Charles Leclerc sorgte beim Formel-1-Rennen in Barcelona vor zwei Wochen für eine umstrittene Szene. Nach seinem kuriosen Dreher in Folge eines ECU-Defekts war der Ferrari-Pilot zwei Runden unangeschnallt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya unterwegs. In den sozialen Medien und von Experten hagelte es scharfe Kritik. Vor dem Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps stellte der Monegasse die brisante Situation klar.

"Ich habe mich abgeschnallt, als mir klar wurde, dass es ein Problem mit dem Motor gibt. Ich hatte nicht damit gerechnet, weiterzufahren", so Leclerc. In der 36. Runde hatte er sich in Kurve 14 plötzlich gedreht, als sein Motor ausging und die Hinterachse blockierte. Nach Freigabe seines Renningenieurs versuchte er die Power Unit erneut zu starten und setzte sein Rennen wider Erwarten fort.

Leclerc war zunächst in langsamer Fahrt unterwegs. Er meldete seinem Kommandostand einen nicht rund laufenden Motor und kündigte seine Rückkehr an die Box an. Die Ingenieure konnten in der Telemetrie jedoch keine Unregelmäßigkeiten feststellen und gaben die Freigabe für Renntempo. Kurz darauf setzte Leclerc jenen Funkspruch ab, durch welchen sein Regelverstoß überhaupt erst ans Licht kam.

Leclerc fixierte nur drei der vier Gurte

"Leute, ich muss an die Box. Als ich den Knopf betätigt habe, um den Motor anzulassen, habe ich die Gurte gelöst. Wenn ich Bremse, rutsche ich herum. Mich stört es nicht, aber ich bin mir sicher, dass niemand besonders glücklich darüber sein wird, wenn ich ohne Sicherheitsgurte fahre", informierte er die Crew.

Dieser Funkverkehr ließ vermuten, dass Leclerc die zwei Runden bis zu seinem Ausfall vollständig unangeschnallt zurücklegte. Dem widerspricht er nun jedoch: "Ich habe sie wieder angelegt, als ich weitergefahren bin. Ich fuhr eine langsame Runde um herauszufinden, ob der Motor richtig läuft. Als ich auf der zweiten Runde wieder Tempo machte, realisierte ich, dass einer der vier Gurte nicht angelegt war. Ich habe das Team informiert und sofort gestoppt."

Der Versuch den Gurt beim Boxenstopp wieder anzulegen scheiterte an einer fehlenden Befestigung. Leclerc musste aussteigen. Der Bruch von Artikel 14, Punkt 4 des technischen Reglements machte erst nach dem Rennen die Runde. Dieser Passus schreibt das Tragen eines gemäß FIA-Standard 8853-2016 homologierte Sicherheitsgurts, bestehend aus zwei Schulter-, einem Bauch sowie zwei Beingurten, aus.

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Christian Danner kritisiert Charles Leclerc und FIA

Die FIA sprach trotz des offensichtlichen Regelverstoßes überraschenderweise keine Strafe gegen Leclerc aus. In den sozialen Medien wurde der zweifache Grand-Prix-Sieger für das Verfehlen seiner Vorbildfunktion kritisiert. Auch unter Experten machte er sich mit dieser Nachlässigkeit keine Freunde.

Ex-Formel-1-Fahrer und Fahrsicherheitsexperte Christian Danner ging mit Leclerc hart ins Gericht. "Abgesehen davon, dass es grob fahrlässig ist, so weiterzufahren, ist es vor allem verboten", so der 62-Jährige im Gespräch mit der BILD.

Dass die Stewards das Vergehen nicht ahndeten, stößt bei ihm auf genauso wenig Verständnis: "Aus meiner Sicht müsste das bestraft werden." FIA-Rennleiter Michael Masi äußerte sich bislang nicht zu der Thematik.