Ferrari will über die Formel-1-Saison 2020 mit Sebastian Vettel weitermachen. Spruchreif ist ein neuer Vertrag des viermaligen Weltmeisters aber noch lange nicht. Ein Zustand, der durch die in Folge des Coronavirus angeordnete Zwangspause noch eine Weile anhalten könnte. Inmitten des Ausnahmezustandes machen nun schon die ersten Spekulationen für 2021 die Runde. Renault könnte auf einen Ersatz für Daniel Ricciardo angewiesen sein und wäre Vettel gegenüber offenbar nicht abgeneigt.

"Ich will nicht nein sagen, weil er ein toller Fahrer und ein großartiger Champion ist", so Renault-Teamchef Cyril Abiteboul gegenüber dem französischen TV-Sender Canal+. Dem größten Automobilkonzern der Grande Nation ist Vettel kein Unbekannter. Zwischen 2009 und 2014 fuhr er bei Red Bull mit Motoren aus Viry und wurde in dieser Zeit viermal Weltmeister.

"Wir haben im Bereich der Motoren zusammen gearbeitet und zusammen gewonnen", unterstreicht Abiteboul die erfolgreiche gemeinsame Vergangenheit. Doch genau das ist für ihn auch der Knackpunkt wenn es darum geht, für 2021 einen Fahrer auszuwählen: "Ich strebe eher danach, mit den Fahrern von morgen zu arbeiten als mit denen von gestern."

Vettel fährt 2020 seine 14. Saison in der Königsklasse und zählt mit 32 Jahren zu den ältesten Piloten im Feld. Dass der Heppenheimer seinen Zenit überschritten hat, will Abiteboul mit seiner Aussage über einen Fahrer von gestern jedoch nicht gesagt haben. "Es ist schwierig, das so über jemanden wie Sebastian zu sagen", stellt er klar.

Renault will Früchte ernten: Lieber Youngster für Ricciardo

Sollte Ricciardo das Boot nach zwei Jahren wieder verlassen, will er neben dem mit drei Saisons ebenfalls routinierten Ocon lieber einen Youngster aus den eigenen Reihen der Renault-Nachwuchsförderung sehen: "Wir haben ein Förderprogramm, aus dem möglicherweise Piloten für 2021 oder 2022 hervorgehen."

Nachdem die Franzosen durch den tragischen Tod von Formel-2-Pilot Anthoine Hubert 2019 in Spa-Francorchamps ihren großen Hoffnungsträger verloren, treten 2020 erneut zwei Piloten aus der Renault Sport Academy im Unterhaus der Formel 1 an. Neben Guanyu Zhou, seines Zeichens Rookie des Jahres 2020, debütiert Christian Lundgaard.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir diese Academy 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen haben, 2021 einen Piloten in die F1 zu bringen", so Abiteboul. "Wir werden 2021 haben und das müssen wir berücksichtigen. Christian Lundgaard ist unter anderem eine Option." Doch der Däne muss sich nach Platz sechs in der Formel 3 im Vorjahr erst beweisen, während Renault zunächst den Fokus auf Ricciardo legt.

Formel 1 2020, Q&A: Wird Sebastian Vettel überschätzt? (27:53 Min.)

Renault plant für 2021 noch mit Daniel Ricciardo

"Ich denke, Daniel ist von der Möglichkeit mit Renault sehr angetan", ist Abiteboul zuversichtlich, den Teamleader halten zu können. Im Winter hatte er zwar zugegeben, dass er einen Abschied Ricciardos nachvollziehen könne, sollte Renault ihm 2020 kein besseres Auto zur Verfügung stellen, doch dass der Australier in Enstone seine Zeit verschwendet, empfindet er als eine Fehleinschätzung.

"Er wird von bestimmten Medien, den britischen, ziemlich kritisiert. Sie verstehen das nicht. Diese Vorstellung, ein Projekt mit aufzubauen. Menschlich, technisch und sportlich. Das ist etwas, das ihm [Ricciardo] am Herzen liegt. Er ist jemand, der sich von seinen Emotionen leiten lässt und er will zeigen, dass er zu seiner Entscheidung steht, solange es sich als gute Entscheidung darstellt."

Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ricciardo ist für Renault das optimale Szenario, sofern der 30-Jährige sich weiterhin zum Team bekennt. "Es muss in beiderseitigem Interesse sein. Es ist das Projekt, das zählt. Wir müssen die ersten Rennen abwarten. Ob wir einen Schritt gemacht haben, ob er sich noch besser ins Team integriert. Und wenn wir das Gefühl haben, das unser Projekt stimmt, wieso nicht?", erklärt Abiteboul.

Der durch die Coronavirus-Krise verschobene Saisonstart könnte die Verhandlungen allerdings erschweren. "Der Kalender spielt eine Rolle", so Abiteboul. "Wir würden uns gerne etwas Zeit zum Analysieren nehmen, aber ich befürchte, dass die Dinge sehr schnell geschehen werden. Wir müssen extrem wachsam sein, damit wir diese Möglichkeit nicht verlieren."