Im Schatten von Mercedes-Ersatzfahrer George Russell gaben am Samstag in Bahrain mit Pietro Fittipaldi und Jack Aitken zwei Rookies ihr Debüt in einem Formel-1-Qualifying. Während Russell im Boliden von Weltmeister Lewis Hamilton um ein Haar Valtteri Bottas die Pole Position entriss, stürzten sich die beiden Neulinge für Haas und Williams in den Kampf um die letzten Startplätze.

"Es nervt mich etwas, dass mein letzter Run nicht so verlief, wie ich mir das vorgestellt hatte", so Aitken, der als Vertretung von Russell bei Williams fast dessen Qualifying-Statistik fortsetzte. An Stammfahrer Nicholas Latifi scheiterte der Brite schlussendlich um nur neun Hundertstelsekunden, nachdem er in den ersten Runs sogar vor dem Kanadier gelegen hatte.

Der wiederum hätte den Teamkollegen auf Zeit gerne noch deutlicher distanziert. "Mein letzter Versuch sah nach einer ziemlich starken Runde aus. Ich nahm mir vor, nichts liegen zu lassen und gab alles, aber leider habe ich in der letzten Kurve einen großen Fehler gemacht", sagt Latifi. "Ich bin enttäuschend, dass ich meine Runde nicht zusammenbekommen habe. Da war mehr drin."

Williams lobt Reservist Aitken

Aitken hingegen hatte das Duell mit dem Stallgefährten nicht unbedingt auf dem Schirm, als er sich ins Gefecht stürzte. "Für mich war das Ziel, mich jedes Mal, wenn ich in das Auto steige, zu verbessern", sagt er. Ihn wurmt es, dass es ausgerechnet beim Showdown mit dem Teamkollegen nicht klappte. "Das war der wichtigste [Run]", sagt er. Von Williams-Chefingenieur Dave Robson gab es viel Lob für den Formel-2-Fahrer, der kurzfristig von seiner Rolle als Simulatorfahrer des Teams befördert wurde.

"Jack und sein Team haben sehr gut gearbeitet, um ihn soweit nach vorne zu bringen und er hat das mit einer sehr professionellen und starken Performance demonstriert", so der Brite, der gespannt auf den ersten Renneinsatz des 25-Jährigen schaut: "Wir freuen uns darauf, ihm zu noch mehr Erfahrung zu verhelfen."

Das erste Rennen auf dem lediglich 3,543 km langen Außenkurs des Bahrain International Circuit zu bestreiten, wird für Aitken zweifelsohne eine Herausforderung. "Ich denke, das Reifenmanagement wird eine größere Rolle spielen, als wir vor dem Wochenende erwartet hatten", sagt er. "Und bei der kurzen Runde kommt es auch darauf an, wie du dich bei blauen Flaggen verhältst und das deine Boxenstopps beeinflusst. Es wird interessant."

Fittipaldi opfert Qualifying für Magnussen

Einen interessanten Sonntag erhofft sich auch Pietro Fittipaldi, der für den bei seinem Feuerunfall am vergangenen Wochenende leicht verletzten Romain Grosjean einspringt. Das Qualifying war für den Enkel der brasilianischen F1-Legende Emerson Fittipaldi nämlich nicht unbedingt das, was sich ein Rennfahrer darunter vorstellt.

"Das Qualifying war nicht ideal, weil ich Windschatten geben und meine Runs opfern musste," so Fittipaldi, der für Kevin Magnussen Schützenhilfe leisten musste. Die Gründe dafür lagen jedoch auf der Hand. Nach einem Defekt am Vortag kassierte er für den Wechsel von Batterie und Steuergerät eine Startplatzstrafe.

"Ich verstehe das Team voll und ganz. Wenn ich sowieso die Strafe habe und Kevin helfen kann, ins Q2 zu kommen, steht das völlig außer Frage", so Fittipaldi, der im Q3 sieben Zehntelsekunden Rückstand auf den Dänen aufwies. Der schaffte es als 16. aber trotz der Hilfe nicht in die nächste Runde.

Im 3. Freien Training war der Abstand mit drei Zehntelsekunden allerdings zu Fittipaldis Zufriedenheit ausgefallen. "Ich bin seit einem Jahr nicht mehr gefahren und dafür bin ich mit meinem ersten F1-Wochenende bisher glücklich", sagt er. "Ich bin froh, auf ein paar Zehnteln an Kevin dran zu sein. Er ist eine sehr gute Referenz."

Fittipaldis Plan fürs erste Rennen: Keine Scheiße bauen

Für die 87 Runden hat der 24-jährige Brasilianer vor allem ein Ziel. "Jede meiner Aktionen muss sitzen, denn immer wenn etwas nicht sitzt, baut man Scheiße", erklärt Fittipaldi, dass er nur ungerne negativ auffallen will, wenn er das erste mal auf engstem Raum mit den etablierten F1-Größen unterwegs ist.

Vom rechtmäßigen Besitzer seines Boliden holte er sich vor dem Wochenende Tipps für den Start ab: "Ich habe mit Romain über die erste Runde gesprochen. Er hat mir gesagt, dass du viel mehr Dirty Air haben wirst, wenn du hinter so vielen Autos fährst. Das ist etwas, dass du im Training, wenn du alleine fährst, so nicht erfährst."