Der nächste Traditionsrennstall der Formel 1 plant offenbar einen zumindest teilweisen Verkauf. Nachdem Ende Mai Williams verkündet hatte, verschiedene Optionen - von einer Kapitalerhöhung über Minderheitsbeteiligungen bis hin zu einem kompletten Verkauf des Rennteams oder sogar der gesamten Williams-Gruppe - zu prüfen, steht nun offenbar auch McLaren vor einem vergleichbaren Schritt.

Anders als Williams setzte das Team aus Woking die Öffentlichkeit bis dato jedoch nicht selbst davon in Kenntnis. Allerdings berichteten bereits mindestens zwei seriöse Auftritte, zuerst Sky News am Mittwochabend, dann auch die offizielle Website der Formel 1 selbst, von dieser Möglichkeit. Ein Sprecher des Teams reagierte einzig mit einem Hinweis, Spekulationen nicht zu kommentieren.

Verkauf von 20 bis 30 Prozent?

Laut F1.com und Sky News soll sich McLaren ohnehin noch nicht - wie Williams - auf Käufersuche befinden, sondern bislang einzig die Möglichkeit eines Verkaufs sondieren. Die Rede ist von einer 'Konzeptphase'. Es soll um 20 bis 30 Prozent der Anteile gehen. Anders als bei Williams geht es im Fall McLaren zudem einzig und allein um die Rennsparte, nicht die gesamte Gruppe.

Als Grund für den Verkauf von Minderheitsanteilen geben die Berichte weniger akute finanzielle Probleme an, was angesichts der Entwicklungen in den vergangenen Wochen naheliegen würde. So kündigte McLaren zuletzt an, als Folge der Corona-Krise und wegen der ab 2021 in der Formel 1 greifenden Budgetobergrenze mehr als 1.000 Jobs streichen zu müssen, darunter ein Teil auch im F1-Projekt.

McLaren von Corona-Krise hart getroffen

Noch dazu musste McLaren über Kredite nachdenken, die mit dem Hauptquartier in Woking und der darin befindlichen historischen Formel-1-Sammlung abgesichert sein sollen. Zuvor war ein Kredit von 150 Millionen Pfund seitens der Regierung abgelehnt worden.

Stattdessen ist mit Blick auf den möglichen Verkauf von Anteilen nun mehr die Rede von einer Gelegenheit - einer Finanzspritze, um die ab 2021 zunächst bei 145 Millionen Dollar liegende Budgetobergrenze voll ausschöpfen und es mit den drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull aufzunehmen zu können.

Aktuell befinden sich 56 Prozent der McLaren-Gruppe in Besitz der Mumtalakat Holding Company aus Bahrain. 14 Prozent gehören Mansour Ojjeh, zehn Michael Latifi, Vater von Williams-Pilot Nicholas Latifi. Die verbleibenden 20 Prozent verteilen sich auf kleinere Anteilseigner.