Ronnie Peterson gehört zu den großen Was-wäre-wenn-Geschichten der Formel 1. Der zehnfache Grand-Prix-Sieger wurde von seinen Konkurrenten in allen Ehren gehalten, und sorgte in seinem Heimatland Schweden für den großen Aufstieg der Königsklasse. Doch der Weg auf den F1-Olymp blieb ihm versperrt, bevor er schließlich 1978 tödlich verunglückte.

Formel 1 heute vor 80 Jahren: Ronnie Peterson wird geboren

Am 14. Februar 1944 wurde Ronnie Peterson im schwedischen Almby geboren. Während er aufwuchs, war sein Land nicht gerade die große Formel-1-Nation. Nur ein Fahrer, Jo Bonnier, war regelmäßig auf dem Grid anzutreffen. Peterson war jener Mann, der das ändern sollte. Schon früh startete er mit Unterstützung von Vater Bengt mit Selbstbauten im Kart-Sport, so ging es bis in die Formel 3 weiter. Mit Erfolgsserien und einem Sieg in Monaco zog er die Aufmerksamkeit der großen europäischen Teams auf sich.

1971 war Petersons Durchbruch in der Formel 1, Foto: Sutton
1971 war Petersons Durchbruch in der Formel 1, Foto: Sutton

March-Kunde Colin Crabbe sicherte sich für 1970 Petersons Dienste und verhalf ihm zum F1-Debüt. Bei seinem Debüt in Monaco verpasste er als Siebter die Punkte nur knapp, am Saisonende wurde er ins March-Werksteam geholt und wurde 1972 zum Star: Fünf Podien, der zweite Platz in der WM hinter Jackie Stewart, und in Monza verpasste er in einer legendären Windschatten-Schlacht nur knapp den Sieg. Gleichzeitig holte er für March den Formel-2-Titel.

Von da an war Peterson berühmt, auch wenn March ihm in der nächsten Saison kein gutes Equipment liefern konnte. Mit seinem spektakulären Fahrstil - er scheute vor Powerslides nie zurück - wurde er als spiritueller Nachfolger von Weltmeister Jochen Rindt tituliert. Für 1973 wechselte Peterson zum Weltmeister-Team Lotus, gewann vier Rennen und wurde hinter Stewart und Teamkollege Emerson Fittipaldi WM-Dritter.

Peterson findet keinen Weg zum Formel-1-Titel

Damit war er endgültig an der Weltspitze angekommen. Er galt als einer der schnellsten, wenn nicht sogar der schnellste Fahrer im Feld. Seine steigende Popularität verhalf Schweden 1973 zum ersten offiziellen WM-Lauf. Leider half sein Team nicht: Lotus rutschte in ein kleines Formtief, nach drei Siegen 1974 blieb Peterson 1975 sieglos. Nur sechs Punkte holte er, der radikale Lotus 76 aus der Feder von Colin Chapman war hoffnungslos, und das Team musste ein ganzes Jahr mit dem veralteten 72 kämpfen. Obendrauf erwarb sich Peterson eine Reputation als hervorragender Rennfahrer, aber miserabler Tester.

Mit dem veralteten Lotus 72 ging 1975 nichts mehr, Foto: Sutton
Mit dem veralteten Lotus 72 ging 1975 nichts mehr, Foto: Sutton

1976 war die Beziehung zwischen Peterson und Chapman mangels konkurrenzfähigen Materials endgültig zerrüttet. Chapman hatte Peterson gerade noch von einem Wechsel zu Shadow abhalten können, aber als der neue Lotus 77 wieder in den Entwicklungs-Rückstand geriet, gab Peterson auf und sprang ab zu March. Mit einem Sieg beendete er die Saison, 1977 kämpfte er ein Jahr lang mit Tyrrell und holte ein Podium.

Eine zeitgleiche Lotus-Renaissance trieb Peterson 1978 also zurück zum alten Partner. Nicht, dass die Beziehung mit Chapman besser gewesen wäre, aber das Material war es. Den Preis, den er dafür bezahlte: Nummer-zwei-Status hinter Mario Andretti, dem eventuellen Weltmeister. Peterson gewann in Südafrika und Österreich, und bei vier anderen Rennen fügte er sich und brachte hinter Andretti den Lotus-Doppelsieg nach Hause.

Peterson verstirbt nach Formel-1-Unfall in Monza

Das bedeutete, dass Peterson mathematisch drei Rennen vor Schluss als WM-Zweiter auch noch Titelchancen hatte. Andretti, der über die Saison zum engen Freund geworden war, soll Peterson vor dem Italien-GP in Monza am 10. September laut den F1-Journalisten David Tremayne und Freddy Petersens sogar angeboten haben: Monza fahren wir noch gemäß Vertrag, danach kämpfen wir frei um die WM. "Zur Hölle mit dem Vertrag."

Peterson, neben ihm Sieger Mario Andretti und James Hunt, Foto: Sutton
Peterson, neben ihm Sieger Mario Andretti und James Hunt, Foto: Sutton

Leider kam es nie dazu. Peterson, der nach technischen Problemen aus dem Mittelfeld hatte starten müssen, wurde in einen Start-Crash mit zehn Autos verwickelt. McLaren-Pilot James Hunt verschätzte sich bei einem Ausweich-Manöver und kollidierte mit Petersons Lotus, der daraufhin an der Absperrung zerschellte und in Flammen aufging.

Trotzdem schien Peterson zuerst davonzukommen. Hunt und Clay Regazzoni zogen ihn aus dem Wrack, er kam ohne schwere Verbrennungen, aber mit vielfach gebrochenen Beinen ins Krankenhaus. In der Nacht wurde er operiert, am Morgen kam für die Formel 1 die Schock-Nachricht: Peterson war an einer durch den Eingriff hervorgerufenen Fettembolie verstorben.

Der tragische Unfall in Monza, Foto: Sutton
Der tragische Unfall in Monza, Foto: Sutton

Andretti war, als er von der Verschlechterung des Zustandes gehört hatte, noch ins Krankenhaus gefahren. Durch Petersons Unfall war ihm der WM-Titel nun sicher. Peterson wurde posthum Vize-Weltmeister. Bei der Beerdigung war fast die ganze Formel 1 anwesend. Knapp einen Monat nach Petersons Tod starb Schwedens zweite F1-Hoffnung Gunnar Nilsson an Krebs, und das Land verschwand von der F1-Bildfläche. 1979 gab es keinen Grand Prix mehr, seither fuhren nur mehr drei Schweden in der Serie.

Was sonst noch geschah:

Vor 38 Jahren: Michael Ammermüller wird geboren. Der deutsche Sportwagen-Profi gewann von 2017 bis 2019 dreimal in Serie den Porsche Supercup, und 2020 das ADAC GT Masters. Und er war bei drei F1-Rennen 2006 als dritter Red-Bull-Fahrer anwesend, kann aber keinen F1-Start vorweisen.

Vor 82 Jahren: Ricardo Rodriguez wird geboren. Der mexikanische Shootingstar begann seine F1-Karriere 1961 im Alter von 19 Jahren in einem Gast-Cockpit von Ferrari. Das Team hielt ihn eigentlich für zu jung und gab ihm 1962 nur eine Handvoll Auftritte, beim dritten Start in Spa holte er den ersten Punkt und beim nicht zur WM zählenden Rennen in Pau ein Podium. Schon galt er als zukünftiger Meister. Zu Saisonende verunglückte er beim Heimrennen in Mexiko-Stadt tödlich. Die Aufhängung des privat eingesetzten Lotus hatte nachgegeben. Nach ihm und seinem Bruder Pedro, ebenfalls erfolgreicher Rennfahrer, ist heute die GP-Strecke in Mexiko benannt: Autodromo Hermanos Rodriguez.

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