Das Autodromo Nazionale di Monza plant im Rahmen seines 100-jährigen Jubiläums eine umfangreiche Modernisierung der Formel-1-Rennstrecke und der anliegenden Infrastruktur. Die Heimat des Grand Prix von Italien will neben kleineren Umbaumaßnahmen außerdem ein besonders gewagtes Vorhaben realisieren. Die historische Steilkurve soll mit Hilfe von Staatsgeldern saniert und wieder in Betrieb genommen werden.

"Unsere Hochgeschwindigkeitsstrecke in ihrem derzeitigen Zustand zu sehen, lässt einem das Herz bluten", so Angelo Sticchi Damiani in der Gazzetta dello Sport über das Oval, das 1922 mit einer Länge von 4,500 Kilometern und 21 Grad Banking errichtet wurde. 1954 wurde das Layout auf 4,250 km verkürzt, wobei die Überhöhung der Kurven auf 38,69 Grad verschärft wurde. Seit rund 50 Jahren ist das Oval mehr oder weniger dem Verfall überlassen. In den 1990er Jahren entging es nur knapp dem Abriss.

Von der Formel 1 wurde es zuletzt im Jahr 1961 im Rahmen des Grand Prix von Italien befahren. In Folge des tödlichen Unfalls von Wolfgang von Trips in diesem Rennen wich die Königsklasse danach auf das zweite Layout von Monza aus. Das endgültige Ende des Ovals markierten die 1000 km von Monza 1969. Seitdem verirrt sich nur die Rallye Monza einmal im Jahr auf ein Teilstück der alten Rennstrecke.

Italienischer Automobilverband fordert Investition vom Staat

Der Präsident des italienischen Automobilverbands Aci möchte die in Vergessenheit geratene Anlage nun wieder in Betrieb nehmen. "Die Hochgeschwindigkeitsstrecke ist nicht nur industrielles Kulturgut, sie ermöglicht auch die Austragung von Rennen", erklärt Damiani, der sich auf Basis dieser Argumentation vor allem Hilfe durch den Staat erhofft.

"Wir haben eine wichtige Vereinbarung mit der Lombardei als Region, was den Grand Prix angeht. Aber nun brauchen wir Zugriff auf außerordentliche Ressourcen", so der 66-Jährige, der den Automobilverband nicht in der Lage sieht, für die Modernisierung aufzukommen. "Die Rennstrecke gehört uns nicht. Wir würden also Geld in das Eigentum eines anderen investieren, nämlich das der Region und der Stadtverwaltungen von Monza und Mailand."

Neue Tribünen und bessere Infrastruktur

Neben der alten Ovalrennstrecke sollen auch die anderen Anlagen des Autodromo Nazionale di Monza im großen Stil erneuert werden. Unter anderem sollen einige Tribünen erneuert werden sowie neue Unterführungen zur Trennung von Fahrzeugen und Fußgängern angelegt werden, um die Infrastruktur zu verbessern. Vor zwei Jahren wurden hinsichtlich des Jubiläums außerdem bereits Überlegungen angestellt, die erste Schikane zu entfernen und die zweite Lesmo-Kurve wieder schneller zu gestalten.

"Wir bitten die Regierung vor allem, weil es sich um ein nationales Event handelt, nicht nur um eine lokale Angelegenheit", so Damiani. "Monza verdient das. Es ist die älteste Rennstrecke der Welt, auf der die Formel 1 noch fährt. 1922 hat alles begonnen und hier wird immer noch gefahren. Die Hundertjahrfeier ist eine Chance, nicht nur ein bisschen aufzupolieren sondern die Rennstrecke zu modernisieren und dafür zu sorgen, dass sie für die nächsten 20 Jahre bereit ist."

Monza noch bis mindestens 2025 mit Formel-1-Rennen

Damiani sieht in den geplanten Umbaumaßnahmen außerdem eine Möglichkeit, die in der anhaltenden Krise geschwächte Konjunktur der Region anzukurbeln: "All das bringt den Menschen hier sehr viel Arbeit und außerdem verbessern wir ein Wirtschaftsgut, das auf der ganzen Welt bekannt ist."

Der Vertrag zwischen der Formel 1 und den Veranstaltern des Italien GP war 2019 ursprünglich für fünf Jahre abgeschlossen worden. Im Zuge der Coronavirus-Krise und dem in diesem Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragenen Rennen wurde der Deal um ein Jahr erweitert. Bis einschließlich 2025 wird die Königsklasse weiter auf der Traditionsrennstrecke antreten.