Trotzdem verfälschen Windschattenfahrten das Bild.
Bei Testfahrten gibt es mehr Variablen. Vor allem 2021 spielt auch der Wind eine große Rolle. Vom einen auf den anderen Tag drehte er sich um 180 Grad. Deshalb sollte in die Messwerte nicht zu viel interpretiert werden. Dazu gilt: Topspeed ist nicht alles. Beschleunigung ist für die Rundenzeit wichtiger.
Topspeeds Bahrain-Test 2021 Tag 1 & 2
POS | Fahrer | Team | Motor | Gefahren an | Speed |
---|---|---|---|---|---|
1 | Nissany | Williams | Mercedes | Tag 1 | 330,1 |
2 | Ricciardo | McLaren | Mercedes | Tag 1 | 329,9 |
3 | Vettel | Aston Martin | Mercedes | Tag 1 | 329,2 |
4 | Gasly | AlphaTauri | Honda | Tag 1 | 328,3 |
5 | Verstappen | Red Bull | Honda | Tag 1 | 327,5 |
6 | Norris | McLaren | Mercedes | Tag 1 | 327,2 |
7 | Tsunoda | AlphaTauri | Honda | Tag 1 | 326,7 |
8 | Raikkonen | Alfa Romeo | Ferrari | Tag 1 | 326,0 |
9 | Stroll | Aston Martin | Mercedes | Tag 1 | 325,9 |
10 | Leclerc | Ferrari | Ferrari | Tag 1 | 325,8 |
11 | Ocon | Alpine | Renault | Tag 1 | 324,3 |
12 | Giovinazzi | Alfa Romeo | Ferrari | Tag 1 | 322,6 |
13 | Hamilton | Mercedes | Mercedes | Tag 1 | 322,6 |
14 | Sainz | Ferrari | Ferrari | Tag 1 | 321,1 |
15 | Schumacher | Haas | Ferrari | Tag 1 | 319,7 |
16 | Mazepin | Haas | Ferrari | Tag 1 | 318,9 |
17 | Latifi | Williams | Mercedes | Tag 2 | 318,6 |
18 | Perez | Red Bull | Honda | Tag 2 | 316,0 |
19 | Alonso | Alpine | Renault | Tag 2 | 311,4 |
20 | Bottas | Mercedes | Mercedes | Tag 1 | 309,0 |
Trotzdem zeigt sich hier ein kleiner Aufwärtstrend für Ferrari. An den ersten beiden Tagen kumuliert landete Charles Leclerc immerhin auf Rang zehn. Carlos Sainz reihte sich auf Rang 14 ein. Fehlten im Qualifying 2020 noch mehr als sechs Stundenkilometer auf die Spitze, sind es beim Test 2021 rund zwei km/h weniger. Dabei geht die Spreizung bei Testfahrten meist etwas weiter auseinander.
Ferrari nicht auf Rundenzeiten aus
Abgesehen vom Speed auf den Geraden gibt man sich bei Ferrari noch vorsichtig. Einerseits fuhr Leclerc am letzten Testtag vormittags nur drei Zehntelsekunden schneller als die bis dato schnellste Runde des Tests von Sergio Perez, die Rennsimulation hingegen sah weniger gut aus. Dafür wiederum stimmte die Zuverlässigkeit.
"Es ist alles glatt gelaufen", freut sich Binotto. "Wir wollen das Auto unter allen Bedingungen verstehen. Dafür haben wir viel Daten gesammelt, die nun analysiert werden müssen. Dabei geht es auch darum, die Korrelation zwischen Simulation, Windkanal und Strecke abzugleichen. Aber die Messdatenerfassung verlief gut."
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