Valtteri Bottas musste in der letzten Woche ordentlich einstecken. George Russell hatte ihm beim Sakhir GP die Schau gestohlen - mit einem Beinahe-Sieg beim ersten Auftritt im Mercedes-Werksteam, bei dem er den etablierten Bottas für den Großteil des Rennens unter Kontrolle hatte.

Bottas wusste es selbst danach: Die Optik war miserabel. Aus diesem Grund sparte sich der Finne ab Sonntag den Blick ins Internet. "Natürlich musst du am Sonntag die medialen Verpflichtungen erledigen. Ein schlechtes Rennen musst du sicher abhandeln, das habe ich. Und ich habe von der Vergangenheit gelernt, dass es dann manchmal am besten ist, alles zu blocken und nichts anzuschauen."

Bottas verhängt News-Sperre: Für Abu Dhabi wieder frisch

"Also habe ich mir ab Sonntag keine einzige Schlagzeile, keine News-Artikel angesehen, oder Social Media", so Bottas. Dort ging es auch rund - nicht nur, dass Bottas' blasse Bahrain-Leistung harte Kritik nach sich zog. Unterfüttert durch vage Statements von Russell und Teamchef Toto Wolff begann gleich die Debatte, ob Mercedes nicht für 2021 schon einen Fahrerwechsel anstreben sollte.

In den sozialen Medien ging das bis ins Extrem - ob Bottas etwa 'Mercedes' aus seinem Instagram-Account entfernt habe. Bottas selbst wollte nichts davon hören oder sehen, und blieb offline: "Manchmal musst du es so machen. Es funktioniert für mich, und ich fühle mich wieder voller Energie für das neue Wochenende. Ich fühle mich so, dass ich abliefern kann. Das ist das Wichtigste."

Bottas: Finale 2020 zwischen Pech und Formtief

Einen Form-Aufschwung hätte er bitter nötig, seit der WM-Niederlage gegen Mercedes-Platzhirsch Lewis Hamilton hat er in drei Rennen nur acht Punkte geholt: "Ein viertes Jahr in Serie zu verlieren, im Titelkampf, das ist schwer zu akzeptieren. Das hat sicher Auswirkungen, und wenn du weißt, dass der Titel verloren ist, dann ist es nicht ganz das Gleiche. Auch wenn du weißt, dass du immer 100 Prozent geben sollst - was ich versuche. Aber jeder weiß, wie mental anspruchsvoll dieser Sport ist."

Bottas unterlag im Zweikampf mit alten Reifen in Sakhir George Russell, Foto: LAT Images
Bottas unterlag im Zweikampf mit alten Reifen in Sakhir George Russell, Foto: LAT Images

Dass er nur durch die WM-Niederlage in ein Formtief gestürzt ist, findet Bottas trotzdem nicht: "Ich kann nur sagen, dass ich seit Imola richtig, richtig viel Pech hatte. Ich kann mich nicht einmal an mein letztes Podium erinnern."

"Ich spüre, dass ich über die letzten Rennen hinweg nicht meine besten Leistungen abgeliefert habe", gesteht Bottas, "aber natürlich versuche ich noch immer alles rauszuholen. In diesem Sport gibt es viele Faktoren. Manchmal ist es Pech. Manchmal ist es das, was du im Auto oder außerhalb davon machst. Ich kann nur sagen, dass ich viel mehr liefern kann, als wenn du dir die letzten Rennen im Durchschnitt ansiehst."

Bottas will versöhnliches Abu Dhabi: Zum Glück keine Pause

An diesen letzten Rennen will sich Bottas nicht aufhängen: "Das ist Geschichte, wurde alles analysiert, ich weiß was ich nächstes Mal besser machen kann. Das ist alles. Zum Glück kommt gleich das nächste Rennen nach dieser Enttäuschung."

Für ihn die letzte Chance, 2020 doch noch einen positiven Spin zu verpassen, bevor es in die Winterpause geht. "Ich weiß aus der Vergangenheit, dass es nicht unbedingt sein muss, das beste Rennen deines Lebens oder ein positives Ende der Saison zu haben - aber es hilft sicher. Es wäre viel netter, mit einem guten Ergebnis in die Pause zu gehen, mit einem Sieg. Das ist das einzige Ziel für diese Woche."