Der Formel-1-Saisonauftakt in Australien, genauer gesagt im Albert Park in Melbourne, hat mittlerweile eine lange Tradition. Seit 1996 kommt die Serie hierher, und in den meisten dieser Jahre war es der Saisonstart. Die Tradition ist einerseits beliebt. "Ich kenne niemanden, der die Strecke nicht mag", sagt Sebastian Vettel. "Es ist eine gute Strecke, fühlt sich wie der richtige Ort zum Start an. Die Atmosphäre passt, der Fluss und Rhythmus sind gut."

Andererseits steht der Albert Park Street Circuit seit Jahren in der Kritik. Verändert wurde noch nie etwas, und die Rennen sind seit Jahren unterdurchschnittlich. Die schnellen, flüssigen Kurven und fehlende Geraden machen die Strecke toll zu fahren, aber Überholen sehr schwer. 2019 zählte die Formel 1 magere 14, im Jahr davor mit alten Aero-Regeln waren es gar nur drei. Im Sinne von besseren Auftakt-GPs wird daher über Umbauten nachgedacht.

Formel-1-Fahrer offen für Melbourne-Änderungen

In den letzten Monaten wurden die Gespräche bezüglich Streckenänderungen in Australien ernster. Zuerst einmal soll bald einmal neu asphaltiert werden, denn auch der Asphalt wurde seit 1996 nicht angerührt. Hinzu kommen Ideen, die Strecke im dritten Sektor zu verlängern, um so eine neue Gerade und dadurch neue Überholmöglichkeiten zu schaffen.

Formel 1 2020: Erste Eindrücke aus Melbourne: (08:58 Min.)

"Ich weiß davon", bestätigt Australier Daniel Ricciardo. Wie Vettel mag auch er die Strecke, gibt aber bereitwillig zu: "Sie ist wundervoll, wenn du alleine fährst, aber für Überholen am Sonntag ist es nicht die beste Strecke."

Ricciardo wurde bereits um Meinungen zu Anpassungen an der Strecke in Melbourne gebeten: "Und uns wurde gesagt, dass sie die Strecke an ein paar Stellen breiter machen könnten, oder den Kurvenwinkel ändern könnten, um die Bremszonen zu vergrößern und mehr Überholchancen zu kreieren. Das wollen sie erreichen, dafür bin ich offen. Wir sind hier schon viel gefahren, und wenn eine Änderung die Show besser macht, wären wir wohl alle einverstanden."

Hamilton und Ricciardo können sich Umbauten vorstellen, Foto: LAT Images
Hamilton und Ricciardo können sich Umbauten vorstellen, Foto: LAT Images

Lewis Hamilton stimmt Ricciardo zu: "Wenn sie ein paar Änderungen vornehmen würden, etwa die Strecke verlängern ... gerade jetzt, da wir schneller und schneller werden und möglicherweise noch weniger Überholmanöver haben."

Vettel rät Melbourne: Noch ein Jahr warten

In Melbourne bleiben wollen sie auf jeden Fall, und nicht alle sind ganz so leicht für einen Umbau zu erwärmen. Hamilton und Ricciardo vergleichen sie mit Monaco - toll und aufregend zu fahren, nur eben leider nicht gut für Rennen. "Irgendwie wäre es traurig, sie zu ändern", gibt Sebastian Vettel zu.

Bereit für notwendige Änderungen ist Vettel auch, empfiehlt seinerseits aber, erst einmal die neuen, hoffentlich überholfreundlicheren Aerodynamik-Regeln des Jahres 2021 abzuwarten, bevor ein Umbau den Charakter zerstört: "Lasst uns das Geld für die Autos ausgeben, bevor ihr es in die Strecke steckt! Natürlich könnten sie die Strecke noch besser machen, dann macht ruhig, aber diese Dinge werden am Ende meist nicht so gut gemacht."