Doppelte Überraschung bei der Scuderia Ferrari zum Auftakt der Formel-1-Testfahrten 2020 in Barcelona. Erst musste Sebastian Vettel den geplanten Testtag wegen einer Erkältung absagen, dann landete Ersatzmann Charles Leclerc im Tagesergebnis nur auf dem elften Platz, 1,313 Sekunden hinter der Bestzeit von Lewis Hamilton im Mercedes.

Ein völlig anderes Bild als im Vorjahr. 2019 hatte Sebastian Vettel Ferrari zum Start die Bestzeit gesichert. Muss man sich also Sorgen machen um die Roten? An Leclercs spontanem Einspringen für Vettel lag es jedenfalls nicht. „Um 6:45 Uhr haben ich den Anruf bekommen, da habe ich noch geschlafen. Es kam also recht spät, aber hat unter dem Strich nicht viel geändert.“

Ferrari will SF1000 erst verstehen, dann angasen

Was sich geändert hatte war die Test-Philosophie Ferraris. Keine Bestzeiten um der Bestzeiten - und angenehmen Schlagzeilen - willen, sondern Fokus auf das Wesentliche. „Wir haben unsere Herangehensweise verglichen mit vergangenem Jahr verändert. Vergangenes Jahr waren die Testfahrten großartig, aber das erste Rennen etwas weniger“, erinnert Leclerc.

„Ich denke wir haben da Einiges gelernt. Dieses Jahr konzentrieren wir uns mehr auf uns selbst, versuchen das Auto an diesen ersten paar Tagen so gut wie möglich zu verstehen. Später schauen wir dann auf die Performance. Wir werden sehen, ob es sich auszahlt“, schildert der Monegasse.

Leclerc rätselt noch: Wie viel besser ist der neue Ferrari?

Zumindest auf dem Papier liest sich das nicht schlecht. Bei 132 abgespulten Runden - zwei Renndistanzen in Barcelona - dürfte der eine oder andere Erkenntnisgewinn dabei gewesen sein. „Es ging vor allem um das Gefühl und das Auto so gut wie möglich kennenzulernen, um zu sehen, ob sich unsere Zahlen aus den Simulationen mit denen von der Strecke decken. Es ist sehr wichtig, da die richtige Korrelation zwischen Strecke und Fabrik zu haben“, sagt Leclerc.

Sein erster Eindruck sei jedenfalls nicht schlecht. Durch den neuen Ansatz seien Vergleiche zum Vorjahr aber nur schwierig anzustellen - auch, wie viel mehr Downforce der SF1000 im Vergleich zum SF90 denn nun generiert, wie groß der Schritt nach vorne ist. „Ich fühle mich in den Kurven sehr schnell, aber es ist schwierig zu vergleichen. Eine gute Messlatte dafür wird erst das erste Rennen sein, wenn die Reifen im richtigen Fenster sind. Hier ist ja schon noch sehr kalt“, sagt Leclerc.

Ferrari 2020 mit Flexi-Setup

„Aber natürlich ist sehr viel Arbeit da hineingeflossen, es kann also nur eine Evolution sein“, ergänzt der Ferrari-Pilot. „Aber wo wir genau stehen, kann ich noch nicht sagen.“

Fakt sei hingegen bereits ein wichtiger Aspekt: Der 2020er Ferrari verfügt über ein flexibleres Setup. „Das ist für beide Fahrer besser, so können wir das Auto im Detail besser an unsere Fahrstile anpassen“, erklärt Leclerc. Der Hauptgrund für mehr Flexibilität seien jedoch weniger unterschiedliche Extrema in Sachen Fahrweise gewesen, sondern ein anderes Problem des Vorjahres.

„Wir waren letztes Jahr in manchen Rennen extrem stark, in anderen hatten wir dafür sehr viel zu kämpfen“, erinnert Leclerc. „Um das Auto besser an die verschiedenen Strecken anpassen zu können, mussten wir beim Setup flexibler werden. Das hilft uns Fahrern auch, aber ist nicht der ausschlaggebende Grund gewesen.“

Formel 1 Testfahrten Barcelona 2020: Ergebnis Tag 1

P.FahrerTeamZeitReifenRunden
1HamiltonMercedes1:16.976C294
2BottasMercedes+ 0.337C379
3PerezRacing Point+ 0.399C358
4VerstappenRed Bull+ 0.540C3168
5KvyatAlphaTauri+ 0.722C3116
6SainzMcLaren+ 0.866C3161
7RicciardoRenault+ 0.897C256
8OconRenault+ 1.028C362
9RussellWiliams+ 1.192C373
10StrollRacing Point+ 1.306C252
11LeclercFerrari+ 1.313C3132
12LatifiWilliams+ 1.406C363
13KubicaAlfa Romeo+ 1.410C359
14MagnussenHaas+ 1.490C3106
15GiovinazziAlfa Romeo+ 3.120C379