Bei Lance Stroll sitzt der Frust vor dem Formel-1-Rennen in Bahrain immer noch tief. Der Kanadier trauert der verpassten Siegchance beim Grand Prix der Türkei in Istanbul immer noch nach. Sein Trost ist die Gewissheit, nicht selbst für das Debakel verantwortlich gewesen zu sein. Das Gefühl der Bestätigung durch seine sensationelle Pole Position im Regen bleibt.

"Wenn ich jetzt auf das Rennen zurückschaue, ergibt alles Sinn", so Stroll mit Blick auf seinen Absturz vor zwei Wochen. Von der Pole Position aus gestartet hatte er das Rennen an der Spitze n der Anfangsphase sicher im Griff, doch sein Meisterstück entwickelte sich nach dem ersten Renndrittel zu einem Überlebenskampf. "Das war alles kein Zufall."

Erst büßte er seinen gesamten Vorsprung gegenüber Teamkollege Sergio Perez ein, dann ging nach dem zweiten Boxenstopp plötzlich alles schief. "Nachdem ich mir in Runde 17 den Schaden am Unterboden eingefangen hatte, habe ich an der Vorderachse sehr viel Anpressdruck verloren und pro Runde über eine Sekunde verloren", erklärt Stroll.

Führungsrunden für Stroll nur schwacher Trost

Bei der Zieldurchfahrt lag er als Neunter über eine Minute hinter Sieger Lewis Hamilton. Dabei hätte Stroll ein starkes Resultat dringend gebraucht. Seit seinem überraschenden Podium in Monza war der 22-Jährige nicht mehr in die Punkte gefahren. Inmitten seiner sportlichen Krise meldete er sich in der Türkei mit der vielleicht stärksten Leistung seiner Karriere zurück.

Durch seine 32 Runden an der Spitze hat Stroll in dieser Saison eine Führungsrunde mehr als Verstappen und die drittmeisten hinter den Mercedes-Teamkollegen. Ohne ein entsprechendes Ergebnis sind diese Zahlen für ihn allerdings nicht viel wert: "Die Führungsrunden sind toll, aber am Ende zählt nur, beim Fallen der Zielflagge in Führung zu liegen. Das Rennen anzuführen war fantastisch, aber es ist sehr schade, dass alles den Bach herunter ging."

Stroll stolz auf Pole Position und Regenkünste

Letztendlich bleibt ihm vom Wochenende in Istanbul vor allem die innere Zufriedenheit, wieder einmal für ein Ausrufezeichen gesorgt zu haben. "Die Pole war etwas ganz Besonderes. Es war ganz sicher eines der größten Highlights meiner Karriere und ein Tag, an den ich mich immer erinnern werde", so Stroll, der in seinen bis dato vier Jahren in der Formel 1 vor allem im Regen für Überraschungen gesorgt hat.

2017 fuhr er als Rookie im nassen Qualifying für den Italien GP sensationell in die erste Startreihe. Im vergangenen Jahr verpasste er im Wetterchaos auf dem Hockenheimring nur knapp das Podest. "Mir gefallen diese Bedingungen, ich mag es im Nassen", sagt er mit Blick auf seine Begabung im Regen.

Er sieht seine Stärke bei widrigen Wetterverhältnissen als Produkt seiner intensiven Trainingseinheiten im Kartsport. "Ich hatte im Nassen immer schon ein gutes Gefühl, wahrscheinlich weil ich in Kanada aufgewachsen bin. Das Wetter war immer schlecht, wenn ich Go-Kart gefahren bin. Ich bin sehr viel im Regen gefahren und habe dabei ein gutes Gefühl dafür entwickelt", erklärt er.

Und während manche der besonders fähigen Regenfahrer derartige Bedingungen trotz ihres Erfolgs nie wirklich bevorzugten, steigt Stroll jederzeit gerne ins Cockpit: "Ich fühle mich gut und genieße die Herausforderung, das Auto im Nassen tanzen zu lassen. Mir hat das immer Spaß gemacht."